×

Nur für Gamer?

Twitch für Musiker: So generierst du Einnahmen und stärkst deine Fanbase über das Streaming-Portal

Tipps für Musiker und Bands von Karla the Fox
veröffentlicht am 11.05.2021

twitch streaming livestreaming social-media promotion

Twitch für Musiker: So generierst du Einnahmen und stärkst deine Fanbase über das Streaming-Portal

Twitch wird zunehmend auch außerhalb der Gaming-Szene populär. © ©Inkdrop/123RF.COM

Seit es im März 2020 erstmalig Einschränkungen für Konzerte vor Publikum gab, wurde das Streamen von Auftritten bei Musikern beliebter. Eine Plattform, die sie dafür noch selten auf dem Schirm haben, ist Twitch. Denn diese ist eigentlich für Inhalte rund um Gaming und E-Sports bekannt. Doch auch für Musiker bietet Twitch viele Möglichkeiten, Einnahmen zu generieren und die Fanbindung trotz Distanz zu verstärken.

Bei Twitch handelt es sich um eine Online-Plattform, auf der Nutzer Video- und Ton-Inhalte live streamen können. Sie wurde 2011 für die Übertragung von Videospielen („Let’s Plays“) gegründet. Seitdem ist Twitch kontinuierlich gewachsen und es sind zahlreiche Channels entstanden, die andere Themen bedienen; unter anderem Live-Erstellung von Kunst, Unterhaltungen mit Gästen und Zuschauern oder eben musikalische Darbietungen. 

Seit dem ersten coronabedingten Lockdown im Frühjahr 2020 hat das Portal einen besonderen Boom erfahren, da es Künstlern eine Gelegenheit bietet, Auftritte zu monetarisieren, ohne Tickets verkaufen zu müssen. Und es gibt ein paar weitere Optionen, die so auf einer Festivalbühne nicht möglich wären. Diese solltest du als Künstler kennen. 

Einen Kanal auf Twitch starten

Die Erstellung eines Channels auf Twitch ist kostenfrei. Du kannst ihn benennen, seinen Look anpassen und alle Social-Media-Profile verlinken, die du sonst noch nutzt. Generell bietet Twitch unter dem Reiter „Infos“ viel Platz, um über deine Projekte zu erzählen. Dort können nicht nur Text, sondern auch Bilder und beliebig viele Links eingefügt werden, in übersichtlicher Optik. 

Aber Achtung, es kann nicht sofort losgehen. Denn um Streamen zu können, reicht es auf technischer Seite nicht, einen Kanal einzurichten. Es wird zusätzlich eine Übertragungssoftware benötigt. Die beliebteste Wahl ist OBS Studio. Weitere von Twitch empfohlene Optionen sind das hauseigene Twitch Studio (welches sich gut für Einsteiger eignet), Streamlabs OBS, XSplit, vMix und Light Stream. Welches für dich am besten passt, hängt von deinem Budget und deinen Anforderungen ab. Für die Übertragung von Games werden zusätzlich Elgato Game Capture sowie Live Gamer Extreme empfohlen.

Als Hardware benötigt man mindestens eine Kamera und ein Mikrofon. Zwar ist es möglich, die bereits in Notebooks eingebauten Geräte zu nutzen, doch die Qualitätsansprüche der Zuschauer sind inzwischen hoch und deshalb solltest du hier etwas investieren. Außerdem benötigst du eine stabile Internetverbindung mit einer Upload-Rate von mindestens 5 Mbits. Wenn dein Stream anfängt zu ruckeln, kann es helfen, die Auflösung des Videos herunterzusetzen.

Es ist kein Muss, aber ein beliebtes Gimmick, einen Greenscreen hinter sich aufzustellen. Dadurch können beliebige Hintergründe bei deinem Stream eingefügt werden. Für dich als Musiker eignen sich die folgenden Hintergründe, egal ob real oder digital: eine Sammlung von Instrumenten, Platten oder anderen Musik-Memorabilia, eine Bühne, euer Proberaum oder ein gemütliches Wohnzimmersetting.

Wenn alles steht, darfst du nicht vergessen, deinen Fans Bescheid zu sagen, dass du einen Twitch-Kanal gestartet hast und wann du zum ersten Mal online gehst. Auf dem Portal selbst werden dich zunächst nur begrenzt viele Nutzer neu entdecken, denn die meisten suchen nach wie vor nach Gaming Content. Doch mit etwas Glück findest du auch über Twitch neue Fans. In einem Zeitplan kannst du nun noch eingeben, wann deine nächsten Streaming Events stattfinden werden.

Was du vor der Kamera tun kannst

Wenn ein Musiker überlegt, was er auf Twitch streamen kann, kommt natürlich als erstes ein Konzert in den Sinn.

Doch im Gegensatz zu gewöhnlichen Gigs und Festival, kannst du bei einem Stream auch ganz anders mit deinen Fans interagieren. Unterhalte dich doch ein wenig mit ihnen. Lasse sie an einem Q&A teilnehmen. Spiel vielleicht ein paar Unplugged Songs zwischendrin. Hol noch jemanden dazu und mache die Session zu einem Interview. Sprich mit einem befreundeten Musiker, zum Beispiel über Discord. Arbeite mit deinen Fans gemeinsam an einem Song. Gib eine Stunde Instrumentalunterricht. Wenn du es gerne macht, kannst du auch den ursprünglichen Zweck von Twitch ausleben und ein Videospiel spielen. Mit Rock Band, SingStar, Guitar Hero, Rhythmusspielen und ähnlichem erschaffst du eine Verbindungen zu deiner eigentlichen Berufung.

Praktisch ist, dass du auf Twitch frei entscheiden kannst, wie du mit deinen Zuschauern interagierst und wer von ihnen was machen darf. Gerade zu Beginn deiner Laufbahn sollte jeder Fan uneingeschränkten Zugang zum Chat bekommen, Songwünsche äußern oder Fragen stellen dürfen. Mit einer wachsenden Zuschauerzahl können solche Berechtigungen jedoch reduziert und letztlich monetarisiert werden. Hier wird Twitch zu einer Mischform aus YouTube und Patreon.

Monetarisierung durch Twitch-Funktionen

Wie kann so eine Liveübertragung nun zu einem Einkommen gemacht werden? 

Zunächst einmal kann jeder angemeldete Streamer Follower sammeln und somit ein Publikum für sein Programm finden. Wer dir folgt, bekommt kostenlos angezeigt, wann du live gehst. Für ambitionierte Streamer bietet Twitch aber auch zwei Stufen der Zusammenarbeit und des Geldverdienens an: das Affiliate und das Partner-Programm.

Wenn dein Kanal diese Bedingungen erfüllt, kannst du in das Affiliate-Programm aufgenommen werden und erste Einnahmen generieren:

  • Du hast in den letzten 30 Tagen 8 Stunden lang gestreamt

  • Dieses 8 Stunden verteilen sich auf mindestens 7 verschiedene Tage

  • Im Schnitt waren immer 3 Zuschauer im Stream

  • Du hast 50 Follower erreicht

Die Bedingungen verhindern, dass jeder Streamer direkt nach der Anmeldung Geld mit seinem Account verdienen kann. Aber wer es ernst meint, kann den Status als Affiliate recht schnell erreichen. 

Auf dieser Stufe kannst du nicht nur Follower, sondern auch Abonnenten gewinnen. Diese bezahlen freiwillig ein Abonnement für deinen Channel, welche in drei Kostenstufen eingeteilt sind.

Die günstigste Rate liegt bei 4,99€ pro Monat, wovon du etwa die Hälfte ausgezahlt bekommst. Mit diesem Abo kann man meistens den Stream werbefrei schauen, am Nur-Abonnenten-Chat teilnehmen, dort Kanal-individuelle Emojis (genannt „Emotes“) posten und ein Abzeichen neben seinem Usernamen tragen, als Zeichen für die Unterstützung. Zusätzlich kannst du als Streamer festlegen, dass es Streams nur für Subscriber geben soll. 

Wer als Fan mehr pro Monat ausgibt, erhält oft weitere Emotes. Hier kannst du die Regeln und Designs individuell festlegen. Die Emotes sorgen im Chat für Stimmung und sind ein Beweis für die Treue des Fans. Zuschauer, die dir emotional verbunden sind und Merchandise kaufen würden, sind auch hierfür bereit, Geld auszugeben. Außerdem geben gerade jetzt die Fans, die keine finanziellen Einbußen durch die Pandemie haben, gerne etwas an diejenigen ab, die unter den Beschränkungen leiden. 

Unabhängig davon, ob sie dich abonniert haben, können Zuschauer sogenannte Bits kaufen. Das sind einmalige Käufe der Twitch-eigenen Währung, mit denen sie dich nach eigenem Ermessen unterstützen können.

Den Status des Twitch-Partners zu erhalten, ist deutlich schwieriger und auch, wenn alle Bedingungen erfüllt sind, muss die Partnerschaft noch aktiv beantragt werden. Dafür werden weitere Möglichkeiten, Geld zu verdienen und die Community zu binden, freigeschaltet. Die Bedingungen, um Partner zu werden, sind: 

  • Du hast in den letzten 30 Tagen 25 Stunden lang gestreamt

  • Diese 25 Stunden verteilen sich auf mindestens 12 Tage

  • Im Schnitt waren immer 75 Zuschauer im Stream

Als Twitch-Partner erhältst du einen lila Haken neben deinem Namen. Das vermittelt Professionalität im Streaming-Geschäft, worauf vor allem mögliche Sponsoren achten. Du kannst zudem selbst Werbung während deines Streams schalten und deine Videos bleiben 60 Tage lang abrufbar, nicht wie üblich nur 14 Tage. 

Fanbase aufbauen und die Bindung stärken

Den organisatorischen und wirtschaftlichen Teil haben wir nun besprochen. Doch welchen Wert für deine Community hat so ein Stream?

Bei den Vorschlägen, was du vor der Kamera machen kannst, hast du schon gesehen, dass zum Beispiel eine Frage-und-Antwort-Session eine schöne Option ist. Diese Konzepte sind zwar schon von anderen Plattformen bekannt, doch bei Twitch sind sie besonders eng mit der Monetarisierung verbunden, zum Beispiel dann, wenn nur Abonnenten an der Q&A-Session teilnehmen können. 

Du musst nicht unbedingt über Musik sprechen, sondern kannst deinen Followern auch etwas Persönliches von dir erzählen. Stelle ihnen Freunde und Familie vor, falls diese einverstanden sind. Oder zeige ihnen etwas, das du bei dir zuhause hast. Stelle Gegenfragen und lasse sie im Chat antworten. Wenn deine Zuschauer lange genug zusehen, erhalten sie von Twitch außerdem Kanalpunkte. Diese können sie bei dir für Belohnungen einlösen. Eine Belohnung kann sein, dass der Fan namentlich genannt, dass ein Shout-Out für einen anderen Streamer ausgesprochen, dass der Name des Zuschauers im Chat hervorgehoben wird oder dass sie dir eine lustige Wahrheit oder Pflicht Aufgabe stellen dürfen. Hier sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt. 

Dass Fans für solche Dinge Zeit und Geld ausgeben, wirkt verrückt? Nein, denn ab einer gewissen Anzahl wollen einzelne von ihnen herausstechen. Sie wollen zeigen, was deine Kunst ihnen Wert bist. 

Falls du „nur“ ein normales Konzert spielst, ist es ein Weg, trotz ausfallender vor-Ort-Konzerte für deine Fans präsent zu bleiben. 

Musik bei Twitch streamen – die Lizenzen beachten

Alle Streamer (auch du als Musiker) haben das Problem, dass sie nur Musik verwenden dürfen, für die sie die entsprechenden Lizenzen haben. Zwar werden im Netz Songs angeboten, die für solche Zwecke freigegeben sind, und auch Twitch selbst stellt inzwischen einen Player bereit, über den Musik für Livestreams zugeschaltet werden kann – doch die Auswahl bleibt begrenzt und die Regeln sind zurecht streng. 

Für dich kann ebendies ein Vorteil sein: Zum einen, weil du deine eigene Musik im Stream etwas problemloser verwenden kannst als nicht-Musiker und zum anderen, weil du deine Tracks auch für andere Twitch-Nutzer freigeben kannst. Weitere Infos dazu findest du hier

Achtung: Wenn du mit einer Band, einem Verlag oder Label arbeitest, vergewissere dich, dass sie alle ihr Einverständnis für die Nutzung der Songs auf Twitch geben! Denn dann bist du nicht mehr der alleinige Rechteinhaber. Lies deine Verträge durch und setze dich zur Sicherheit mit allen Beteiligten in Kontakt, um über den konkreten Fall Twitch zu sprechen. 

Da die Wiedergabe von Spielemusik normalerweise erlaubt ist, könnte es auch eine weitere Anregung für dich sein, deine Songs bei Spieleentwicklern anzubieten. Das wäre eine zusätzliche Einnahmequelle, die nur indirekt mit deinem eigenen Streamingprogramm zu tun hat.

Zum Abschluss noch der folgende Hinweis: Twitch nutzt die Gunst der Stunde. Die Plattform möchte aktiv mit ihren Streamern wachsen. Daher geben sie selbst ausführliche Anleitungen zu verschiedenen Themen rund um die Nutzung. Diese findest du hier

Und nun viel Spaß mit deinem ersten Stream!

Ähnliche Themen

Nach Übernahme: Epic Games integriert Bandcamp-Radiosender in Fortnite

Promo-Chancen im Metaverse

Nach Übernahme: Epic Games integriert Bandcamp-Radiosender in Fortnite

veröffentlicht am 01.03.2023

Diese sozialen Netzwerke nutzt ihr zur Musikpromotion

Unsere Umfrageergebnisse

Diese sozialen Netzwerke nutzt ihr zur Musikpromotion

veröffentlicht am 06.12.2022   1

Twitch schließt Lizenzabkommen mit Indie-Rechteverwaltung Merlin

Neue Kanäle für Artists

Twitch schließt Lizenzabkommen mit Indie-Rechteverwaltung Merlin

veröffentlicht am 11.02.2022

Universal Music Group erweitert Kooperation mit Amazon Music und Twitch

Für ein vielseitiges Erlebniss

Universal Music Group erweitert Kooperation mit Amazon Music und Twitch

veröffentlicht am 31.01.2022

Newsletter

Abonniere den Backstage PRO-Newsletter und bleibe zu diesem und anderen Themen auf dem Laufenden!