×

Als Musiker eine Marke repräsentieren

Was ist ein Endorsement, wie bekomme ich einen Vertrag und worauf muss ich als Endorser achten?

Tipps für Musiker und Bands von Axel W.
veröffentlicht am 26.10.2015

endorsement roland paul seidel manuel lotter tobias schuler dominique christ

Was ist ein Endorsement, wie bekomme ich einen Vertrag und worauf muss ich als Endorser achten?

Bedeutet "Endorsement" vor allem "geil - kostenloses Equipment"?. © Axel Winkler

Das Endorsement – dieses Wort hört man in Musikerkreisen oft. Besonders eine Vorstellung scheint damit verknüpft zu sein: Bist du musikalisch talentiert und erfolgreich, dann bekommst du von den Herstellern durch einen Vertrag jegliches Equipment kostenlos. Aber bedeutet "Endorsement" wirklich vor allem "geil – kostenloses Equipment"? Was steckt genau dahinter und wie klappt's mit dem eigenen Deal? Um etwas mehr Licht in die Sache zu bringen, ließen wir uns von drei Musikern und ROLAND einen Einblick geben.

Rede und Antwort standen uns Paul Seidel (War Form a Harlots Mouth, The Ocean, Dioramic), Manuel Lotter (Emil Bulls) und Tobias Schuler (Fuck You And Die, Der Weg einer Freiheit). Von ROLAND Germany nahm sich freundlicherweise Dominique Christ die Zeit, um sich geduldig unseren Fragen zu stellen.

Doch genug der Vorworte… widmen wir uns den wichtigen Aspekten rund um das Thema „Endorsement“:

Welche Vorteile bietet ein Endorsement?

  • Der Hersteller oder Vertrieb, der euch mit einem Endorsement unterstützt, wirbt für euch als Musiker. Dies ist sozusagen „kostenlose“ Promotion.
  • Es gibt Rabatte auf das Equipment und auf der Tour wird, besonders bei Profi-Musikern, regelmäßig Equipment-Support angeboten. Somit kann man immer den Sound abliefern, den man sich im Kopf vorstellt und rüberbringen möchte.
  • Ein Musiker kann sich auf seinen Endorser verlassen, wenn etwas benötigt wird. Im besten Fall reicht schon ein Anruf und die Ersatzteile werden geliefert.

Natürlich erwartet sich die Marke auch eigene Vorteile, also herrscht ein gewisses Geben und Nehmen. Aus Marketing-Sicht ist es super, wenn ein Equipment-Ausrüster einen namenhaften Künstler nennen kann und auf der anderen Seite selbstverständlich, dass der Musiker mit dem Equipment spielt und es benutzt. Eine Win-Win-Situation. Durch ein Endorsement werdet also sowohl ihr und als auch das Partnerunternehmen aufgewertet.

Was sind die grundlegenden Anforderungen an den Musiker, um einen solchen Deal eingehen zu können?

  • Der Musiker bietet einem Hersteller oder Vertrieb eine Werbefläche durch die eigene Person und das eigene Umfeld. Daher ist es ratsam, dass ihr eine potentielle Reichweite an Fans habt, um dem Partner eine sinnvolle Gegenleistung zu bieten.
  • Damit verbunden ist auch eine stetige Bereitschaft zur Präsenz vor Publikum durch Konzerte, Clinics, Workshops, einen YouTube-Kanal oder durch viele Studioproduktionen. Hauptsache ihr seid aktiv mit dem Equipment am Arbeiten und repräsentiert die Marke wie und wo es nur geht.

Ob ihr nun viel live spielt oder eine ausgetüftelte Studio-Gruppe seid: Wichtig ist, dass ihr als Marken-Vertreter wahrgenommen werdet. Alles in allem ist es ein Zusammenspiel aus Können, Präsenz und Selbstvermarkung sowie der Reichweite, die ihr als Individuum anbieten könnt. Das ist eure Währung.

Wie wird der erste Kontakt hergestellt?

Entweder ihr zeigt Eigeninitiative und bewerbt euch direkt bei einer eurer Lieblingsmarken oder ihr habt das Glück, dass ihr durch besondere Verdienste und Talent so viel Aufmerksamkeit auf euch zieht, dass ihr direkt angesprochen werdet. Ab und an ergeben sich aber auch einfach Zufälle. Das kann über ein Konzert passieren, wenn ihr an die richtigen Leute geratet oder ein virales Video im Internet euch in das Rampenlicht rückt.

Bei einer klassischen Bewerbung könnt ihr auf bereitgestellte Formulare der Firma zurückgreifen. Diese findet ihr in vielen Fälle auf der Website des Unternehmens. Passend werden auch die prinzipiellen Anforderungen aufgezeigt.

Paul Seidel weist darauf hin, dass ein vorheriges Anklopfen nicht schaden kann und ein persönliches Gespräch euch als Musiker bereits in ein gutes Licht stellt. Da käme es gelegen, wenn ihr eine direkte Telefonnummer oder Email-Adresse des Ansprechpartners verwendet.

„Eine andere Möglichkeit bietet beispielsweise die direkte Kontaktaufnahme auf Musikmessen oder Festivals. Wer gut vorbereitet ist und sich ohne zu großes Anbiedern mit einer Promotion-Mappe präsentiert, hat eventuell auch hier bessere Chancen Gehör zu finden,“ so Paul weiter.

Welche Endorsement-Deals oder Verträge werden angeboten?

Es gibt grundsätzlich drei unterschiedliche Arten von Deals, oft spricht man zur Unterscheidung von Level-A, -B oder -C-Endorsements.

  1. An erster Stelle reden wir von einem Rabatt-Deal. Dieser beinhaltet eine Vergünstigung in Prozenten. Ihr kommt damit um einiges günstiger an begehrte Instrumente und Zubehör, um eure Tasche nicht komplett leeren zu müssen. Es hat durchaus seinen Vorteil, wenn ihr 50% Preis-Erlass bekommt.
  2. Zum zweiten werden euch Instrumente geliehen. Über eine Tour hinweg dürft ihr zum Beispiel eine bestimmte Gitarre spielen oder ein aktuelles Keyboard verwenden. Nach den Konzerten wird das Equipment zurückgegeben oder ihr könnt es für einen Rabatt auch käuflich erwerben.
  3. Das, von dem wohl viele träumen und der Irrglaube besteht, dies sei der Standard, ist das Full-Endorsement. Nur die langjährigen Partner und die besten Profimusiker bekommen einen solchen Vertrag und dürfen das Equipment kostenfrei spielen. Diese Einzelfälle bieten die ultimative Werbefläche und können somit tendenziell mehr Umsatz generieren, als ein Full-Endorsement kostet.

Noch eine große Stufe weiter in den Status eines Markengotts hat man es übrigens geschafft, wenn man sein erstes eigenes Signature-Modell in den Händen halten darf…

Was sind die Aufgaben und Verpflichtungen des Künstlers?

Ihr seid die Werbefläche. Ihr repräsentiert die Marke nicht nur auf Konzerten, sondern postet auch privat auf Social Media und eurer Website passenden Content zu den Produkten, die ihr verwendet und vertretet. Sei es nun in einem Remix der mit einer bestimmten Software entstanden ist oder ihr euch beim Jammen mit dem neuen „Spielzeug“ filmt. Der Fantasie sind wie immer keine Grenzen gesetzt!

Selbstverständlich gelten zudem alle vertraglichen Abmachungen und was euch „zwischen Tür und Angel“ oder mit einem Wink des Zaunpfahls mitgeteilt wird. Sofern die Motivation von eurer Seite aus kommt und ihr ohne eine zusätzliche Aufforderung regelmäßig für die Marke sprecht, dann gibt es dadurch sicherlich einen Pluspunkt bei euren Partnern.

Was passiert mit dem Equipment, wenn ihr den Endorser wechselt?

Diese Frage ist besonders dann relevant, wenn es sich um ein Full-Endorsement dreht oder die Rede von einem Leasing ist. Beim Leasing wird das Equipment zurückgegeben, da nur geliehen.

  • Ein Full-Endorsement beim Wechsel zurückzugeben zählt zum guten Ton. Sobald ihr euren Partner verlasst und einen neuen findet heißt es: Good-bye altes Equipment. Eine Hybrid-Strategie könnt ihr eigentlich nicht fahren. Entweder der eine oder der andere Hersteller.
  • Bei den Rabatten ist klar, dass man dadurch das Equipment automatisch erwirbt. Gefahrenfreie Zone.

Doch Obacht! Wichtiger Tipp von Paul: „Gerade Instrumente, welche man von der Firma zu vergünstigten Preisen erwerben durfte, sollten aus Respekt zum Beispiel nicht unter der Hand vertickt werden.“

Was sind absolute No-Gos während eines Vertrages seitens des Musikers?

Eine wichtige Frage, die sich recht einfach beantworten lässt, denn das meiste sollte selbstverständlich sein. Beispiele:

  • Wenn ihr bei Firma xy gewisse In-Ears verwendet, hütet euch davor, noch ein weiteres Paar von einem anderen Hersteller zu verwenden.
  • Redet die Marke nicht aus heiterem Himmel schlecht, motzt nicht rum, lästert nicht in Interviews und vor allem plaudert keine internen Betriebsgeheimnisse aus.
  • Behandelt eure Partner stets mit Respekt und ihr werdet dasselbe zurückbekommen.

Manuel von den Bulls betont, dass ihm die Undankbarkeit besonders dann aufstößt, wenn diese von einem Endorser an den Hersteller gegeben wird. Dominique Christ von Roland weist darauf hin, dass ein Vertrieb nie in überheblichen Manier auf einen Künstler zugehen würde. „Was willst du überhaupt? Wir sind Roland!“ – das wird euch demnach nicht passieren, denn „Überheblichkeit bringt eh niemanden was.“

Dasselbe gilt natürlich auch für euch als Musiker. Bleibt auf dem Boden, auch wenn ihr eventuell schon auf einem gewissen Karriere-Level seid! Tobias vertritt dazu eine klare Meinung:

„Seid immer ehrlich und nett zu allen anderen, egal ob Veranstaltungstechniker, Musiker, Veranstalter oder Fan. Niemand will mit unsympathischen Menschen zusammen arbeiten oder solche unterstützen und man weiß nie, wer vor einem steht.“

"Im Vordergrund sollte die Musik stehen"

Paul rät euch abschließend, sich auf das Bauchgefühl zu verlassen und mit einer ehrlichen und realistischen Selbsteinschätzung die Sache anzugehen. Dazu gehören auch Fragen, die man vor einer Endorsement-Bewerbung selbst beantworten können sollte, wie unter anderem:

  • Was macht mich für Firma X interessant?
  • Wie kann Firma X von mir profitieren?
  • Warum möchte ich die Instrumente der Firma X überhaupt spielen?

Nur Musik für ein Endorsement zu produzieren oder als Mittel zum Zweck zu benutzen fällt auf. Dominique meint: „Ein Endorsement-Deal ist nichts alles. Im Vordergrund sollte die Musik und Kunst stehen“. Trotz der großen Palette an Pflichten spricht auch Manuel ein aufmunterndes Abschlusswort: „Es ist ein harter und langer Weg, aber wer sich durchbeißt, wird belohnt. Das verspreche ich!“

Euer Feedback

Wir danken allen vier Experten für die Zeit, die sie sich für das jeweilige Gespräch genommen haben. Und nun zu euch: Hattet ihr schon Erfahrungen mit einem Endorsement? Seid ihr aktuell Endorser? Oder haben wir euch nun die Lust auf ein Endorsement verstärkt oder etwas genommen? Lasst es uns wissen!

Unternehmen

ROLAND Germany GmbH

Anbieter für elektronische Musikinstrumente

Hersteller in 64569 Nauheim

Ähnliche Themen

Der Künstlermanagementvertrag: Die wichtigsten Infos und ein Mustervertrag zum Download

Was wird vereinbart? Wie lässt sich das alles regeln?

Der Künstlermanagementvertrag: Die wichtigsten Infos und ein Mustervertrag zum Download

veröffentlicht am 21.11.2017   9

"Es gab nie einen Plan B": Nico Schliemann (Glasperlenspiel) im Interview

Solide Ausbildung, professionelle Einstellung, steile Karriere

"Es gab nie einen Plan B": Nico Schliemann (Glasperlenspiel) im Interview

veröffentlicht am 01.03.2017   3

Fender nimmt den Gitarristen Marco Wriedt in den Kreis der Fender-Familie auf

Neuer Endorser

Fender nimmt den Gitarristen Marco Wriedt in den Kreis der Fender-Familie auf

veröffentlicht am 11.01.2017 | Gesponserter Inhalt

ROLAND eröffnet Artist Center in Berlin

Nummer vier nach Tokio, Los Angeles und London

ROLAND eröffnet Artist Center in Berlin

veröffentlicht am 09.04.2016

Newsletter

Abonniere den Backstage PRO-Newsletter und bleibe zu diesem und anderen Themen auf dem Laufenden!