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HD-Vinyl vorerst gescheitert – Hersteller Rebeat Innovation meldet Insolvenz an
Günter Loibl (Rebeat Innovation). © Rebeat
Günter Loibl, der österreichische Gründer und CEO von Rebeat Innovation, hatte ambitionierte Pläne für den Schallplattenmarkt: Sein neues "HD-Vinyl" sollte mit hochauflösender Klangqualität, einem größeren Klangspektrum, längerer Laufzeit und niedrigeren Produktionskosten punkten – garantiert durch ein spezielles Fertigungsverfahren mittels Lasertechnik.
Loibl schien sich seines Planes dabei sehr sicher zu sein: Der Gründer, der auch Präsident des Branchenverbandes Vinyl Alliance ist, kündigte 2018 an, dass HD Vinyl bereits 2019 auf dem Markt erscheinen solle. Nach längerer Stille zeigt sich nun jedoch, dass der Plan vorerst gescheitert ist: Loibl musste mit Rebeat Innovation Insolvenz anmelden.
Alt schlägt Neu
Schuld am Scheitern sind einige miteinander verbundene Faktoren. In erster Linie ist laut Günter Loibl die geplante Technik nicht präzise genug gewesen, um das Audiosignal auf der Schallplatte abzubilden. Tatsächlich seien die alten Schneidemaschinen dem Laser noch immer überlegen.
Während analoge Maschinen mit einer Genauigkeit von unter einem Nanometer arbeiteten, hätte man mit dem digitalen Verfahren lediglich rund 100 Nanometer erreicht, so der Gründer. Diese Präzision der analogen Maschinen könne mit dem Laser erst in zehn bis 15 Jahren erreicht werden.
In diesem Zusammenhang nannte Loibl auch die Zeitknappheit als weiteren Grund an: Neue Förderungen seien ausgeblieben, da Investoren zunehmend den Glauben an das Projekt verloren hätten. Insgesamt habe das Projekt in den vergangenen sechs Jahren über drei Millionen Euro verschlungen.
Gründer gibt den Traum nicht auf
Rebeat Innovation stehe nun 700.000 Euro im Minus. Für den Gründer ist das aber kein Grund, das Projekt komplett aufzugeben: Er sucht bereits nach Investoren für ein "alternatives Verfahren", bei dem laut Futurezone nicht mehr die digitalen Dateien den Laser steuern, sondern das analoge Audiosignal. Günter Loibl dazu:
"Ich bin ein Kämpfer und lasse mich nicht so schnell unterkriegen. Und immerhin haben wir in den letzten 6 Jahren jede Menge Know-how und Wissen erarbeitet, was wir in Zukunft nutzen wollen."
Er will sich demnach weiterhin auf die Digitalisierung stützen. Statt eines Schneidestichels soll ein Laser eingesetzt werden, um die Rille in den Master zu schneiden. Der Laser soll dabei analog gesteuert werden. Das habe den Vorteil, dass man auch "sehr hohe Frequenzen in den Master einschneiden kann". Diese Entwicklung würde 12 bis 18 Monate in Anspruch nehmen. Ohne Investoren sei sie aber nicht zu stemmen.
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