Die Schattenseiten des Vinyl-Comebacks
Britischer Vinyl-Fälscher verurteilt – BPI moniert Anstieg von unlizenzierten Tonträgern
© Anton Hooijdonk via Pexels
Eine Handelsbehörde im britischen Country Dorset hatte entdeckt, dass Richard Hutter gefälschte Schallplatten – sogenannte Counterfeits – über Plattformen wie eBay verkaufte. Bei Hutters Prozess vor dem Bornemouth Crown Court bekannte dieser sich schuldig.
Zunächst behauptete Hutter, er habe die urheberrechtsverletzenden Produkte auf Plattenmessen in Europa erworben und nicht gewusst, dass es sich dabei nicht um offizielle Veröffentlichungen handelte. Allerdings bewies die Auswertung von Gesprächen auf seinem Mobiltelefon das Gegenteil.
Umfassende Strafe
Hutter wurde zu einer viermonatigen Haftstrafe verurteilt, die für zwei Jahre zur Bewährung ausgesetzt wurde. Außerdem wurde er zu einer Strafzahlung in Höhe von fast 400.000 britischer Pfund verurteilt – dem Rest der durch den Verkauf der Fälschungen erwirtschafteten Gewinn.
Darüber hinaus muss Hutter innerhalb eines Jahres 250 Stunden gemeinnützige Arbeit ableisten und in den kommenden drei Monaten eine elektronisch überwachte Ausgangssperre zwischen 20 Uhr und 7 Uhr befolgen.
Die Richter erkannten eine besondere Schwere der Schuld, da Hutter die Bankkonten seiner Frau und seines Sohnes für Einzahlungen aus dem Verkauf der Counterfeits verwendet hatte. Gleichzeitig räumte der Richter ein, dass Hutter seine illegalen Tätigkeiten sofort einstellte, nachdem dieser von der Wettbewerbsaufsicht kontaktiert worden war.
Beunruhigender Anstieg
Paola Monaldi, Leiterin der Vereinigung der britischen Tonträgerindustrie (British Phonographic Industry, BPI) und gleichzeitig beteiligt an den Ermittlungen gegen Hutter, begrüßt das Urteil des Bornemouth Crown Court und gibt an, dass Vinyl-Fälschungen durch das Comeback der Schallplatte wieder zu einem zunehmenden Problem würden:
"Vinyl hat in den letzten Jahren ein unglaubliches Comeback erlebt. Leider wurde diese Renaissance von einem beunruhigenden Anstieg des Raubkopierens und des Verkaufs von nicht lizenzierten Aufnahmen begleitet. Dabei handelt es sich um ein schwerwiegendes Verbrechen, das den Künstler/innen den Lohn für ihre Kreativität vorenthält, die Fans ausbeutet und sich auf den legalen Einzelhandel und die Plattenfirmen auswirkt, die in Musik investieren."
In den letzten drei Jahren habe die BPI mehr als 100.000 gefälschte Artikel von Marktplattformen genommen und über 3 Millionen gefälschte Einheiten in ganz Großbritannien beschlagnahmt.
Monaldi bedankte sich weiterhin bei den beteiligten Behörden für ihre Bemühungen, den Verkauf der gefälschten Schallplatten durch Hutter zu beenden. Die BPI arbeite weiterhin eng mit Online-Plattformen und Strafverfolgungsbehörden zusammen, um illegale Operationen aufzudecken und die Interessen von Urhebern, Verbrauchern und Musikvertrieben zu schützen.
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