Neue Rekorde
Vinyl- und Kassettenverkäufe im UK und den USA erreichen Höchststände

© Markus Spiske via Pexels
Die British Phonographic Industry (BPI), der Verband der britischen Musikindustrie, berichtet von 4,8 Millionen verkauften Schallplatten im Jahr 2020 – so viele wie seit den frühen 90ern nicht mehr. Die Vinyl-Verkäufe im Vereinigten Königreich wachsen damit seit 13 Jahren kontinuierlich; bei gut einem von fünf verkauften Alben handelt es sich mittlerweile um eine Platte.
Für Musikerinnen und Musiker ist das kontinuierliche Wachstum der Schallplattenverkäufe insbesondere insofern von Bedeutung, als der Umsatz der Branche mit Vinyl (im Vereinigten Königreich) beinahe doppelt so hoch ist als der durch Video-Streamingplattformen wie YouTube generierte Umsatz – und das, obwohl die effektive Zahl der Nutzer/innen hier um ein vielfaches höher liegt.
Langsame Rückkehr
Auch die Verkaufszahlen von Audiokassetten in UK sind 2020 erneut gestiegen: Auch wenn die BPI einschränkt, dass es sich bei Tapes tendenziell noch immer um ein Nischenmedium handelt, stiegen die Zahlen mit 157.000 verkauften Kassetten auf den höchsten Stand seit 2003.
Interessant ist, dass es sich bei den Top 10 der 2020 verkauften Tapes ausschließlich um aktuelle Musik von Künstler/innen und Bands wie The 1975, Blackpink oder Selena Gomez handelte – ganz im Gegensatz zu Vinyl, wo es sich bei den meisten Bestsellern um Klassiker-Alben von Fleetwood Mac, Amy Winehouse oder Nirvana handelte.
Ein Hoffnungsschimmer?
In den Vereinigten Staaten stellten Vinyl-Schallplatten in der Weihnachtswoche 2020 gar einen neuen Verkaufsrekord auf: Bis zum 24. Dezember wurden laut Nielsen Music/MCR Data 1,842 Millionen Schallplatten verkauft, der höchste Stand seit Beginn der Aufzeichnungen von Nielsen/MCR im Jahr 1991. In der Woche vor Weihnachten wurde mit 1,445 Millionen verkauften Schallplatten der vorherige Höchststand erreicht.
Gleichzeitig hebt Billboard hervor, dass die Vinyl-Verkäufe in den USA zum vierten Mal die Verkäufe von CDs überholten. Dies sei seit 1991 nur vier Mal passiert – und zwar ausschließlich im Jahr 2020.
Gerade in Zeiten der Corona-Pandemie, in der die so wichtigen Einnahmen aus dem Live-Geschäft für die meisten Künstler/innen vollständig eingebrochen sind, stellen die steigenden Verkaufszahlen physischer Medien zumindest einen kleinen Hoffnungsschimmer dar – gerade auch vor dem Hintergrund der weitestgehend unzulänglichen Auszahlungen von Streaming-Plattformen wie Spotify.
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