Eine dauerhafte Krise
Branchenvertreter/innen diskutieren soziale Lage von Künstler/innen im Bundestag
Olaf Zimmermann, Herausgeber des Diversitätsberichtes und Sprecher der Initiative kulturelle Integration. © Martin Kraft - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=96460282
Der Ausschuss für Kultur und Medien des Deutschen Bundestages lud am 14. Dezember 2022 zu einem öffentlichen Fachgespräch, bei dem die die soziale Lage von Künstlerinnen und Künstlern im Vordergrund stand.
Als Sachverständige waren Lisa Basten von der Gewerkschaft ver.di, Cilgia Gadola vom Bundesverband Freie Darstellende Künste (Projekt Systemcheck), Heinrich Schafmeister vom Bundesverband Schauspiel, Katharina Uppenbrink von der Initiative Urheberrecht und Olaf Zimmermann vom Deutschen Kulturrat geladen.
Niedrige Honorare und unzureichende Absicherung
Im Rahmen des Gesprächs betonte der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates, Olaf Zimmermann, dass sich die selbständigen Künstler/innen auch außerhalb der immer noch andauernden Corona-Krise in einer Dauerkrise befänden.
Die gezahlten Gehälter und Honorare seien deutlich zu niedrig und die soziale Absicherung unzureichend. Zimmermann bezifferte das aktuelle jährliche Durchschnittseinkommen von in der Künstlersozialkasse versicherten freischaffenden Künstler/innen im Musikbereich auf 14.000 Euro und im Wortbereich auf 23.000 Euro.
Forderungen an den Bundestag
Lisa Basten, Olaf Zimmermann und Cilgia Gadola sprachen sich für angemessene Mindesthonorare aus, wenn Künstler/innen von der öffentlichen Hand beauftragt werden. Die Gewerkschaft ver.di habe für die Ermittlung eines angemessenen Basishonorars bereits einen konkreten Vorschlag vorgelegt.
Darüber hinaus verwies Zimmermann auf die Notwendigkeit, bildenden Künstler/innen eine Ausstellungsvergütung zu zahlen. Zu dieser Thematik gäbe es auch bereits ein Konzept des Bundesverbandes Bildender Künstlerinnen und Künstler.
Katharina Uppenbrink von der Initiative Urheberrecht forderte außerdem eine deutliche Verbesserungen beim Urheberrecht und beim Urhebervertragsrecht, da zur Steigerung des Einkommens von Künstler/innen ein starkes Urheberrecht notwendig sei.
Im Sozialversicherungsdschungel
Der Schauspieler Heinrich Schafmeister vom Bundesverband Schauspiel mahnte Vereinfachungen des Sozialsystems an. Nicht nur die Schauspieler in Deutschland würden sich aufgrund höchst unterschiedlicher Beschäftigungsverhältnisse in einem undurchsichtigen "Sozialversicherungsdschungel" bewegen.
Nur eine Handvoll von 16.000 Schauspielern in Deutschland seien fest und unbefristet angestellt. Der Rest befände sich in den unterschiedlichsten Beschäftigungsverhältnissen, von befristeten Anstellungen über Selbstständigkeit bis hin zu Mini-Jobber oder berufsmäßig unständig Beschäftigten. Für all diese Arbeitsverhältnisse würden höchst unterschiedliche Regelungen gelten, was es den Betroffenen schwer mache, den Überblick zu behalten.
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