Stichtag 1. März
Bedrohen neue Sicherheitsvorschriften die australische Festivalszene?
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© Hugo Heimendinger via Pexels
Die neuen Vorschriften, die voraussichtlich ab dem 1. März 2019 gelten sollen, wurden von der für Festivals zuständigen "Liquor and Gaming"-Behörde entworfen. Danach wäre die Behörde nicht mehr nur zuständig für die Regulierung und Lizenzierung des Alkoholausschanks auf Musikfestivals, sondern auch für die Sicherstellung der Einhaltung neuer Sicherheits- und Dokumentationsvorschriften.
Bei Nichteinhaltung stünde es Liquor and Gaming wiederum frei, dem Festival die Lizenzierung zu verweigern – das Festival dürfte dann schlicht nicht mehr stattfinden.
Realitätsfern
Während sich die australischen Festivalbetreiber freilich nicht per se gegen Mindeststandards hinsichtlich der Festivalsicherheit wehren, so kritisieren sie doch die jetzige Form der vorgeschlagenen Gesetzesänderung.
Bereits der Bewerbungsvorgang für die Festival-Lizenzen ist demnach problematisch, da die Frist hinter dem tatsächlichen Buchungszeitraum vieler Festivals liegt. Sollten bereits Künstlerinnen und Künstler gebucht sein, müsste diesen, sollte dem Festival die Lizenz verwehrt werden, wieder abgesagt werden – durch die oft hohen Kautionszahlungen im Booking-Prozess tendenziell ein finanzielles Desaster.
Schlecht skaliert
Weiterhin problematisch ist, dass die Kosten für den neuen Verwaltungsaufwand der Liquor and Gaming-Behörde auf die Festivals abgewälzt werden – zusätzlich zu den erhöhten Ausgaben für die aufgestockten Sicherheitsmaßnahmen.
Die Klassifizierung von Festivals wiederum funktioniert nicht nach Größe, sondern lediglich nach dem potentiellen Risiko auf diesen Festivals (hoch/niedrig). Damit könnte, so die Befürchtung der Festivalbetreiber, gerade auf kleinere Festivals eine unverhältnismäßig hohe finanzielle Belastung zukommen.
Die Veranstalter von New South Wales fürchten, dass der Bundesstaat künftig zur "festivalfreien Zone" werden könnte und kritisiert, dass die neuen Regularien nicht in Abstimmungen mit den Veranstaltern entworfen wurden.
Gegenposition
Die Regierung hält der von Veranstalterseite vorgebrachten Kritik wiederum entgegen, dass diese ihre Weigerung, Sicherheitsvorschriften einzuhalten, auf die Regierung abwälzen wollen. Verhandlungen zwischen beiden Parteien waren bisher unerfolgreich, ein Kompromiss konnte nicht gefunden werden – die Regierung von New South Wales hält derzeit an ihren Plänen fest.
Auslöser für die neue Gesetzgebung waren u.a. die Todesfälle zweier Jugendlicher auf dem Defqon.1-Festival, die mutmaßlich im Zusammenhang mit Drogenmissbrauch stehen.
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