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"Wer übt, kann nix"?

5 Tipps durch die Üben Spaß macht und euch voran bringt

Tipps für Musiker und Bands von Bernhard Galler
veröffentlicht am 16.02.2015

üben probe tipps

5 Tipps durch die Üben Spaß macht und euch voran bringt

Wer übt, kann nix. © Bernhard Galler

"Wer übt, kann nix"? Ketzerische Sprüche wie diesen kennt jeder. In einem 30-jährigen Eigenversuch hat unser Autor, selbst leidenschaftlicher Gitarrist, jedoch herausgefunden, dass Üben zwingend erforderlich ist – sonst geht einfach nichts voran. Und es kann sogar Spaß machen!

Natürlich hatte ich als Jugendlicher die schöne Vorstellung, dass die heroischen Killerlicks einfach so angeflogen kommen, während ich vorwiegend mit "cool sein" und noch cooleren Sprüchen (siehe oben) beschäftigt bin. Ein ähnliches Verhalten beobachte ich auch bei anderen Musikern. Allein das Wort "üben" scheint schon negativ besetzt zu sein.

Doch das lässt sich ändern! Entscheidend ist nicht so sehr, was man übt, sondern wie man übt! Richtig angestellt, kann die private Übesession am Instrument eine sehr lustvolle und kreative Angelegenheit sein!

Dafür hier einige Tipps:

1. Sitzen vs. Stehen

Ich glaube, 99% aller Gitarristen – mich selbst eingeschlossen – üben im Sitzen. Warum eigentlich? Wo doch Gigs und die meisten Proben im Stehen stattfinden. Was im kuscheligen Bürostuhl zuhause noch locker flutscht, entpuppt sich, im Stehen dargeboten, als mittlere Katastrophe.

Kommt euch bekannt vor? Gut, dann auf, auf, auf. Kann ganz schön anstrengend werden, garantiert jedoch einige lichte Momente, wenn man seine Riffs und Licks der veränderten Hand-, Körper- und Gitarrenhaltung im Stehen angepasst hat.

2. Instrumentenwechsel

Ich gestehe, ich bin ein E-Gitarren-Weichei. Nachdem mein Bekenntnis zu 9er-Saiten schon des Öfteren für ausgelassene Heiterkeit sorgte, habe ich mich mittlerweile zu 10er-Saiten durchgerungen. Für Akustikgitarristen ist das aber immer noch Pillepalle. Da sind 11er-Saiten Understatement und 12er die Norm. Aaaaaber es klingt!

Daher greife ich gerne und oft zur Akustischen – die Saitenlage darf ja auf E-Gitarren-Komfort eingestellt sein. Der kräftemäßige Mehraufwand hält sich in Grenzen und die E-Gitarre kommt einem nach ein paar Akustiksitzungen wie Spielzeug vor.

Ein solcher Instrumentenwechsel kann auch vom E- zum Kontrabass oder von den Synthie-Keys zum Klavier stattfinden. Einfach öfter mal das Gewohnte beiseite legen und für Abwechslung sorgen schafft frische Inspiration!

3. Nix is’ fix

Nix is' fix, das gilt auch für Songs und deren Erscheinungsform. Wie wäre es damit, deinen Lieblingssong mal komplett umzubauen? Nicht harmonisch, eher klanglich.

Ich bin zum Beispiel aktuell gerade dabei, das Instrumental “Coast to coast” von den Scorpions auf Akustikgitarre im Fingerpickingstyle zu trimmen! Oder wie wär’s mit “Girl from Ipanema” in einer funky Version? Solche Eingriffe verschaffen nicht zuletzt ordentliche Harmonielehrekenntnisse und schulen die Griffbrettübersicht!

4. I got rhythm

George Gershwin wußte es schon und ich möchte dem hinzufügen: Get rhythm! Die Maxime lautet: Rhythmus ist nicht alles, aber ohne Rhythmus ist alles nichts!

Ich selbst kann aus dem Zusammenhang gerissene Licks und absurde Technikübungen ohne jegliche Begleitung schon längst nicht mehr hören geschweige denn ertragen. Warum? Weil Melodie und Harmonie korrelieren. Sie gehören für mich untrennbar zusammen – sogar beim Üben. Dann und nur dann wird die ganze Schönheit und Wirkung von Musik hörbar.

Fürs Rhythmusgefühl mit Klick zu üben kennt man ja als trockene Pflicht, aber ein ordentliches Playback bringt deutlich mehr Spaß. Deshalb – und wenn es nur darum geht, eine neue Tonleiter auszutesten – im besten Fall always and everywhere mit Playback spielen, sofern es euch möglich ist.

5. Ohne Instrument üben

Ja, das geht tatsächlich! Einen Tonleiterfingersatz kann man in Gedanken durchspielen und dabei jeden Ton auch innerlich hören. Man kann sich alle Dreiklänge für A-mixolydisch vor dem geistigen Auge auf dem gesamten Griffbrett zusammensuchen. Oder 16tel-Patterns erst auf der Tischkante trommeln, bevor man zum Instrument greift.

All jene mit sportlichem Ehrgeiz dürfen sich an die Königsdisziplin heranwagen: Metronom auslöschen. Dazu stellt man das Metronom auf ein Tempo irgendwo zwischen 60 und 80 bpm, das reicht dicke. Dann mit einem Stift im idealerweise perfekten Timing an die Tischkante klopfen, denn dann löscht das Klicken des Stiftes an der Tischkante das Klicken des Metronoms aus. Anfangs wird man daran fast verzweifeln, aber nach ein klein wenig Übung entsteht ein regelrechter Flow, dann ist locker eine Minute ausgelöschtes Metronom drin. Die definitive Übung für das eigene Zeitgefühl!

Euer Feedback

Die genannten Anregungen entspringen meiner Gitarristenwarte, lassen sich aber auch auf andere Instrumente übertragen. Mit welchen Mitteln versucht ihr, den Übungsalltag interessanter zu gestalten?

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