Draußen statt drinnen
Berliner Kulturszene kritisiert weitere Einschränkungen von Outdoor-Veranstaltungen
Klaus Lederer (2021). © DIE LINKE. Berlin.
In einer Stellungnahme greift die Berliner Clubcommission die Pläne zur Änderung des Infektionsschutzgesetzes der Bundesregierung an.
Die zusätzlichen Restriktionen drängten die Menschen weiter in die Innenräume und schränkt das private und kulturelle Leben massiv ein, während wissenschaftliche Erkenntnisse belegten, dass die hauptsächliche Infektionsgefahr in geschlossenen Räumen, etwa am Arbeitsplatz, in Schulen oder bei privaten Treffen in Häusern und Wohnungen besteht.
Kein Pandemietreiber
Die Clubcommission fordert daher, verantwortungsvoll organisierte und unter strengen Hygienevorschriften durchgeführte Veranstaltungen unter freiem Himmel zu erlauben. So würde ein Gegengewicht geschaffen zu den Treffen in Innenräumen, die prinzipiell schwerer zu kontrollieren sind.
Seit Beginn der Pandemie habe (nicht nur) die Berliner Kulturszene einen sehr verantwortungsbewussten Umgang an den Tag gelegt und sämtliche Bestimmungen für die Kultur eingehalten und akzeptiert.
Gleichzeitig hätten zahlreiche Open-Air-Veranstaltungen im Sommer 2020 deutlich gemacht, dass Veranstaltungen im Freien mit geltenden Hygiene- und Abstandsregeln ohne erhöhtes Gesundheitsrisiko problemlos durchführbar seien. Zusätzliche Tests könnten solche Veranstaltungen zudem noch sicherer machen.
Klare Forderung
Die Clubcommission fordert, Veranstaltungen dieser Art wieder stattfinden zu lassen, um so auch dem Infektionsgeschehen entgegenzuwirken und durch das Kulturangebot im Freien von privaten Treffen in Innenräumen abzuhalten. Pamela Schobeß, 1. Vorsitzende der Clubcommssion, kommentiert:
"Alle Menschen sehnen sich nach Kultur. Solche Veranstaltungen unter freiem Himmel geben den Berliner:innen nicht nur Lebensqualität zurück, sie sind auch aus pandemischer Sicht viel sicherer als private Treffen in geschlossenen Räumen. Wir müssen genau solche Angebote machen, um das Aufkommen von privaten Zusammentreffen zu verringern. Das ist ein Weg, die Pandemie in den Griff zu bekommen."
Kultursenator beklagt fehlende Perspektive
Auch Berlins Kultursenator Klaus Lederer kritisiert die Neuerungen im Infektionsschutzgesetz stark. Ihm fehlt die Perspektive für die Kultur und einer Unterscheidung zwischen Veranstaltungen im Inneren und im Freien. Lederer merkt an, dass die Novelle Kulturschaffenden und Kultureinrichtungen die Möglichkeit nehme, ihrem Publikum zu begegnen:
"Das ist ein Fehlen jeglicher Perspektive für Kultur unter freiem Himmel. Öffentliche Parks und Gärten, Freiflächen und große Plätze sind nicht Gefahrenherde, sondern diejenigen Orte, an denen Kontakte, die in Innenräumen problematisch sind, am schnellsten wieder möglich werden. Einen Sommer ohne irgendeine Perspektive für die Kultur, und sei es nur unter freiem Himmel, vermag ich mir nicht vorzustellen."
Draußen könne man dem Voranschreiten der Pandemie entgegenwirken, denn attraktive Open Airs und Veranstaltungsangebote an der frischen Luft lockten die Menschen ins Freie, was Infektionen unterbindet, die sonst möglicherweise in Innenräumen stattgefunden hätten.
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