Halbjahresbericht veröffentlicht
Hipgnosis: Unzufriedenheit an der Börse trotz positiver Geschäftszahlen
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Hipgnosis-Gründer Merck Mercuriadis im Jahr 2018. © Jill Furmanovsky/rockarchive, CC BY 4.0 , via Wikimedia Commons
Während das Musikunternehmen Hipgnosis Songs Fund im Jahr 2021 und in der ersten Jahreshälfte 2022 noch mit spektakulären Einkäufen von Songkatalogen für Schlagzeilen sorgte, lief es ab September 2022 nicht mehr wirklich gut für den britischen Musikverlag von Merck Mercuriadis.
Spirale der Probleme
Zunächst zeigte sich, dass Hipgnosis, die zu den Pionieren des Handels mit Katalogrechten gehören, nicht mehr genügend flüssiges Kapital für neue Akquisen besaßen – und das, obwohl der das Investment-Unternehmen Blackstone bereits 2021 bei Hipgnosis eingestiegen war und dem Unternehmen eine Milliarde US-Dollar zum Erwerb von Songkatalogen zur Verfügung gestellt hatte.
Die Welle der Einkäufe auf Seiten von Hipgnosis kam zum erliegen, was sich wiederum negativ auf den Aktienkurs des Musikverlages auswirkte. Zuletzt kaufte Hipgnosis sogar die eigenen Aktien auf, um den Kurs zu stabilisieren.
Einnahmen steigen
Nun hat der Konzern seinen Geschäftsbericht (PDF) für den Zeitraum von April bis September 2022 veröffentlicht und trotz positiver Geschäftsentwicklungen durchblicken lassen, dass die schlechten Bewertungen an der Börse die Unternehmensführung beschäftigen.
So konnte Hipgnosis seine Einnahmen im Jahresvergleich um 7,5 Prozent auf 91,7 Millionen US-Dollar steigern. Der Nettoumsatz wuchs von 74,1 Millionen US-Dollar auf 78,4 Millionen US-Dollar. Auch das Konzern-EBITDA, also der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen, stieg auf 63,8 Millionen US-Dollar. Zum selben Zeitpunkt vor einem Jahr waren es noch 54,6 Millionen US-Dollar gewesen.
Differenz in der Bewertung
Obwohl der gesamte Musikkatalog von Hipgnosis, der Klassiker wie "Smells Like Teen Spirit" von Nirvana, "Livin' On A Prayer" von Bon Jovi oder "Heart Of Glass" von Blondie umfasst, laut Geschäftsbericht 2,22 Milliarden US-Dollar wert ist, liegt die Bewertung des Unternehmens selbst, basierend auf dem Aktienkurs, aktuell bei nur etwa 1 Milliarde US-Dollar.
Die Unternehmensaktie konnte sich seit dem Absturz im September und dem Tiefpunkt am 12. Oktober mit einem Wert von 79,7 Penny Sterling nicht mehr erholen. Mittlerweile liegt der Kurs zwar wieder mehr oder weniger konstant bei 85 Penny Sterling, verzeichnet damit aber immer noch einen Wertverlust von 25,11 Prozent über die letzten sechs Monate.
Keine Ausreden
Ein Umstand, den Hipgnosis nicht zu beschönigen versucht. So schreibt CEO Mercuriadis in seinem Vorwort zum Geschäftsbericht:
"Trotz unserer Erfolge teile ich die Enttäuschung der Aktionäre, dass sich der Wert unserer Songs nicht im aktuellen Aktienkurs widerspiegelt. Da Songs eine neue Klasse der Anlage sind, verstehen wir, dass der Markt sowohl bezüglich der Bewertung als auch bezüglich des Abzinsungssatzes Bedenken hat, insbesondere wenn unser NAV [Net Asset Value, englisch für Nettoinventarwert] in einem makroökonomischen Umfeld stabil ist, in dem der Wert vieler anderer Vermögenswerte sinkt."
Bei einer Präsentation unmittelbar nach Veröffentlichung des Geschäftsberichts, bei der die Financial Times anwesend war, zeigte sich der ehemalige Manager von Künstler/innen wie Nile Rodgers, Beyoncé oder Elton John dennoch zuversichtlich: "Ja, der Aktienkurs spiegelt nicht den Wert wider, ja, der Abschlag ist inakzeptabel, aber wir werden diese Probleme beheben." Ob Mercuriadis damit Recht behält, wird sich zeigen.
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