Nicht ohne Genehmigung
Tschetschenien: Auftrittsverbot für selbstständige Künstlerinnen und Künstler
Grozny, die Tschetschenische Hauptstadt. © Alexxx Malev via Flickr: Grozny 8 (https://flic.kr/p/NwsetY) / Lizenz: CC BY-SA 2.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0/)
Das Verbot ging aus vom tschetschenischen Kulturminister Chosch-Baudi Daajew. In einer Reportage des Staatssenders Grozny.tv wirft dieser Künstlerinnen und Künstlern, die ihre Inhalte über YouTube verbreiten, vor, das Bild der tschetschenischen Nationalkultur zu verzerren.
Er verweist in der Reportage auf eine von Republikchef Ramsan Kadyrow eingesetzte Kommission, die Auftritte von Künstlerinnen und Künstlern erst genehmigen muss – ohne entsprechende Genehmigung herrscht Auftrittsverbot.
Alles nur Vorwände?
Das Internetportal www.kavkaz-uzel.eu bietet eine russische Übersetzung des Redebeitrages Daajews an. Danach betont dieser:
"Vorbei sind die Zeiten, in denen alles Mögliche gesungen wurde, alle tanzten, wie sie wollen und machten, was ihnen in den Sinn kam. Es ist Ordnung hergestellt, in der Republik gibt es einen Chef, es gibt Machtstrukturen, und es gibt Disziplin - wir erlauben niemanden, sich lustig zu machen."
Der tschetschenische Blogger Tumso Abdurachmanow wiederum gibt in einem YouTube-Video an, dass der angebliche Schutz der Kultur lediglich ein Vorwand der Machthaber sei. Es gehe der Regierung primär um finanzielle Interessen, da durch das Verbot lediglich "offizielle" Künstlerinnen und Künstler gebucht würden.
Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, kritisieren Menschenrechtler Kadyrows Regime in Tschetschenien bereits seit längerem. Ihm wird vorgeworfen, das Land wie eine Diktatur zu führen, ohne dass Moskau eingreife und russische Gesetze durchsetze.