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Die Lage spitzt sich zu

Neue Entwicklungen zu Rammstein: Schlagzeuger und Universal gehen auf Distanz, Ministerin sieht "strukturelles Problem"

Spezial/Schwerpunkt von Backstage PRO
veröffentlicht am 20.06.2023

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Neue Entwicklungen zu Rammstein: Schlagzeuger und Universal gehen auf Distanz, Ministerin sieht "strukturelles Problem"

Till Lindemann bei einem Solokonzert in Frankfurt. © Peter H. Bauer

Die Causa Till Lindemann zieht weitere Kreise. Schlagzeuger Christoph Schneider ging in einem Instagram-Post auf Distanz zu Till Lindemann, die Plattenfirma Universal meldet sich zu Wort und Familienministerin Lisa Paus sieht ein "strukturelles Problem in der Konzertszene".

Aufgrund der schweren Vorwürfe gegen Till Lindemann, Frontmann der Band Rammstein, hat sich der Veranstalter dazu entschieden, die After-Show Partys der Band in Berlin zu untersagen. Nun äußert sich auch Familienministerin Paus zu dieser Entscheidung.

Kein Einzelfall

Familienministerin Paus glaubt nicht, dass es sich bei den Vorwürfen gegen Till Lindemann um einen Einzelfall handelt. Der "Bild am Sonntag" teilte sie mit:

"Ohne Vorverurteilung im konkreten Fall: So wie ich die Diskussion wahrnehme, haben wir ein strukturelles Problem in der Konzertszene, über das nun endlich gesprochen wird."

Weiter erklärte sie, dass sie die Entscheidung der Veranstalter verstehen könne, die After-Show Party der Band zu untersagen. Ihrer Meinung nach haben Veranstalter die Aufgabe, vor allem junge Fans zu schützen. 

Nach Ansicht von Paus deckt der Fall ein grundlegendes Problem auf:

"Einige öffentliche Veranstaltungen sind nicht so organisiert, dass Frauen und Mädchen sich wirklich sicher fühlen können."

Schlagzeuger mit kritischen Worten

Rammsteins Schlagzeuger Christoph Schneider ging währenddessen in einem Instagram-Post auf Distanz zu Till Lindemann. Er glaube zwar nicht, dass strafrechtlich relevante Geschehnisse wie das Verabreichen von K.O.-Tropfen vorgefallen seien, allerdings seien "Dinge passiert", die er "persönlich nicht in Ordnung" finde.

In den vergangenen Jahren habe sich Till Lindemann immer mehr vom Rest der Band entfernt. Es seien "Strukturen" gewachsen, die über "die Wertvorstellungen der restlichen Bandmitglieder" hinausgingen, so Schneider. 

Er stellt fest, dass sich die Vorstellungen von Till Lindemann und den Frauen auf den Aftershow-Parties offensichtlich unterschieden und sich Frauen nach ihren eigenen Aussagen nicht mehr wohl gefühlt hätten. Das bedauere er. 

Er betonte ebenfalls, dass die Frauen jederzeit das Recht hatten, die Aftershow-Parties und den Backstage-Bereich zu verlassen. Die Band wolle, dass sich jeder bei ihnen "wohl und sicher" fühle. "Das ist unser Standard. Deshalb tut es mir leid zu hören, dass dies manche nicht so empfunden haben."

Zuletzt äußert Schneider noch den Wunsch, dass der öffentliche Disput um seine Band, die Extreme nicht füttern und stattdessen zu einem ruhigen, besonnenen Reflektieren und Aufarbeiten führen solle, auch innerhalb der Band. Wichtig sei ihm unter anderem auch, dass kein Victim Blaming betrieben werde, damit sich Menschen weiterhin trauen darüber zu sprechen, wenn ihnen etwas passiert ist.

Label auf Abstand

Auch das Label Universal distanziert sich von der Band, ohne jedoch wirklich ernsthafte Konsequenzen zu ergreifen. In einem Statement der Universal Music Group Deutschland gegenüber dem Spiegel heißt es: 

"Die Vorwürfe gegen Till Lindemann haben uns schockiert und wir haben den größten Respekt vor den Frauen, die sich in diesem Fall so mutig öffentlich geäußert haben". Das Label habe "die Marketing- und Promotion-Aktivitäten für die Recordings der Band bis auf Weiteres ausgesetzt."

Till Lindemann weist alle Vorwürfe zurück und lässt seine Interessen anwaltlich vertreten. Die Staatsanwaltschaft Berlin ermittelt gegen den Sänger.

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