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Entspanntes Üben im Proberaum

Die wichtigsten Tipps, wie du nervenzermürbendes Feedback vermeiden kannst

Tipps für Musiker und Bands von Marco Sulek
veröffentlicht am 21.04.2017

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Die wichtigsten Tipps, wie du nervenzermürbendes Feedback vermeiden kannst

Tipps gegen Feedback in der Probe. © Marco Sulek

Eigentlich läuft die Probe gut. Auch die Bandkollegen sind motiviert. Ja, selbst die Ideen sprudeln nur so. Ein perfektes Szenario – wäre da nur nicht dieses lästige, unerträgliche und jede heitere Stimmung vermiesende Pfeifen. Musiker werden oft mit Feedback konfrontiert, einige sogar in jeder Übungssession. Abhilfe gegen dieses Problem findet ihr hier.

Welche Lautstärke ist fürs Proben überhaupt sinnvoll?

Diese Frage ist durchaus entscheidend. Bevor wir über Maßnahmen gegen Feedback sprechen, müssen wir sie klären: Schließlich steigt mit dem Schalldruckpegel auch die Rückkopplungsgefahr. Das wiederrum strapaziert nicht nur eure Nerven, sondern kann obendrein zu irreparablen Schäden an Equipment und Gehör führen.

  • Die Lautstärke beim Proben orientiert sich idealerweise am lautesten akustischen Instrument. In der Regel sind das die Drums.
  • Verstärkt demnach alle anderen Signale so weit, bis sie in einem ausgewogenen Verhältnis zu diesem Instrument stehen. Das erfolgt – je nach Setup – über Mischpult und PA.

Soweit klar. Es gibt aber keinen vernünftigen Grund, die ohnehin lauteste Schallquelle über die Beschallungsanlage noch lauter zu machen. Denn sobald ihr diese anhebt, müsst ihr wiederrum alle anderen Signale verstärken, damit diese mithalten können. Und je lauter das Ganze wird, desto eher schwillt ein kakophonisches Pfeifen an.

Selbst wenn das Schlagzeug das lauteste Instrument ist, können Kick oder Snare völlig untergehen. In diesem Fall spricht freilich nichts dagegen, diese abzumikrofonieren und über die PA zu verstärken. Gleiches gilt etwa für ein gewünschtes Reverb auf der Snare, das in der typischen Proberaumsituation nur aus den Lautsprechern schallen kann.

Maß halten ist professionell

Natürlich macht es mehr Spaß, wenn die eigenen Songs aufgrund hoher Pegel spürbar tönen und die Hosenbeine flattern. Wenn das jedoch auf Kosten von Equipment und Gesundheit geht und nicht zuletzt Feedback droht: Verzichtet lieber auf dieses Feeling. Das ist nicht "uncool", sondern absolut professionell. Wir halten also fest:

  • Niedrige Pegel senken das Feedbackrisiko!

Dass leises Proben unmöglich werden kann, zeigt aber allzu oft die Realität: der Schlagzeuger knüppelt heftig herum, der Gitarrist hört sich mal wieder selbst nicht und der Sänger braucht allerlei Effekte auf der Stimme – und schon wird alles unweigerlich laut.

Da fruchtet nur eine konstruktive Absprache mit den Mitmusikern. Das heißt: Stellt euch auf Kompromisse ein. Hier kann es schon helfen, näher am eigenen Amp zu stehen – und diesen somit deutlicher wahrzunehmen – oder die Bässe etwas herauszudrehen.

Aber kommen wir zum eigentlichen Thema. Und vor allem: Warum pfeift’s überhaupt?

So entsteht Feedback

Das Prinzip des unerwünschten Pfeifens ist schnell erklärt:

  • Schall trifft vom Lautsprecher auf das Mikrofon, das dieses Signal wieder in Richtung Lautsprecher schickt – und das wiederholt mit immer höherem Pegel.
  • Eine hörbare Schleife entsteht.

Die Frequenz der Rückkopplung hängt von verschiedenen Faktoren ab. Beispielsweise kann es eine bestimmte Schallquelle sein, mit den räumlichen Eigenschaften zusammenhängen oder einem geringen Abstand zwischen Mikrofon und Lautsprecher geschuldet sein.

Aus dem Nichts quietscht es selbstverständlich nicht. Wie aber entsteht so eine Schleife ohne Signal? Nun, kein Signal gibt es nicht, zumal schon die Elektronik ein gewisses Eigenrauschen aufweist. Selbst wenn dieses unhörbar leise ist, reicht es ab einer gewissen Verstärkung aus, um als Trigger zu fungieren.

Übrigens: Die Feedbackgefahr kann durch einen Kompressor steigen. Schließlich hebt der Dynamikprozessor leise Signale an – wenn richtig eingestellt. Das heißt allerdings nicht, dass gleich alle Kompressoren aus der Signalkette fliegen müssen, wenn es koppelt. Bereits eine niedrigere Ratio mit niedrigerem Makeup-Gain kann hier wahre Wunder bewirken.

Einmal entfesselte Rückkopplungen lassen sich nur noch durch gezieltes Eingreifen zähmen. Dazu zählen etwa

  • …das Absenken des Pegels,
  • …ein größerer Abstand zwischen Mikrofon und Lautsprecher
  • …oder ein akustisches Hindernis, das die beschriebene Schleife unterbricht.

Wir jedoch wollen schon im Vornherein verhindern, dass es überhaupt pfeift.

Einfache Maßnahmen gegen Feedback

Gegen Feedback gibt es einige leicht umsetzbare Lösungen, die weder den Griff zum Equalizer noch ein zusätzliches Tool erfordern.

Dazu gehört es in erster Linie, Mikrofone mit der Richtcharakteristik "Niere" zu nutzen. "Kugeln" und "Achten" hingegeben haben im Proberaum eigentlich nichts verloren.

Warum Schallwandler mit Nierencharakteristik zu bevorzugen sind, liegt auf der Hand: Erst so können Mikrofone mit ihrer unempfindlichsten Seite auf die Lautsprecher zeigen – und das ist bei der Niere genau die Rückseite. Dadurch lassen sich Signale über die PA lauter wiedergeben, ohne dass schnell eine Schleife entsteht.

Eine Niere ist nicht immer eine Niere. Besonders dann nicht, wenn Sänger ihr handgehaltenes Mikrofon korbumschließend greifen. Hierdurch verdecken sie die Öffnungen an der Kapsel, die eine Richtwirkung ermöglichen. Die Folge: die Niere wird zu einer Kugel – sprich, das Mikrofon ist in jede Richtung gleich empfindlich.

Für manche Vokalisten mag es ungewohnt sein, doch das Mikrofon gehört eigentlich ausschließlich an dessen Schaft gehalten. Fotos und Videos von professionellen Sängern bestätigen das. Und wenn einige das Mikrofon doch sehr weit vorne halten, umschließen sie den Korb zumindest nicht gänzlich mit ihrer Hand – wobei diese Variante eh nicht zu empfehlen ist.

Weitere Tipps zu Mikrofonen

Stellt eure Mikrofone möglichst weit weg von euren Lautsprechern auf. Mit einem größeren Abstand erschwert ihr es, dass sich eine Frequenz aufschaukeln kann. Die PA erfüllt im Proberaum ohnedies eher die Funktion eines Monitors – und auf der Bühne kommt ja auch niemand auf die wahnsinnige Idee, das Mikro in den Monitor zeigen zu lassen.

Vor allem in kleineren, geschlossenen Räumen sind stehende Wellen zu berücksichtigen. Diese machen sich etwa durch ein Abheben oder Absenken gewisser Frequenzen bemerkbar. Im Proberaum können vor allem die Bässe ein störendes Dröhnen verursachen. Ändert in diesem Fall die Position des Mikrofons. Weit weniger problematisch sind hierbei die Höhen.

Auch Reflexionen von Wänden können Ursache für ein rasches koppeln sein. Nackte Wände und viele schallharte Oberflächen erhöhen nicht nur die Rückkopplungsgefahr, sondern führen allgemein zu einem matschigen und unausgewogenen Sound während der Probe.

Wie eingangs bereits angesprochen: Signale sollten nur so laut wie nötigt und so leise wie möglich eingepegelt werden. Platziert deswegen das Mikrofon möglichst nahe am Instrument. So geratet ihr gar nicht erst in Versuchung, den Gain des Mischpults weit aufzureißen – und somit eine sich aufschaukelnde Schleife zu ermöglichen.

Eigentlich völlig einleuchtend: Mutet alle Mikrofone, die ihr für die Probe nicht braucht. Denn je mehr Schallwandler "offen" sind, desto früher schwillt Feedback an. Außerdem gilt insbesondere bei Akustikgitarren: Verwendet möglichst Piezo-Tonabnehmer. Im Gegensatz zu Mikrofonen sind Pickups resistenter gegenüber Rückkopplungen.

In manchen Fällen reicht es jedoch nicht, Mikrofone mit Nierenrichtcharakteristik zu verwenden, einen großen Abstand zwischen Mikrofon und Lautsprecher einzuhalten oder alle nicht verwendeten Schallwandler zu muten. Genau dann muss ein EQ her.

Der Griff zum EQ

In den meisten analogen Kompakt-Mischpulten ist bereits ein Drei-Band-Equalizer vorhanden. Und das in jedem Mikrofonkanal. Die Höhen und Bässe sind hierbei standardmäßig als Shelf-Equalizer ausgeführt, das mittlere Band als semiparametrischer EQ. Nutzt ihr einen digitalen Mixer, habt ihr sogar drei vollparametrische Bänder oder mehr zur Verfügung.

Beim parametrischen EQ ist es wichtig, erst den Problemkanal ausfindig zu machen. Dann kann die koppelnde Frequenz eliminiert werden. Auch So mit einem High-Shelf lässt sich dabei die Feedbackgrenze erhöhen. Hier kann es schon reichen, den Poti im entsprechenden Kanal um wenige Dezibel in den Minusbereich zu drehen.

Achtung: Passt beim Finden der Störfrequenz darauf auf, dass ihr den Gain im EQ nicht erhöht, sondern nur absenkt – es kann schneller pfeifen als ihr denkt. Wenn ihr nicht hört oder wisst, welche Frequenz ihr absenken müsst, hilft euch ein Analyzer. Dieses Tool zeigt die jeweiligen Peaks im Spektrum an, sobald Feedback anschwillt. Analyzer gibt es übrigens auch als App.

So geht ihr mit einem parametrischen EQ gegen Feedback vor:

  1. Bleibt am besten mit einem Finger auf dem Mute-Schalter. So könnt ihr sofort eingreifen, falls ihr die Kontrolle verliert.
  2. Erhöht langsam den Mikrofonpegel über den Gain-Regler bis knapp unter die Feedbackgrenze.
  3. Wählt eine schmale Bandbreite, um das Signal nicht zu verfälschen (wenn möglich).
  4. Senkt den Pegel des mittleren oder hohen Bandes um ungefähr 6 dB ab.
  5. Fahrt nun langsam durch das Spektrum.
  6. Bleibt an der Stelle stehen, an der ihr merkt, dass die koppelnde Frequenz entschärft wurde.
  7. Sucht gegebenenfalls nach weiteren Frequenzen, indem ihr den Mikrofonpegel noch etwas erhöht.

Neben dem parametrischen gibt es noch den grafischen EQ. Dieser besitzt – je nach Ausführung – 5 bis 31 Bänder, die lediglich in ihrem Pegel verändert werden können, aber nicht in Frequenz und Bandbreite. Anders als der parametrische Equalizer kommt der grafische eher auf dem Summensignal zum Einsatz. Das Prinzip ist jedoch das gleiche: die störende Frequenz wird abgesenkt.

Geht in jedem Fall sachte mit dem EQ um. Ein zu starkes Eingreifen verfälscht das Signal. Müsst ihr zu viele Frequenzen absenken, damit es nicht mehr pfeift, solltet ihr euch unter anderem folgende Fragen stellen:

  • Steht das Mikrofon richtig?
  • Ist die Lautstärke ohnehin zu hoch gewählt?
  • Zeigt ein Mikrofon direkt in Richtung Lautsprecher?

Weitere Helferlein

Neben dem Universalwerkzeug EQ existieren ein paar andere nützliche Tools, mit denen ihr gegen Feedback vorrücken könnt. Dazu zählen vor allem Gate und Expander – etwa für den Gesang. Ganz klar: Solange niemand in das Mikrofon singt, kann hier nichts passieren.

Genau nach diesem Prinzip arbeitet auch das sogenannte Optogate. Dieses mutet das Signal wie ein herkömmliches Noisegate. Allerdings passiert dies nicht pegelgesteuert, sondern ist davon abhängig, ob jemand vor dem Mikrofon steht. Demnach wird das Optogate direkt hinter dem Mikrofon befestigt. So erkennt es mithilfe eines Infrarotsensors eine Person vor sich und öffnet dann Tür und Tor für das Signal.

Nicht zuletzt steht noch der Feedbackdestoryer bereit. Dieses Gerät wurde praktisch eigens gegen Rückkopplungen entwickelt. Es besitzt mehrere Bänder, die automatisch erkennen, welche Frequenz koppelt. Diese senkt das Gerät dann absolut selbstständig und meist unhörbar ab. Manche Feedbackdestroyer stufen jedoch auch andere, nicht koppelnde Frequenzen als störend ein. Dazu zählen vor allem sinusartige Klänge aus dem Synthesizer. Das kann dazu führen, dass die Klangfarbe anders ausfällt als gewollt.

Die oben genannten Maßnahmen gegen Feedback sind natürlich nicht alle, die es gibt. Mit ihnen lassen sich aber selbst hartnäckige Rückkopplungen in den Griff kriegen.

Mit welchen Methoden seid ihr gegen das lästige Pfeifen im Proberaum vorgegangen?

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