Im Sinne des Kulturauftrags
Deutscher Kulturrat fordert Stärkung kultureller Vielfalt im öffentlich-rechtlichen Rundfunk
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Prof. Christian Höppner, Generalsekretär des Deutschen Musikrates. © Christoph Soeder
Seit zwei Jahren laden Prof. Christian Höppner, Präsident des Deutschen Kulturrates und Rundfunkratsmitglied der Deutschen Welle und Gerhart Baum, Vorsitzender des Kulturrats NRW und Rundfunkratsmitglied im WDR, eine Gruppe von aus dem Kulturbereich entsandten Rundfunkräten der ARD-Anstalten, des Deutschlandfunk und der Deutschen Welle zu einem gemeinsamen Treffen ein.
Das Zusammenkommen soll einen regelmäßigen Meinungsaustausch und Strategieüberlegungen ermöglichen. Jetzt haben die Beteiligten erstmals eine gemeinsame Positionierung vorgelegt.
Thesen des Diskussionspapiers
- Die Finanzierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks muss dem Programmauftrag folgen – nicht umgekehrt
- Kernaufträge des Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk müssen verwirklicht werden
- Das regionale Kulturgeschehen muss sich im Sendeprogramm widerspiegeln
- Kultur muss einen festen Anteil am Programm haben
- Mit der Kultur- und Kreativwirtschaft soll der öffentlich-rechtliche Rundfunk verantwortungsbewusst umgehen
- Die Klangkörper sind Bestandteil des Kulturauftrags des Öffentlich-Rechtlichen Rundfunks
- Der lineare Bereich soll attraktiv bleiben
- Die Zukunftsdiskussion braucht Zivilgesellschaft
Das liebe Geld
In Hinblick auf die Finanzierung sehen Kulturrat und Kultur-Rundfunkräte die von der Politik vorgegebenen Einsparziele als verfassungswidrig an. Er fordert stattdessen, dass die Finanzierung dem Programmauftrag folgen müsse. Dazu zähle insbesondere der Kulturauftrag, der durch den 3. Medienänderungsstaatsvertrag bekräftigt worden ist. Es heißt dort:
"Die öffentlich-rechtlichen Angebote haben der Kultur, Bildung, Information und Beratung zu dienen. Unterhaltung, die einem öffentlich-rechtlichen Profil entspricht, ist Teil des Auftrags."
Kultur an erster Stelle
Zurecht werde in dem Programmauftrag die Kultur an erster Stelle genannt und dadurch ihre Bedeutung für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk hervorgehoben.
Es sei daher von großer Bedeutung, etwaigen Schwächungen der Kernaufträge des Rundfunks entgegenzuwirken.
Der Forderung der Intendantinnen und Intendanten: "Jeder macht künftig, was er am besten kann", führe zu deutlicher Einschränkung der Vielfalt. Stattdessen sollten die Sender in allen Bereichen das bestmögliche Ergebnis anstreben. Daher setzen sich die Kultur-Rundfunkräte mit Nachdruck für den Erhalt der Einzelredaktionen in den einzelnen Sendern ein.
Umfassende Kulturberichterstattung
Bei der Kulturberichterstattung fordert auch das Publikum laut dem "Zukunftsdialog" der ARD "mehr Information, mehr Hintergrundberichte und Dokumentationen, inhaltliche Tiefe und Erklärformate" und auch mehr Kultur – und alles zu besseren Sendezeiten.
Die regionale Vielfalt der deutschen Kulturlandschaft müsse sich in der Kultur-Berichterstattung widerspiegeln. Regionalredaktionen sollten daher Kultursachverstand aufbauen.
Zudem appelliert der Deutsche Kulturrat unter Prof. Christian Höppner an die öffentlich-rechtlichen Sender, Kultur als festen Anteil am Programm zu etablieren. Fiktionale Formate könnten beispielsweise einen wichtigen Beitrag zum gesellschaftlichen Diskurs leisten.
In diesem Zusammenhang weisen die Kultur-Rundfunkräte auch darauf hin, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk sich seiner Verflechtung mit der Kultur- und Kreativwirtschaft bewusst sein muss.
Erhalt der Rundfunk-Klangkörper
Die Klangkörper, also die Orchester und übrigen Ensembles der Rundfunksender, gelten mit ihrem eigenen orchestralen Klangprofil als ein wesentlicher Bestandteil des Kulturauftrags. Sie seien in den Regionen verwurzelt und leisteten durch Konzerte und Einspielungen einen wichtigen Beitrag zur kulturellen Vielfalt.
Die Kultur-Rundfunkräte kritisieren Pläne, die Zahl der Klangkörper zu reduzieren. Sie sehen darin einen Lackmustest, um festzustellen, ob der Kulturauftrag ernstgenommen werde.
Die Kultur der Zukunft...
Mit Blick auf derzeit verfolgte Digitalstrategien macht der Deutsche Kulturrat darauf aufmerksam, dass der Anspruch an die Qualität im linearen Bereich nicht unter der Erweiterung des nicht-linearen ,"digitalen" Angebots leiden dürfe.
Daher setzen sich die Kultur-Rundfunkräte dafür ein, "auch im non-linearen Angebot den Programmauftrag konsequent zu verwirklichen sowie Kunst und Kultur in neuen Ausdrucksformen zu präsentieren und Bedarfe zu wecken."
Schließlich fordern die Kultur-Rundfunkräte von den Rundfunk-Kommissionen der Länder, in laufende Diskussionen über künftige Entscheidungen miteinbezogen zu werden.
...und die Zukunft der Kultur
Wohin sich die Kulturbranche in Zukunft entwickeln wird, soll bei dem traditionellen HDF KINO Sommerinterview thematisiert werden, das am 29. Juni um 18 Uhr als Zoom-Live-Event unter diesem Link stattfindet.
Die Talkrunde setzt sich mit zukünftigen Trends der Kulturbranche auseinander und besteht aus Christine Berg, Vorstandsvorsitzende HDF KINO e.V., Anja Kirig, Zukunfts- und Trendforscherin, Claudia Schmitz, Geschäftsführende Direktorin des Deutschen Bühnenvereins sowie Olaf Zimmermann, Geschäftsführer Deutscher Kulturrat.
Moderator Knut Elstermann wird den Experten Fragen zu den Mega-Trends der Kultur und ihren Einflüssen auf die Gesellschaft stellen.
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