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"eine kontrollierte und feinabgestimmte umwandlung in 3D"

Interview mit Gregor Zielinsky zum 3D-Sound für "David Bowie is"

News von Backstage PRO
veröffentlicht am 22.03.2013 | Gesponserter Inhalt

david bowie sennheiser

Interview mit Gregor Zielinsky zum 3D-Sound für "David Bowie is"

Album cover shoot for Aladdin Sane, 1973. © Brian Duffy; Quelle: Sennheiser

Beim Audiospezialisten Sennheiser ist Gregor Zielinsky als International Recording Applications Manager tätig. In der Ausstellung "David Bowie is" des Londoner Victoria and Albert Museums kommt ein von ihm entwickelter Algorithmus zum Einsatz, der das Mono- und Stereomaterial David Bowies in ein Vielkanal-Musikerlebnis für die Besucher verwandelt.

Mit einer fundierten technisch/musikalischen Ausbildung hat Diplom-Tonmeister Gregor Zielinsky 16 Jahre lang bei der Deutschen Grammophon gearbeitet. Dort wurde er 1992 für das Werk „Candide“, gespielt vom London Symphony Orchestra unter der Leitung von Leonard Bernstein, mit einem Grammy für die klanglich beste Klassikaufnahme ausgezeichnet.

„one size fits all“-Algorithmus

Frage: Die Ausstellungsmacher von „David Bowie is” entführen die Besucher in die Klangwelten dieses Ausnahmekünstlers. Dafür kommt auch ein von Ihnen entwickelter Algorithmus zum Einsatz. Was macht dieser Algorithmus und wo wird er genutzt?

Gregor Zielinsky: Dieser Upmix-Algorithmus wurde entwickelt, um Stereoaufnahmen automatisch in eine 3D-Simulation umzuwandeln. Grundsätzlich kann man von einem „one size fits all“-Algorithmus für 3D-Raumklang sprechen, der in Zukunft auch von Konsumenten nutzbar sein wird. In der Ausstellung „David Bowie is“ kommt der Algorithmus an zwei Stellen zum Einsatz.

Frage: Wobei genau?

Gregor Zielinsky: Das ist zum einen eine große Videoinstallation, die David Bowie auf Konzerten und bei einem Auftritt bei „Top of the Pops“ zeigt. Diese beeindruckende Projektion wird mit 3D-Sound veredelt. Angesichts der vorhandenen Quellen – das alte Material lag teilweise in mono vor und wurde zum Teil einfach vom Live-Pult abgenommen – waren noch einige Handgriffe nötig, um einen optimal auf die Ausstellung abgestimmten Sound zu erzeugen. Ich habe dafür die Monoquellen in Pseudo-Stereo umgewandelt und eine kontrollierte und feinabgestimmte Umwandlung in 3D vorgenommen.

Frage: Wie lange haben Sie daran gearbeitet?

Gregor Zielinsky: Pro Song habe ich ungefähr zwei Tage im Studio verbracht.

Frage: Der Algorithmus kommt außerdem bei einer Collage aus Bowie-Songs zum Einsatz, die sein Produzent Tony Visconti eigens für die Ausstellung zusammengestellt hat?

Gregor Zielinsky: Ja, aber das ist nicht etwa ein Medley, wie man vielleicht zunächst vermuten könnte, sondern eine raffinierte Verknüpfung der verschiedenen Songs untereinander. Die klassische Eröffnung eines Songs wird zum Beispiel mit der Hookline eines anderen verbunden, so dass Bowies Werke sozusagen miteinander zu sprechen beginnen. Tony Visconti hat damit ein fantastisches neues Kunstwerk geschaffen. Dieses Audiomaterial war von hoher Qualität und lief ohne Nachbearbeitung 1:1 durch den Algorithmus.

"Die 3D-Simulation darf den Klang nicht verfälschen"

Frage: Wie funktioniert der Algorithmus?

Gregor Zielinsky: Der Algorithmus basiert auf psychoakustischen Effekten, sein spezielles Verfahren ist zum Patent angemeldet. Es wird nicht einfach Hall oder Raum künstlich zugemischt, der Algorithmus „durchleuchtet“ vielmehr das Stereosignal und nutzt die darin auch fast immer vorhandene Rauminformation, um einen 3D-Klang zu berechnen. Sehr wichtig ist, die Balance zwischen Band und Stimme zu erhalten und Sorge zu tragen, dass die Stimme nicht verfärbt. Der Algorithmus wird in eine Impulsantwort umgewandelt, dann wird durch einen mathematischen Vorgang, der so genannten Faltung, das Original-Audiosignal mit der Impulsantwort kombiniert, und man erhält die 3D-Simulation. Für Home-Anwendungen wird man später einfach einen kleinen Chip mit der Impulsantwort haben, die das Signal in Echtzeit umwandelt.

Frage: Was ist die größte Herausforderung bei einem 3D-Algorithmus?

Gregor Zielinsky: Die größte Herausforderung ist, dass die 3D-Simulation den Klang nicht verfälschen darf. Andere Algorithmen verteilen einfach zwei vorhandene Kanäle auf neun, und da wird der Gesang näselig, es kommt zu Kammfiltereffekten und der Spektralklang wird negativ verfärbt. Ich gehe mit dem Anspruch heran, dass eine Aufnahme besser werden soll, dass ich aus einer Stereoquelle ein eindrucksvolles Surroundsignal erhalte, die den Sound der Stimme erhält und keine Klangverfärbungen generiert. Der Klang darf sich nicht zugunsten von 3D verschlechtern.

Frage: Wofür bewundern Sie David Bowie am meisten?

Gregor Zielinsky: Ich bewundere ihn einfach! Er ist einer der wichtigsten Künstler der Erde. Ich bin mit seinen Songs groß geworden, und was ihn immer aus der musikalischen Avantgarde herausgestellt hat, ist seine kompositorische Qualität und die experimentellen Klangeffekte, die selbst in seinen kommerziell erfolgreichsten Hits immer dabei waren. Dazu zählen ungewöhnliche Instrumente, wie zum Beispiel das Mellotron, das eine gewisse Mystik in seine Musik zaubert. Ich kann nur sagen: Ich bewundere ihn einfach. Sein neues Album finde ich fantastisch – eine Synergie aus den 70ern und 2013. Für mich ist es jetzt schon ein Klassiker, genau wie Heroes oder Aladdin Sane.

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