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Musik vom Fließband?

Asiatische Streamingdienste füllen Kataloge mit KI-generierter Musik

News von Backstage PRO
veröffentlicht am 04.01.2023

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Asiatische Streamingdienste füllen Kataloge mit KI-generierter Musik

Tencent (Shenzhen, China). © Chris Yunker: Tencent (https://flic.kr/p/R8i19k) / Lizenz: CC BY 2.0 (https://creativecommons.org/licenses/by/2.0/)

Künstliche Intelligenz spielt eine zunehmend größere Rolle im Musikbusiness. Nach ersten Experimenten im asiatischen Raum stellt sich die Frage, was passiert, wenn alle Streaming Services eigene KI-generierte Musik auf den Markt bringen würden.

Was vor einigen Jahren noch nach Utopie klang, ist in einigen Teilen der Welt mittlerweile bereits Alltag: Erst kürzlich wurde bekannt, dass Tencent Music Entertainment (TME), Inhaber der größten Streamingdienste in China, über 1.000 Songs mit KI-generierten Vocals entwickelt und auf seinen verschiedenen Plattformen zur Verfügung gestellt hat.

Ein voller Erfolg

Die Technologie soll in der Lage sein, sich an die bekannten Stimmen von Stars anzupassen und diese zu imitieren. So hat Tencent u.a. Songs generieren lassen, die sich an der Stimme der 2003 verstorbenen Sängerin Anita Mui, einem bekannten chinesischen Popstar, orientieren. 

Eines der Lieder mit den von der hauseigenen KI-Software produzierten Stimmenimitationen soll inzwischen schon über 100 Millionen Streams generiert haben.

Folgenreiche Kollaboration

Der arabische Anbieter Anghami mit Sitz in Abu Dhabi schlägt in eine ganz ähnliche Kerbe. Das Unternehmen, das im vorderasiatischen und im nordafrikanischen Raum agiert, kündigte an, schon bald mehr als 200.000 KI-basierte Songs in den eigenen Musikkatalog aufnehmen zu wollen.

In Zusammenarbeit mit der Plattform Mubert, die über eine Million Samples von mehr als 4.000 Musiker/innen anbietet, will Anghami fertige Lieder für den eigenen Streamingdienst produzieren.

Fußball-Songs durch KI

So sollen Muberts Samples und Anghamis Nutzungsdaten und Algorithmen mithilfe von Künstlicher Intelligenz zu eigenen Liedern verschmolzen werden. Konkret geht es dabei um Fußball-Fangesänge.

In der Streaming-App können Nutzer/innen aus den Golfstaaten ein Feature aktivieren, bei dem sie erst das Land auswählen, das sie unterstützen und die KI generiert anschließend, auf den individuellen Daten des Nutzers basiert, einen fertigen Song. Laut Mohammed Ogaily von Anghami seien so schon über 170.000 Lieder neu geschaffen worden.

Künstliche Songs bald auch auf Spotify und Co.?

Dies wirft die Frage auf, ob auch die westlichen Streamingdienste in Zukunft auf eigene KI-Musik in Abgrenzung zur Konkurrenz setzen könnten. Wie die Website Music Business Worldwide berichtet, soll auch TikTok-Inhaberfirma ByteDance am Thema interessiert sein.

Zwar handelt es sich hierbei um ein chinesisches Unternehmen, mit der Marktmacht TikToks in Europa und Nordamerika ist es aber nicht unwahrscheinlich, dass ein Aufgreifen von KI-generierten Songs durch die Plattform zu einer Kettenreaktion im westlichen Streamingmarkt führen könnte.

Darüber hinaus ist ohnehin nicht auszuschließen, dass Spotify, Apple und Co. schon jetzt aus eigenem Antrieb im Hintergrund an KI-Softwares für ihre Musikkataloge feilen.

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