Aufwand, der sich lohnt
Ob DYI, mit KI oder im Tonstudio: Warum Mastering so wichtig ist
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Ein Studio bietet die besten Voraussetzung für professionelles Mastering. © Troy T via unsplash.com
Mastering ist vor der digitalen Veröffentlichung genauso der letzte Punkt einer Produktion, wie bei der Pressung auf CD und Vinyl. Vielen ist nicht hundertprozentig klar, was Mastering genau bedeutet, insbesondere im Unterschied zum Mixing.
Das liegt auch daran, dass viele Produktionsprozesse bei DIY Produzenten immer mehr verschwimmen. Da häufig während des Recordings schon "angemischt" wird, im Mixing-Prozess bereits eine "Pre-Master"-Kette auf dem Mixbus in der DAW liegt, ist es häufig gar nicht mehr so leicht, zwischen Mastering und Mixing zu trennen.
Die zwei Funktionen des Masterings
Mastering hat vor allem zwei Funktionen. Zum einen sorgt es durch gezielte, aber im Vergleich zu Mixing sehr sanfte Eingriffe in Frequenzgang und Dynamik eines fertig gemixten Songs dafür, dass dieser Mix auf möglichst vielen Abspielgeräten, also Kopfhörern, Küchenradios, Bluetooth-Boxen oder im Auto möglichst ähnlich klingt.
Ein ähnliches Prinzip gilt beim Mastering eines ganzen Albums. Das Ziel des Mastering-Prozesses besteht darin, die unterschiedlichen Songs vom Frequenzgang und der Dynamik her aneinander anzugleichen, sodass das Album wie aus einem Guss klingt.
Die zweite Funktion ist das Erreichen einer kommerziell vergleichbaren Lautheit. Klingt ein Song nach der Veröffentlichung auf Streaming-Diensten zu leise, kann das Hörer und Hörerin schnell zum weiter-skippen bewegen.
Die Durchschnittslautstärke und ihre Bedeutung
Unser Gehör orientiert sich nämlich an der simplen Formel: lauter = besser. Lautheit bezeichnet im Gegensatz zu Lautstärke vereinfacht gesagt die Durchschnittslautstärke eines Songs über seine Dauer. Sie wird in LUFS gemessen, Loudness Units relative to Full Scale.
Gerade bei “lauten” Genres mit wenig Dynamik wie Hard Rock, Metal, und einigen Subgenres von Techno oder Hip Hop, geht es beim Mastering sehr darum, ein gewisses Maximum zu erreichen. Hier gibt es Vorgaben der Streaming-Dienste wie -14 LUFS bei Spotify oder -16 LUFS bei Apple Music, aber auch weiche Standards wie -6 oder -7 LUFS, die viele Mastering Engineers in elektronischen Genres anpeilen.
Ganz einfach gesagt besteht das Ziels des Masterings darin, das Klangmaterial für eine möglichst hohe Lautheit mit speziellen Kompressoren und EQs so zu formen, dass es vom finalen Lautmacher am Ende der Mastering-Effektkette, dem sogenannten Limiter, noch besser und verzerrungsfreier vor dem digitalen Übersteuern (bei 0 dBFS) geschützt werden kann. Bei traditionell akustischen Genres wie Jazz, Klassik oder Folk wird dieser Prozess oft weitaus behutsamer angewandt.
Unterschiede von Mastering und Mixing
Beim Mixing besteht die Kunst darin, alle einzelnen Elemente eines Songs in Lautstärke, Stereoposition und Tiefe so aufeinander anzupassen, dass die Wirkung des Songs an jeder Stelle möglichst gut umgesetzt wird.
Man mischt also 30, 50 oder 100 Spuren mit allen Stimmaufnahmen und Instrumenten, in dem man deren Lautstärkeverhältnisse aufeinander abgestimmt, sie mit EQs, Kompressoren, Reverb und vielen anderen Effekten so formt, dass das Klangbild optimal den Song unterstützt.
Im Vergleich dazu geht es beim Mastering nur noch um das Bearbeiten einer einzigen Datei auf einer einzigen Spur - dem Export/Bounce des fertigen Mixes als unkomprimierte WAV-Datei. Bei einem ganzen Album liegen von allen Songs die fertigen Exporte in einem Mastering-Projekt.
Vergleichsweise neu: das Stem Mastering
Als eine eher neue Entwicklung gibt es hier noch als Zwischenform das Stem Mastering: Hier werden aus dem Mix Instrumentengruppen eines Songs, die sogenannten Stems, exportiert.
Es befinden sich beispielsweise alle Drums in einem Stem, im nächsten alle Vocals, dann Gitarren und Bass. Diese in separat importierten WAV-Dateien vorliegenden Stems werden dann, ähnlich wie beim Mixing, als Instrumentengruppen aufeinander abgestimmt.
Verschiedene Master
Oft sind die Eingriffe durch EQs und Kompressoren beim Mastering viel sanfter als bei einzelnen Gesangsspuren. Hier sind Frequenzabsenkungen von 0,2 Dezibel oder Kompressoren mit einer Ratio von 1,1:1 keine Seltenheit.
Was beim kommerziellen Mastering oft noch eine Rolle spielt, sind unterschiedliche Formate, für die man einen Master braucht. Meist gibt es einen separaten Master für Streaming, für CD oder Vinyl, dann noch eine separate Instrumentalversion für TV-Auftritte oder andere Sonderwünsche.
Die günstige Variante: DIY-Mastering
Viele produzieren im Homerecording-Verfahren, machen jeden Arbeitsschritt selbst zuhause, also auch das Mastering. Bis zu einem gewissen Grad ist das auch möglich, wenn es um Amateurproduktionen geht. Das Netz ist voll von Tutorials für jedes Genre, jede DAW, für den Einsatz mit teuren Drittanbieter-Plugins genauso wie mit den Hausmitteln mit der eigenen DAW.
Diese Lösung ist an sich die kostengünstigste, aber auch die mit dem größten Fehlerpotential und dem größten Zeitaufwand. Häufig fehlen eine professionell angepasste Raumakustik, teures Equipment und die Erfahrung, tausende Songs gemastert zu haben. Es kann also zu bösen Überraschungen kommen, wenn man selbst gemasterte Songs auf Spotify und Co. veröffentlicht.
Mastering mit Online/KI-Services
Eine seit einigen Jahren sehr verbreitete Form des Masterings sind Online-Services wie Landr, eMastered, Major Decibel oder Aria. Hier lädt man die WAV-Datei des fertigen Mixes auf eine der genannten Plattformen hoch, woraufhin eine KI sie analysiert und mastered.
Der Vorteil: kein mühsames Herumschlagen mit zig neuen Plugins oder schlechter Raumakustik und schnellere Ergebnisse zu einem meist günstigen Preis. Als Nachteil kann sich ein KI-Mastering dann erweisen, wenn man dort Musik mastern lässt, auf die die KI nicht ganz trainiert ist. Auch hat man nicht bei jedem Anbieter die Möglichkeit einer Revision, das fertige Master also mit Anmerkungen noch einmal zu mastern.
Professionelles Mastering im Tonstudio
Um das Bestmögliche an Klang und Lautstärke aus seinem Song herauszuholen, führt kein Weg an einem Mastering-Studio vorbei. Mastering Engineers bieten nicht nur hochwertigstes Equipment und perfekt eingemessene Mastering-Studios, sondern auch jahrzehntelange Erfahrung.
Gerade die kann sich beim Herauskitzeln des letzten Quäntchen Lautstärke, Wärme oder Breite mehr als bezahlt machen. Auch eine gewisse Zahl an Revisionen, also nachträglichen Überarbeitungen, sind meistens Teil des Angebotes.
Die zwei größten Nachteile sind hier Zeit und Geld. Denn gerade gut gebuchte Mastering-Studios haben teilweise auf mehrere Monate hin volle Kalender. Zudem fallen entsprechende Kosten an. Aber der Vorteil eines individuell auf euren Song angepassten Masterings liegt auf der Hand.
Nicht ohne Mastering
Gar nicht zu mastern kann gerade bei "lauten" Genres wie Hard Rock, Metal oder einigen Subgenres im Techno schnell ernüchternde Ergebnisse nach sich ziehen. Der Vergleich des veröffentlichten Tracks mit Songs von Szenegrößen auf einem Streaming-Service kann ergeben, dass der eigene Song viel zu leise klingt, was unter Umständen die Chance auf eine große Playlist verbaut.
Andererseits ist Mastering genauso wenig wie Mixing das Allheilmittel, um einen schlecht klingenden Song zu retten. Stattdessen ist Mastering ein Weg, dem eigenen möglichst gut aufgenommenen und abgemischten Song den letzten Feinschliff zu verpassen.
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