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Wenn die Party vorbei ist

Dramatische Aufnahmen zeigen Vermüllung nach den Reading und Leeds Festivals

News von Backstage PRO
veröffentlicht am 05.09.2023

festivalorganisation liveszene

Dramatische Aufnahmen zeigen Vermüllung nach den Reading und Leeds Festivals

Das Video von Jack Lowe zeigt die Vermüllung auf dem Campingplatz der Reading und Leeds Festivals. © Jack Lowe

Für viele ist Camping fester Bestandteil eines Festival-Erlebnisses. Dass dieser jedoch oft nicht ganz ohne Folgen bleibt und Unmengen von zurückgelassenen Zelten, Campingzubehör und Müll immer mehr zum Problem werden, zeigen neue Aufnahmen der Festivals Reading und Leeds eindrücklich.

Die englischen Musikfestivals Reading und Leeds finden jährlich in derselben Woche im August statt. Headliner und Vorgruppen spielen typischerweise an verschiedenen Tagen auf beiden Festivals (so wie in Deutschland bei Hurricane/Southside und Rock am Ring/Rock im Park). 

Dieses Jahr waren Künstler/innen wie Sam Fender, The Killers, Billie Eilish, Lewis Capaldi und Imagine Dragons im Line-up vertreten. Drei Tage lang feierten tausende Besucher/innen ihre Idole.

"Vermüllung im größten Ausmaß"

Nach Abreise aller Gäste bot sich den Aufräumtrupps allerdings ein "völlig entsetzliches" Bild. Berge an Müll und zurückgelassenem Camping Equipment wie Zelte und Schlafsäcke türmten sich auf den Campingplätzen.

Jack Lowe, Freiwilliger einer Flüchtlingshilfsorganisation, teilte ein Video der Verschmutzung und zeigte sich schockiert: "Das ist nur ein Bruchteil davon - Vermüllung im größten Ausmaß, das wir je gesehen haben."

Melvin Benn, Geschäftsführer des Unternehmens, das beide Festivals organisiert, kennt das Problem: "Wir arbeiten sehr hart daran, dass die Leute ihre Sachen recyceln und mit nach Hause nehmen."

Auch die Website der Festivals rät Besucher/innen dazu, "ein haltbares Zelt zu kaufen", das sich jedes Jahr wiederverwenden lässt, und nichts auf den Campingplätzen zurückzulassen.

Ein strukturelles Problem

Müll auf Festivals ist ein altbekanntes Problem nahezu aller Festivals. 2019 schlug die Umweltaktivistengruppe Clean Up Britain vor, Festivalbesucher/innen sollten ein Müllpfand zahlen, damit Szenen wie bei den Reading und Leeds Festivals in Zukunft vermieden werden können.

John Read, Gründer der Gruppe, sieht das Problem auf einer höheren Ebene: "Das Problem ist das System, das eine industrielle Konsumgesellschaft wie die unsere hervorbringt." Laut Read interessieren sich viele Festivalveranstalter/innen gar nicht für eine Lösung, sondern sehen den Profit an oberster Stelle.

Für den guten Zweck statt in die Mülltonne

Zurückgelassenes Campingequipemt muss nicht zwingend im Müll landen. Bereits 2021 sammelten Mitarbeiter/innen des Leeds Festivals und Freiwillige wie Jack Lowe rund 2300 Zelte und 500 Schlafsäcke von den Campingplätzen ein, die später an Flüchtlinge in Frankreich verteilt wurden. 

Auch das Budapester Festival Sziget sieht in den Hinterlassenschaften der Festivalbesucher/innen eine Chance. Die Organisator/innen ermutigen ihre 420.000 Gäste sogar, ihre Campingausrüstung zurückzulassen oder vor Ort an die Malteser abzugeben. 

Zurückgelassenes wird anschließend gesäubert, repariert und an bedürftige Kinder und Obdachlose weitergegeben. Ganze 38 Fahrzeuge sollen der Malteser Hilfsdienst und andere Organisationen dieses Jahr gefüllt haben.

Weltweites Problem

Auch in Deutschland macht die übermäßige Verschmutzung von Festival-Campingplätzen immer wieder Schlagzeilen. Das Southside Festival führte 2022 das Spendenkonzept "Trasholution" ein, bei dem pro abgegebenem Müllsack ein Euro an soziale Projekte aus der Region gespendet wurde. 

Die meisten großen deutschen Festivals arbeiten inzwischen mit einem sog. Müllpfand, um Besucher/innen dazu zu animieren, ihren Müll nach dem Festival zu sammeln und abzugeben.

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