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Nach der Kontroverse um Kollegah und Farid Bang

"Erneuerung der Mechanismen": ECHO soll grundlegend überarbeitet werden

News von Backstage PRO
veröffentlicht am 16.04.2018

echo musikwettbewerb

"Erneuerung der Mechanismen": ECHO soll grundlegend überarbeitet werden

Die ECHO-Trophäe. © ECHO

Die Nominierung (und darauffolgende Verleihung) des ECHO 2018 in der Kategorie HipHop/Urban-National an Kollegah und Farid Bang rief zahlreiche kritische Stimmen hervor. Der BVMI, Veranstalter des ECHO, kündigt nun eine konzeptuelle Überarbeitung des Preises an.

Das deutsche Rapper-Duo Kollegah und Farid Bang erhielten für ihr Album "Jung, Brutal, Gutaussehend 3" den ECHO 2018. Dabei wurden das Album bereits im Vorfeld für Textzeilen wie "Mein Körper definierter als von Auschwitzinsassen" und "Mache wieder mal 'nen Holocaust, komm' an mit dem Molotow" kritisiert. 

Tiefgreifende Veränderungen

Die anhaltende Kritik nach der Verleihung führt dazu, dass der ECHO nun grundsätzlich überarbeitet werden soll. Das kündigte Dr. Florian Drücke, Vorsitzender des BVMI, in einer Pressemitteilung an. 

"Im Zuge der aktuellen Debatte mussten wir erkennen, dass wir uns in einem Umfeld wiederfinden, das den Preis in ein falsches Licht rückt. Wir möchten an dieser Stelle in aller Deutlichkeit sagen, dass auch wir als Verband und Veranstalter des ECHO jede Art von Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit, Frauenfeindlichkeit, Homophobie und Gewaltverherrlichung ablehnen. Die Art und Weise der öffentlichen Befassung mit der Auszeichnung des Albums führte zu einer Welle der Betroffenheit, die uns sehr bestürzt und die den Preis überhöht und zugleich überfordert."

Es sollen vor allem die mit "der Nominierung und Preisvergabe zusammenhängenden Mechanismen" verändert werden. Derzeit wird der ECHO alleine aufgrund von Verkaufszahlen verliehen; eine Prüfung der Qualität des nominierten Materials ist nicht vorgesehen.

Meinung des ECHO-Beirats

Bereits die Nominierung von Kollegah und Farid Bang sorgte für harsche Kritik. Die Veranstalter des ECHO reagierten, indem sie den branchenunabhängigen ECHO-Beirat einschalteten. Dieser hatte die Aufgabe, die Vorwürfe zu prüfen und über einen möglichen Ausschluss der Rapper von der Preisverleihung zu diskutieren. Dies geschah jedoch nicht. 

Der Beirat stellte fest, dass es sich "bei der Nominierung um einen absoluten Grenzfall zwischen Meinungs- und Kunstfreiheit und anderen elementaren Grundrechten handle." Die Wortwahl sei "provozierend, respektlos und voller Gewalt". Man lehne ab, "sie als Stilmittel des Battle-Raps zu verhamlosen."

Dass man dennoch von dem "Ausschluss des Albums von einer etwaigen Zuerkennung eines Preises" absehe, hinge insbesondere damit zusammen, dass Tabubrüche zunehmend zu "den Merkmalen der Kunstfreiheit gehören". Man wolle eine Diskussion zu diesem Thema anregen, das "weit über den Musikpreis ECHO hinaus" gehe.

Kritische Stimmen

Zu den Kritikern gehörte u.a. Campino (Die Toten Hosen), der sich in einer kurzen Rede während der Preisverleihung äußerte. Bundesaußenminister Heiko Maas bezeichnet eine Preisverleihung für "antisemitische Provokationen" als "beschämend".

Kollegah wiederum griff Campino nach der Verleihung verbal an und bezeichnet dessen Kritik als einen "Bitch-Move". Campino habe sich "als moralische Instanz dargestellt. Wenn man als Künstler stilvoll unterwegs ist, stellt man andere nicht an den Pranger."

Das aktuelle Statement der ECHO-Organisatoren wird auch auf Facebook diskutiert. Die Kommentare sprechen u.a. davon, dass es "eine Schande" sei, "Hetz-Rappern und Antisemiten solch eine große Bühne geliefert zu haben". Andere fordern die Rapper dazu auf, den Preis wieder abzugeben.

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