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Keine Lösungen in Sicht

Veranstaltungswirtschaft fordert "Marshall-Plan" für die Live-Branche

News von Backstage PRO
veröffentlicht am 22.12.2021

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Veranstaltungswirtschaft fordert "Marshall-Plan" für die Live-Branche

Prof. Jens Michow, geschäftsführender Präsident des Bundesverband der Konzert- und Veranstaltungswirtschaft (BDKV) e.V. © Klaus Westermann

Das Forum Veranstaltungswirtschaft fordert von der neuen Regierung die Fortsetzung staatlicher Hilfen bis Ende 2022. Ansonsten drohe der Kollaps der gesamten Branche, die wie keine andere unter Perspektivlosigkeit leide.

Vor kurzem berichtete das ifo-Institut von einem massiven Einbruch der Stimmung in der deutschen Veranstaltungswirtschaft.

Das größte Problem sei die anhaltende Perspektivlosigkeit, unter der die Branche seit 22 Monaten leidet. Die pandemiegerechten Konzerte im Sommer seien aufgrund von Kapazitätsbeschränkungen, erheblich erhöhtem Personalaufwand und notwendigen Infektionsschutzmaßnahmen wirtschaftlich erfolglos gewesen.

Ein Appell an die Kultur-Politik

Die Branche habe bis heute nur aufgrund der Corona-Fördermaßnahmen des Bundes überleben können, die laut Prof. Jens Michow, Präsident des Bundesverbands der Konzert- und Veranstaltungswirtschaft (BDKV), im internationalen Vergleich zwar beachtlich und einmalig, jedoch nicht ausreichend seien.

Daher fordert die Branche nun, die Hilfsprogramme mindestens bis Ende 2022 fortzuführen. Einen detaillierten Forderungskatalog habe das Forum Veranstaltungswirtschaft der neuen Regierung bereits vorgelegt. Nur dessen Umsetzung würde der Branche angesichts der nach wie vor unklaren Zukunft zumindest die Chance für einen Neustart geben.

Linda Residovic, Geschäftsführerin des Verbandes für Medien- und Veranstaltungstechnik (VPLT) begrüßt etwa die Verlängerung des erleichterten Zugangs und die Bezugsdauer des Kurzarbeitergelds. Jedoch sei die Erstattung von lediglich 50 Prozent der Sozialversicherungsbeiträge ab dem 1. Januar 2022 für viele Unternehmen nicht leistbar. Die Branche benötige von der Bundesregierung klare finanzielle und inhaltliche Perspektiven.

Mangelnde Unterstützung für Solo-Selbstständige

Marcus Pohl, Vorstandsvorsitzender der Interessengemeinschaft der selbständigen Dienstleisterinnen und Dienstleister in der Veranstaltungswirtschaft (isdv) fordert mehr Unterstützung von Solo-Selbstständigen, die während der Pandemie keinen Anspruch auf Kurzarbeitergeld hatten. 

Seit Beginn der Krise seien die Musikclubs und -Spielstätten von allen Schließungsmaßnahmen an allererster Stelle betroffen. Die Liveszene benötige endlich nachvollziehbare einheitliche Kriterien für eine bundesweite Öffnungsperspektive. Der Verband der Musikspielstätten in Deutschland, Livekomm, fordert sogar (in Anlehnung an das US-amerikanische Wiederaufbauprogramm für Europa nach dem 2. Weltkrieg) einen "Marshall-Plan" für die Veranstaltungswirtschaft.

Ebenso betroffen wie die Live-Musik-Szene ist die Messebranche. Aufgrund der Infektionsschutzverordnungen sei auch hier eine sinnvolle Planung vom Frühjahr 2022 nicht möglich. Teilweise sagten Organisatoren sogar für Frühjahr 2023 geplante Messen ab.

Um in einen zielführenden Dialog zu kommen und Lösungen für die Branche im Detail zu diskutieren, fordern die Vertreter des Forums Veranstaltungswirtschaft einen ständigen Ansprechpartner bzw. eine ständige Ansprechpartnerin für die Veranstaltungswirtschaft im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz.

Nachhaltige Hilfe nötig

Insgesamt zeigt das Stimmungsbild verschiedener Bereiche der Veranstaltungswirtschaft, dass die Unsicherheit und Perspektivlosigkeit der Branche unverändert anhält. Klare Perspektiven der Wiedereröffnung sind nicht abzusehen. Das ist besonders nachteilig, weil sich darin seit März 2020 nichts geändert hat.

Zudem erschweren die sich rasch ändernden Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie eine langfristige Planung außerordentlich. Besonders größere Tourneen oder Großveranstaltungen mit mehreren zehntausend Besuchern sind eigentlich aktuell kaum planbar. Notwendig wären daher nicht kurzfristige Hilfen für einige Monate, sondern ein lange andauernder Hilfsplan ("Marshall-Plan für die Veranstaltungswirtschaft) mindestens bis Ende 2022, besser aber noch bis Ende 2023.

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