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Diversity-Ikone in der Kritik

Neue Vorwürfe gegen US-Sängerin Lizzo wegen sexueller Belästigung und Mobbing

News von Backstage PRO
veröffentlicht am 15.08.2023

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Neue Vorwürfe gegen US-Sängerin Lizzo wegen sexueller Belästigung und Mobbing

Lizzo (2023). © ABDM

Mit ihrem Namen steht die US-amerikanische Sängerin Lizzo eigentlich an vorderster Front der Body-Positivity Bewegung. Seit Anfang August häufen sich jedoch die Klagen ehemaliger Mitarbeiterinnen wegen sexuellen Fehlverhaltens und Mobbing. Sechs weitere Personen haben jetzt neue Vorwürfe erhoben.

Hinter dem Künstlernamen Lizzo steckt die US-amerikanische Sängerin und Songwriterin Melissa Viviane Jefferson. Mit 35 Jahren hat sie bereits eine steile Karriere hinter sich. 

Weltweiter Erfolg

Ihr erstes Soloalbum "Lizzobangers" erschient 2013. Daraufhin wurde sie vom Time Magazine in der Liste der 14 besonders vielversprechenden Künstler/innen für das Jahr 2014 aufgeführt. Den Durchbruch schaffte Lizzo 2016 mit der Single "Good as Hell". Anfang 2019 erschien ihr bis dahin erfolgreichster Song "Juice".

Inzwischen erhielt die Sängerin und Rapperin für ihre Musik mehrere Platinauszeichnungen und insgesamt 4 Grammys. Letztes Jahr veröffentlichte Lizzo ihr 4. Studioalbum "Special". Mit dem Song "Pink" arbeitete sie am Soundtrack des im Sommer erschienenen Spielfilms "Barbie" mit.

Widersprüchlich

Lizzos Musik ist zwischen Pop, R&B und Hip Hop angesiedelt und behandelt häufig Themen wie Diversität, Schönheitsideale und Selbstliebe. 

In ihrer eigenen Amazon-Serie "Lizzo ́s Watch Out for the Big Grrrls", die in Deutschland unter dem Namen "Hier kommen Lizzos mollige Mädels" veröffentlicht ist, suchte die Sängerin nach Tänzerinnen für ihre Tour 2022. Ausgerechnet die werfen der Künstlerin jetzt unter anderem Body-Shaming vor.

Schwere Vorwürfe

Anfang August reichten zunächst die drei Ex-Tänzerinnen Arianna Davis, Crystal Williams und Noelle Rodriguez eine Zivilklage gegen die Musikerin ein, in der sie sich über ein diskriminierendes Arbeitsumfeld beschwerten. Laut Anwälten umfassen die Anschuldigungen unter anderem "sexuelle, religiöse und rassistische Belästigung, Diskriminierung aufgrund einer Behinderung, Körperverletzung und Freiheitsberaubung".

Lizzo habe die Tänzerinnen beispielsweise dazu gedrängt, nackte Darstellerinnen in einem Stripclub zu berühren, Kommentare über das Gewicht der Tänzerinnen gemacht und angedeutet, es sei für Tänzerinnen normal, aufgrund von Gewichtszunahmen gefeuert zu werden. Zwei der Klägerinnen wurden gekündigt, nachdem sie – laut eigener Aussage – das Arbeitsumfeld kritisiert hatten.

Auch Lizzos Produktionsfirma und Tanzleiterin Shirlene Quigley stehen in der Kritik. Letztere habe ihren christlichen Glauben unter den Tänzerinnen propagiert und sich negativ gegenüber Kolleginnen geäußert, die offen vorehelichen Sex hatten.

In einem Interview erklärt die Ex-Tänzerin Arianna Davis, sie habe große Angst davor gehabt, sich an die Öffentlichkeit zu wenden. Sie sei sich sicher, dass es vielen von Lizzos Tänzerinnen ähnlich gehe und wolle verhindern, dass andere dasselbe durchmachen müssen wie sie.

Lizzo wehrt sich

Die Vorwürfe scheinen so gar nicht zu dem Bild zu passen, das die Sängerin in der Öffentlichkeit von sich zeigt. Lizzo setzt sich öffentlich gegen Rassismus und Body-Shaming ein. Sie behandelt in ihren Texten Themen wie Selbstliebe, Akzeptanz und soziale Gerechtigkeit. In den Sozialen Medien erweckt sie unter anderem durch unbearbeitete Bilder einen authentischen Eindruck. 

Nach den öffentlichen Vorwürfen blieb es seitens der Sängerin zunächst still. Einige Tage später äußerte sie sich in einem Instagram-Post an ihre Fans. Normalerweise reagiere sie zwar nicht auf falsche Anschuldigungen, aber diese seien zu ungeheuerlich, um nicht angesprochen zu werden.

Lizzo bezeichnet die Vorwürfe als "sensationslüsterne Geschichten", die von ehemaligen Mitarbeitern stammen, die sich im Rahmen der letzten Tour unprofessionell verhalten hätten. Sie nehme ihre Musik sehr ernst und wolle damit sich und ihre Fans repräsentieren.

"Mit Leidenschaft kommt harte Arbeit und hohe Standards. Manchmal muss ich harte Entscheidungen treffen, aber es ist nie meine Absicht, irgendjemandem das Gefühl zu geben, dass er sich unwohl fühlt oder dass er nicht als wichtiger Teil des Teams geschätzt wird."

Mit ihrem Statement wolle sie sich nicht als Opfer darstellen, betont Lizzo. Gleichzeitig wisse sie aber, dass sie nicht der Bösewicht sei, als der sie derzeit in den Medien dargestellt werde. Zu den Anschuldigungen der sexuellen Belästigung sagt die Künstlerin, sie gehe mit ihrer Sexualität sehr offen um. 

Als Plus-Size Frau wisse sie, wie es sich anfühlt, wenn man tagtäglich für seinen Körper verurteilt und diskriminiert wird. Sie behauptet, es läge ihr fern, Mitarbeiter/innen wegen ihres Gewichts zu kritisieren oder sogar zu kündigen.

"Es gibt nichts, was ich ernster nehme als den Respekt, den wir als Frauen in der Welt verdienen. Ich bin verletzt, aber ich werde nicht zulassen, dass die gute Arbeit, die ich in der Welt geleistet habe, dadurch überschattet wird."

Auswirkungen

Die Kommentare unter dem Statement der Sängerin sind zweigeteilt. Auf Instagram äußerte sich Filmemacherin Sophia Nahil Allison, die 2019 Regie für eine Dokumentation über Lizzo führen sollte. Nach nur 2 Wochen entschied sie sich aber dazu, das Projekt nicht weiterzuführen. Als Grund nannte sie das angeblich respektlose, arrogante und unfreundliche Verhalten der Künstlerin.

Die Vorwürfe kosten Lizzo nicht nur treue Fans, sondern auch eine Chance auf die nächste Super Bowl Halftime Show. Die Sängerin galt zunächst als Favoritin, sei angesichts der Negativschlagzeilen aber aus dem Rennen, so ein NFL-Insider gegenüber der britischen Daily Mail.

Anwälte untersuchen neue Vorwürfe

Anwalt Ron Zambrano prüft mit seiner Kanzlei gerade weitere Vorwürfe gegen Lizzo. Die neuen Anschuldigungen stammen von mindestens sechs weiteren Personen, die mit der Sängerin auf Tour waren oder an ihrer Reality Show mitgearbeitet hatten. Hauptthemen sind das angeblich sexualisierte Arbeitsumfeld und ausstehende Zahlungen.

Ob die Anschuldigungen vor Gericht einklagbar sind, werde sich noch zeigen, so Zambrano gegenüber der Presse. Lizzo selbst äußerte sich zu den neuen Vorwürfen noch nicht.

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