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Erfolgreiches Digital-Konzept

Daten, Playlists und Formate: Das war das Future Music Camp 2021

Spezial/Schwerpunkt von Theo Müller
veröffentlicht am 21.04.2021

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Daten, Playlists und Formate: Das war das Future Music Camp 2021

Future Music Camp 2021. © CAPADOL

Am 15. und 16. April 2021 wurde das Future Music Camp digital abgehalten. Das Konzept passte. Und so gab es spannende Keynotes, aufschlussreiche Sessions und innovative Themen rund um die Musikbranche – inhaltich alles auf hohem Niveau.

Nach dem pandemiebedingtem Ausfall des Future Music Camps im vergangenen Jahr wurde das jährlich in Mannheim stattfindende Branchentreffen dieses Jahr ins Internet verlegt. Nehmen wir unseren Eindruck gleich mal vorweg: Der Sprung ins Digitale nahm dem Event nichts von seiner inhaltlichen Innovationskraft. Das Future Music Camp wurde wieder dem Anspruch gerecht, hochkarätige Beiträge zu topaktuellen Themen der Musikbranche zu liefern.

Trotzdem freuen wir uns darauf, wenn es nach Corona auch in Mannheim wieder mehr menschelt. Selbst ein erstklassiges Online-Konzept wie das der Popakademie kann die gemeinsamen Minuten und Stunden zwischen Keynotes und Sessions nicht ersetzen.

Die Musikbranche 2021: auch in der Pandemie innovativ und zukunftsfähig

Los ging es Donnerstags mit einem Gespräch zwischen Gautier de Bosredon (Music Producer), Mathieu Leglise (Déliceuse Musique, FR) und den Moderatoren David Stammer und Steffen Geldner über den aktuellen Hype von Lo-Fi Hip Hop und DIY-Strategien für Musiker und kleine Labels. Im Gespräch wurde davor gewarnt, dass Musiker zu sehr den Fokus auf Streamingzahlen legen. Zum einen können diese einfach gefakt werden, vor allem aber ist das Engagement der Hörer und Fans schlussendlich wichtiger. Nur auf die Zahlen und somit auf die kurzfristigen Umsätze zu schauen, birgt die Gefahr in sich das Gefühl für die Musik und eine langfristige Entwicklung als Künstler zu verlieren.

Ein Einblick in die Gamingbranche und in Potentiale zur Zusammenarbeit mit der Musikbranche gab Kushal Patel (Marketing & Training Manager, Music:Ally). Während der Jahresumsatz der Musikbranche bei 22 Billionen Dollar liegt, erreicht die Gamingbranche 160 Billionen Dollar – Tendenz steigend. Wie kann die Musikbranche ein Stück von der boomenden Gamingbranche abbekommen? Dazu wurden verschiedene Kooperationsmöglichkeiten vorgestellt. Wichtig bleibt nach wie vor die Synchronisation und Lizenzierung von Musik für die Spiele selbst. Aber auch Gaming-Livestreams und E-Sport Events sind – fast wie bei echten Sportevents – hervorragende Orte, um Musik zu präsentieren und zu lizenzieren. Probleme gibt es heute vor allem noch bei der Lizenzierung über Twitch.

Ein weiteres topaktuelles Thema sind NFTs, die durch spektakuläre Auktionen im Kunstsektor für Aufmerksamkeit gesorgt haben. Die Abkürzung NFT steht für Non Fungiblie Token. Dahinter versteckt sich ein blockchain-basiertes System zur Rechteverwertung. Über ein solches System könnte in Zukunft ein neues Musikökosystem geschaffen werden. Die Tantiemenausschüttung könnte so deutlich verbessert werden. Jedoch überwiegen zur Zeit noch die Nachteile, wie der extreme Energieverbrauch von Blockchainlösungen und die Abhängigkeit von Anbietern solcher Systeme, berichtet Matthias Strobel (Founder, Music Tech Germany). Die Zukunft eines von der Blockchain getriebenen Web 3.0 könnte diese Utopie für die Musikbranche aber schon in drei bis fünf Jahren Realität werden lassen.

Ein schon seit Jahren anhaltender und nicht enden wollender Hype sind Podcasts. Tina Jürgens (Managing Director, zebra-audio.net) berichtete, wie man Podcasts im Musikkontext nutzen kann. Hier bietet sich an, dass Künstler einen eigenen Podcast machen und über Musik oder andere Hobbys reden. Auch Rezensionen, in denen über neue Musik berichtet wird, sind ein beliebtes Format. Fan-Podcasts über Lieblingsacts oder Business-Podcasts über die Musikbranche bieten sich ebenfalls an. Problematisch bei Podcasts bleibt jedoch die Klärung der Rechte, um Musik in voller Länge abspielen zu können.

Dr. Sophie Brüggemann (Data Lead, Pearson) hat im Rahmen einer umfangreichen Analyse von Playlisten und Hörern auf Spotify fünf verschiedene Hörertypen herausgearbeitet: Ritualizer, Regulator, Socializer, Seeker, Definer. Diese Erkenntnisse lassen sich beim Marketing nutzen um gezielt die passenden Hörer/innen für Playlisten anzusprechen. Auch für Musiker könnte es von Interesse sein welche Art von Hörertypen die Playlists konsumieren, in denen ihre Songs laufen.

Zu den Keynotes von Johannes Middelbeck (DRIVE Beta) über die Formatentwicklung für YouTube, TikTok und Co., von Simone Schiborr über Playlists bei Deezer und Ruwen Wieman (Freelance Data Scientist Music) über die Auswirkungen von Fake Streams und Lösungsansätze haben wir mit den Speakern umfangreiche Interviews gemacht.

Digitales Networking und digitaler Austausch

Neben dem hochkarätigen Programm des Future Music Camps lebt das Branchentreffen sonst auch vom Networking und dem persönlichen Austausch der Teilnehmer/innen. Um diesem Umstand Rechnung zu tragen haben die Organisatoren einen digitalen Treffpunkt mit Gather Town geschaffen. In diesem virtuellen Veranstaltungsort konnten die Camper mit ihrem Avatar so einiges erkunden, Musik machen, Videos anschauen – aber vor allem miteinander ins Gespräch kommen. Sicher hat Gather Town nicht das gemeinsame Bier im Jungbusch vor der Popakademie ersetzt, doch wer wollte, konnte hier einen guten Austausch miteinander finden.

Auch in den Sessions am Nachmittag gab es für die Teilnehmer/innen die Möglichkeit, sich per Zoom mit Webcam dazu zu schalten und mit zu diskutieren.

Im Ergebnis hat das Team der Popakademie eine gelungene digitale Konferenz umgesetzt, die auch auf der technischen Seite – Live-Übertragung aus der Popakademie sowie Live-Schaltungen zu den Speakern – hervorragend funktionierte. Auch wenn wir wie eingangs erwähnt hoffen, dass das Future Music Camp nächstes Jahr wieder physisch besuchbar wird, steht im Notfall eine solide Infrastruktur zur Verfügung.

Die allerbeste Nachricht lautet also: 2022 wird es, egal wie, mit Sicherheit wieder ein Future Music Camp geben.

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