Auf Konfrontationskurs
Forum Veranstaltungswirtschaft kritisiert FAMAB-Nachfolger "fwd:" und geplante Bundeskonferenz
forum veranstaltungswirtschaft fwd
Prof. Jens Michow, geschäftsführender Präsident des Bundesverband der Konzert- und Veranstaltungswirtschaft (BDKV) e.V. © Klaus Westermann
Dass "fwd: Bundesvereinigung Veranstaltungswirtschaft" in Zukunft den FAMAB Kommunikationsverband e.V. ersetzen wird, wurde auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung am 11. Juni 2021 beschlossen.
Der FAMAB vertrat bisher u.a. Messebauunternehmen, Marketing- bzw. Eventagenturen, Messearchitekt/innen und -designagenturen sowie Eventcatering-Unternehmen und deren Zulieferer.
Zukunftsweisende Beschlüsse
Die Neugründung des FAMAB wurde mit einer Mehrheit von 98 Prozent der Stimmen beschlossen und stellt laut Selbstverständnis des Verbandes eine Reaktion auf die kritischen wirtschaftlichen Entwicklungen der Veranstaltungsbranche und ihre Folgen für den Sektor dar.
Das selbst erklärte Ziel von fwd: ist, für bessere politische Rahmenbedingungen der Veranstaltungsbranche zu kämpfen. Ein "Tätigkeitsverbot ohne wirtschaftliche Kompensation wie seit März 2020" dürfe sich nicht wiederholen; nie wieder solle die Veranstaltungswirtschaft die "vergessene Branche" werden. Jörg Huber, Vorstandsvorsitzender des FAMAB, jetzt fwd:, kommentiert:
"Unsere Mitglieder haben heute zukunftsweisende Beschlüsse getroffen. Dass die Mitgliederschaft eines arrivierten und weithin anerkannten Brancheverbands sich so eindeutig für die Öffnung hin zu einer gesamthaften Interessenvertretung ausspricht, darf nicht als selbstverständlich angesehen werden. Ich bin sehr stolz auf unseren Verband, danke unseren Mitgliedern und schaue mit positiver Anspannung in die Zukunft."
Ein offenes Konzept
Laut der Vereinigung waren 90 Prozent der Menschen in der Veranstaltungswirtschaft vor der Corona-Pandemie nicht verbandlich organisiert. Für diese Menschen will fwd: eine flexible Interessenvertretung ohne starre Regeln bieten.
Das soll unter anderem durch das zugehörige Mitgliedsmodell möglich sein. Dadurch sollen alle Akteure, vom Auszubildenden bis zur Unternehmungsgruppe miteingebunden sein.
Mit dem Ziel der politischen und gesellschaftlichen Interessenvertretung will sich fwd: für die Zukunftssicherheit der Branche einsetzten. Hauptanliegen ist, von der Gesamtgesellschaft wie auch von der Regierung anerkannt und gesehen zu werden.
"Bundeskonferenz für die Veranstaltungswirtschaft"
Konkrete Forderungen an die politischen Entscheidungsträger sucht man auf der Homepage von fwd: aktuell vergeblich. Diese sollen bei der "Bundeskonferenz für die Veranstaltungswirtschaft" im Oktober formuliert werden, wo sich auch sich sämtliche Akteure der Veranstaltungswirtschaft vernetzen sollen.
Das zentrale Ziel besteht darin, die Bedeutung der Branche deutlicher zu machen. Interessen und Forderungen soll Gehör geschaffen werden, unabhängig von Verbandsmitgliedschaften. Bei den Regierenden habe "die Veranstaltungswirtschaft bei weitem nicht das erreichen können, was nötig gewesen wäre“.
Kritik durch das Forum Veranstaltungswirtschaft
Das Forum Veranstaltungswirtschaft kritisiert die geplante Konferenz (PDF). Es sei wichtig, dass die Initiatoren als Träger des Kongresses glaubwürdig seinen und tatsächlich für die Gesamtbranche stehen würden. Ohne die Einbindung maßgeblicher Bereiche des Wirtschaftszweiges könne dies aber nicht gelingen. Zudem seien politische Hilfestellung für die Veranstaltungswirtschaft durchaus erreicht worden.
"Durch den Zusammenschluss von nunmehr sechs großen Branchenverbänden im Forum Veranstaltungswirtschaft haben wir die Effizienz unserer Lobbyarbeit nochmals gesteigert. [..]. Die angebotene Zusammenarbeit in diesem Rahmen lehnt der FAMAB jedoch ab",
sagt Timo Feuerbach, Geschäftsführer des EVVC. Es sei völlig unverständlich, so Jens Michow, Präsident des BDKV, dass ein Verband versuche, sich im Alleingang und ohne jegliche vorherige Abstimmung mit den Verbänden des Forums zum Sprachrohr für den gesamten Wirtschaftszweig zu gerieren.
"Wir haben in den vergangenen Monaten umfangreiche Hilfsmaßnahmen angestoßen und an deren Umsetzung mitgearbeitet. Ohne unseren Einsatz hätte es beispielsweise die Sonderregelung für die Veranstaltungsbranche in den Überbrückungshilfen, wesentliche branchenrelevante Förderungen durch die November-/Dezemberhilfe, den aktuellen Sonderfonds für die Kulturveranstalter, den es demnächst auch für Messen und Kongresse geben soll, sowie die Verlängerung der Regelungen des Kurzarbeitergeldes nicht gegeben"
ergänzt Linda Residovic, Geschäftsführerin des VPLT.
Die Auftaktveranstaltung der Konferenz soll bereits am 22. Juni, der Kongress selbst im Oktober dieses Jahres stattfinden. Ein Branchenkongress, dessen Planung vier Monate im Voraus starte, entspreche nicht dem Anspruch zielgerichteter Interessenvertretung, heißt es vom Forum Veranstaltungswirtschaft weiter.
Vertrauensvolle Sacharbeit
Grundlegend, so die Kritik, würde suggeriert werden, dass durch die Einbindung bisher nicht organisierter Unternehmen und Personen sowie der Formulierung von Forderungen im Zuge einer Konferenz die kontinuierliche und oft mühsame inhaltliche Auseinandersetzung mit der Politik ersetze und Einzelinteressen durchgesetzt werden können.
Gerade die Corona-Pandemie habe jedoch gezeigt, wie wichtig die vertrauensvolle und nachhaltige Sacharbeit über die reine Kommunikation hinaus für die Branche sei.
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