Nach AMF Beschluss
Believe Verkauf: Warner Music Group soll bis 7. April Angebot unterbreiten
Robert Kyncl, CEO von Warner Music. © Warner Music
Ein Konsortium bestehend aus Believe-CEO Denis Ladegaillerie und zwei Investmentunternehmen hatte bereits Ende Februar angekündigt, zunächst 72 Prozent der Anteile an Believe für einen Preis von 15 Euro pro Aktie und dann im nächsten Schritt die restlichen 28 Prozent erwerben zu wollen.
Anfang März hatte die Warner Music Group erklärt, ebenfalls Interesse an der Übernahme von Believe zu haben und 17 Euro pro Aktie als möglichen Kaufpreis genannt.
Einschreiten der Finanzbehörde
Das Konsortium um Ladegaillerie versuchte aber den Verkauf an Warner zu verhindern. Die französische Finanzaufsichtsbehörde Autorité des Marchés Financiers (AMF) vereitelte allerdings das Vorhaben und erklärte, das französische Aktienrecht lasse nicht zu, dass Believe das Interesse von Warner einfach ignoriere.
Daraufhin beschloss der Vorstand von Believe die WMG offiziell einzuladen, ein verbindliches, voll finanziertes Angebot zu unterbreiten.
Um das zu unterbreiten, forderte WMG aber Einsicht in die Geschäftszahlen von Believe, was das Label zunächst verweigerte und erst nach der Entscheidung der AMF gewährte. Der Zeitdruck bleibt aber weiterhin groß, denn Warner soll das verbindliche Angebot bereits bis zum 7. April 2024 vorlegen.
Problematische Finanzierung
Nach Berechnungen von Complete Music Update hat Warner nicht genug liquide Mittel, um den Kaufpreis von Believe aufzubringen. Warner müsste 1,79 Milliarden US-Dollar aufbringen, besitzt aber laut Geschäftsbericht nur knapp mehr als 905 Millionen US-Dollar.
Um den Fehlbetrag zu finanzieren, müsste Warner somit Kredite in beträchtlicher Höhe aufnehmen und zusätzlich einen Großteil seiner liquiden Mittel in den Kauf investieren. Angesichts des Umstands, dass Warner schon jetzt hohe Schulden hat, erscheint das ein ziemlich riskantes und kostspieliges Unterfangen zu sein.
Widerstand in Frankreich
Hinzu kommen potenzielle Probleme mit der Finanzbehörde. Diese hat Warner zwar erlaubt, ein Angebot zu unterbreiten, hat allerdings keine Aussage darüber getroffen, ob eine Übernahme genehmigt würde.
In Frankreich formiert sich aktuell bereits Widerstand gegen den möglichen Deal. Die Vereinigung der unabhängigen Labels in Frankreich (UPFI) hat bereits gegen den Verkauf von Believe an Warner protestiert. Nach einer Übernahme von Believe durch Warner droht außerdem ein umfangreicher Stellenabbau bei Believe.
Schwierige Eigentumsverhältnisse
Der in der Ukraine geborene, aber vor allem im UK und den USA aktive Milliardär Len Blavatnik hält über sein Unternehmen Access Industries nicht nur die Mehrheit an Warner, sondern auch am französischen Streamingdienst Anbieter Deezer.
Deezer zahlt aber knapp 28 Prozent seiner Tantiemen an Believe. Kauft also die Warner Music Group Believe, erhält Access Industries Tantiemenzahlungen des in ihrem Besitz befindlichen Streamingdienstes Deezer an ihr Plattenlabel Warner. Diese Konstellation könnte dazu führen, dass die AMF den Deal untersagt.
Das ist alles zugegebenermaßen noch Spekulation, aktuell sieht es aber so aus, als könnte der Verkauf von Believe die Aufsichtsbehörden noch eine ganze Weile beschäftigen.
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