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Ein Neuanfang?

Betreiberwechsel: Die Grosse Freiheit 36 geht auf neuen Kurs

News von Backstage PRO
veröffentlicht am 29.08.2022

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Betreiberwechsel: Die Grosse Freiheit 36 geht auf neuen Kurs

Impressionen Reeperbahn Festival (Hamburg, 2019). © Falk Simon

Nachdem die frühere Geschäftsführung der Hamburger Eventlocations Docks und Grosse Freiheit 36 in den letzten zwei Jahren wegen ihrer politischen Positionen massiv kritisiert wurden, will die Grosse Freiheit 36 sich nun unter neuer Leitung vom Querdenker-Image befreien.

Inmitten der Corona-Pandemie fielen die Betreibenden der Hamburger Veranstaltungsstätten Docks und Grosse Freiheit 36 immer wieder negativ auf. Auslöser dafür waren an den Fassen der Clubs aufgehängte Wandzeitungen, die u.a. undifferenziert "alternative Meinungen" zu den Corona-Maßnahmen Raum boten. 

Die darauffolgende massive Kritik der Branche – wie auch die anhaltende Uneinsichtigkeit der Betreibenden – führte schließlich zu einem Boykott der Kiezclubs. Kulturschaffende wandten sich von den Spielstätten ab, darunter auch Branchengrößen wie FKP Scorpio oder Karsten Jahnke. 

Kurswechsel

Nach dem Querdenker-Eklat gibt es jetzt Neuigkeiten von der Großen Freiheit 36: Zum 1. Juli 2022 gab es einen Wechsel in der Geschäftsführer. Benny Dianat ist jetzt der neue Betreiber des Clubs – und der setzt auf einen neuen Wertekanon.

In einem Statement stellt er sich gegen die Aktionen des alten Inhabers und betont, dass er mit dem Club neue Werte vertreten will: So positioniert Dianat sich deutlich gegen Rechts, gegen Homophobie und spricht sich "für Diversität, für Inklusion, für Gleichbehandlung und für Frieden" aus.

Gleichzeitig heißt es in dem Statement jedoch, dass die neue Geschäftsführung zukünftig keine Meinungen einzelner Akteur/innen aus dem eigenen Team zu politischen, ethischen oder moralischen Fragen publizieren wolle. 

Irreparabler Imageschaden?

Im Zuge des Skandals stellten sich viele Veranstalter in einem offenen Brief gegen die Clubs. Auch Musiker/innen boykottierten daraufhin beide Veranstaltungsstätten. Für das alte Team von Docks und der Grossen Freiheit 36 bleib dies nicht ohne Spuren. So mahnten die Kulturschaffenden in ihrem Brief:  

"Sehr viele Künstler/innen aus dem In- und Ausland, haben uns bereits auf diese Situation angesprochen und sind nicht länger bereit, auf euren Bühnen Musik zu machen – dasselbe trifft natürlich auch auf unsere eigenen Mitarbeiter*innen und Tourneepartner*innen zu. Dies ist ebenso verständlich wie schädlich für euch, da wir Unterzeichnenden für weit über 90 Prozent eures Programms verantwortlich sind."

Die alten Inhaber erwiderten dies lediglich ebenfalls mit einer Stellungnahme, in dem sie die Veröffentlichung der Plakate verharmlosten. Ein Ende des Streits war also lange Zeit nicht in Sicht.

Ein Hoffnungsschimmer

Der neue Betreiber Benny Dianat ist trotz der vergangenen Kontroversen positiv gestimmt:

"Wir bedauern, dass die Große Freiheit 36 auch wegen dieser Kontroversen in den vergangenen 2 Jahren nicht an die fraglos große eigene musikkulturelle Geschichte anknüpfen konnte. Wir freuen uns umso mehr, ab jetzt unter neuem Management 'zurückzukehren': wir wollen unseren Ruf als einer der bekanntesten Livemusikorte der Musikstadt Hamburg gerecht werden und ein Dach für bunte Kultur- und Unterhaltungsveranstaltungen bleiben."

Dafür wolle er die kulturelle und wirtschaftliche Zusammenarbeit mit den Partner/innen aus der Musikwirtschaft, sowohl in Hamburg als auch weltweit, wieder aufnehmen. 

Die Pläne der neuen Geschäftsführung scheinen gut anzukommen. Timo Wiesmann, Chef des Musikwirtschaftsverbandes "Hamburg Music" zeigte sich auf Anfrage von t-online positiv gestimmt: Das "Statement des neuen Inhabers Benny Dianat macht uns Hoffnung, dass ein Neustart gelingen kann." Er zeigt sich zudem offen für eine freundliche und erfolgreiche Zusammenarbeit.

Auf der anderen Seite gibt es Stimmen aus der Hamburger Clubsszene, die darauf hinweisen, dass die Eigentumsverhältnisse der Großen Freiheit 36 unverändert sind. Besitzer des Gebäudes ist nach wie vor Karl-Hermann Günther aus Kiel, der den Musikclub aufgebaut hat und sich um die Kritik an seiner Haltung bisher nicht geschert hat. 

Locations

Docks

Docks

Spielbudenplatz 19, 20359 Hamburg

Grosse Freiheit 36

Grosse Freiheit 36

Grosse Freiheit 36, 20359 Hamburg

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