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Das neue Bezahlmodell des Videodienstes

In den USA bereits gestartet: Was ist "YouTube Red" und was hat es zu bieten?

Tipps für Musiker und Bands von Axel W.
veröffentlicht am 01.12.2015

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In den USA bereits gestartet: Was ist "YouTube Red" und was hat es zu bieten?

YouTube Red ist in den USA bereits gestartet. © Screenshot d. off. Promoclips

Seit Ende Oktober ist YouTube Red in den USA online, eine Option für User, um die weltgrößte Videoplattform in einer Premiumvariante zu nutzen. Doch was ändert sich damit für den Otto-Normal-Verbraucher und was für die Kreativen? Was genau sind die damit verbundenen Features, die das Modell mit sich bringt? Wir haben die wichtigsten Punkte zusammengetragen, die aktuell auf dem Tisch liegen.

Früher oder später musste es wohl dazu gekommen: Jetzt kommt das Bezahlmodell bei YouTube, das Nutzern die Möglichkeit bietet, auf gewisse Zusatz-Features zurückzugreifen. Ein Modell also ganz im Stile gängiger "Premium-Accounts" wie auf so vielen anderen Plattformen. Und natürlich auch ein Modell, das die Inhalte-Ersteller auf eine neue Art und Weise in ein zusätzliches Finanzierungssystem aufnehmen will.

Zudem gibt's auch noch die neue und kostenlose "YouTube Music App", die wie "Red" vorerst nur in den USA verfügbar ist. Damit bietet YouTube eine Fokussierung auf das Thema Musik an. Der User kann die Masse an Musikvideos streamen und sich zu neuen Entdeckungen leiten lassen. Klingt vertraut, geht schon jetzt… – was also verändert sich durch den Kauf eines Red-Abos in Kombination mit YouTube Music?

Das offizielle Promo-Video zu YouTube Red

Die YouTube Red Konditionen

  1. YouTube Red ist aktuell in den USA online und kostet für Abonnenten 9,99$. Ab Januar 2016 soll es auch global freigeschaltet werden. Für iOS-User wird das Abo jedoch 12,99$ kosten. Dies hängt mit der Konkurrenzsituation zwischen iTunes und Google Play zusammen (siehe auch Punkt 6).
  2. Wer auf YouTube Red zurückgreift, wird keine Ads (Werbung) in Form von Bannern oder In-Video-Anzeigen mehr sehen.
  3. Alle Videos können nun für Offline-Nutzung auf dem Mobilgerät gespeichert werden.
  4. YouTube Red ist in der Version 10.40 für Android und 10.41 für ISO verfügbar.
  5. Ab dem Kauf können Videos nun auch als Hintergrundaktivität laufen. Das heißt, ihr könnt wie bei der Standard-Musikwiedergabe auch Audio laufen lassen, ohne dass die App im Vordergrund geöffnet sein muss.
  6. Durch das Abonnement von Google Red kann ein Nutzer auf den kompletten Streaming-Katalog von Google Play Music zugreifen.
  7. YouTube Red bietet Nutzern exklusive Video-Inhalte, die nur durch das Bezahlmodell erreichbar sind. Dazu sollen zum Beispiel Serien gehören, die in Kooperation mit YouTubern gedreht werden.

Neuer Verteilungsschlüssel

Es wird zweifelsohne User geben, die auf das Abo zurückgreifen, um ohne Werbung und ohne nervenden Direct-Run der App zu streamen. Wie viele das sein werden, kann niemand im Voraus sagen.

Diejenigen, die für die oben genannten Features keinen monatlichen Betrag an Google zahlen möchten, können YouTube wie gewohnt nutzen. In dieser Hinsicht wird sich nichts ändern;

…aber vielleicht für Content-Creators: Für diese könne das neue Modell eventuell zu einer heiklen Sache werden, verbreiten einige YouTuber über ihre Kanäle. Die Befürchtung: Wer als Creator am YouTube Red Programm teilnimmt, verpflichtet sich, mit einem neuen finanziellen Verteilungssystem einverstanden zu sein.

→ 55% aller Einnahmen, so Google, werden an die Inhalte-Ersteller ausgeschüttet.

Der Meinung einiger Video-Creators nach birgt die Sache jedoch einen recht unschönen Haken: Die 55% gelten nämlich ganz grundsätzlich für alle YouTuber.

Dazu ein einfaches Rechenbeispiel: Die monatlichen Einnahmen aller YouTube Red Abos beläuft sich bei fiktiven 2 Millionen YouTube Red Usern auf 19.980.000$. Davon sind die benannten 55% in Dollar gleich 10.989.000$, welche letztendlich an alle Partner im Programm verteilt werden. Bei einer gerechten Verteilungen wären dies bei einer Anzahl von einer Million Content-Creators rund 11.00$ pro Monat für jeden Einzelnen.

→ Ausgeschüttet wird jedoch zusätzlich nach Watch-Time.

Was heißt dies konkret?

Kriterium "Watch-Time"

Nehmen wir einen fiktiven YouTube-Creator namens "MusicHumor", der Musiker-Gags produziert. Die Zielgruppe ist überwiegend 14-17 Jahre alt und männlich. Der Kanal hat 1.000.000 Abonnenten. Von der Million, die täglich die Videos schauen, können sich gerade einmal 2000 User YouTube Red leisten, da sie noch Schüler sind. Dennoch wird im Schnitt jedes Video zu 85% geschaut. Durchschnittliche Video-Dauer: 2 Minuten. Damit werden durchschnittlich 1,7 Minuten pro User geschaut. Sofern alle der Kanal-Abonnenten das Video schauen würden sind wir bei 17.000.000 Minuten.

Sein Konkurrent ist ein weiterer Kanal, der dasselbe Genre bespielt. "Rock Jokers" hat 50.000 YouTube Abos, von denen die User auch in der Regel männlich sind, aber sich im Alter von 20 bis 35 Jahren bewegen. Man bespielt ein Publikum mit 10.000 YouTube Red Abos. Auch dieser Content-Creator veröffentlicht Videos, die 2 Minuten dauern und bei denen 85% Watch-Time herrscht. Am Ende sind wir bei einer möglichen Zahl von 85.000 Minuten Watch-Time pro Video.

MusicHumor bekommt, da er oder sie ein vielfaches an Watch-Time einspielt, auch das größere Stück vom Kuchen. Rock Jokers geht um einiges leerer aus, obwohl dieser Creator im Vergleich zum Konkurrenten rund 8.000 YouTube Red Abonnenten mehr unterhält.

→ Entscheidend für YouTube-Einnahmen als Creator im YouTube Red-Programm bleibt somit der Erfolg des Kanals bzw. der einzelnen Videos, nicht etwas die Zahl der YouTube Red-Abos, die auf einem Kanal vereint werden.

Damit wäre es für kleinere YouTuber auch im YouTube Red-Programm schwierig an Geld zu kommen. Wie im Fallbeispiel würde der große YouTube-Kanal trotz geringerer Unterhaltung von wirtschaftlich relevanten Kunden des Red-Programms an mehr Geld kommen. In Kombination mit der sowieso schon vorhandenen großen Reichweite, die über die üblichen Werbeeinahmen über Banner und Co. läuft, verdient ein erfolgreicher YouTuber mit vielen Abonnenten gleich aus zwei großen Quellen.

Wenn immer mehr und mehr User sich für YouTube Red entscheiden heißt das unter Umständen auch, dass die Werbeeinnahmen über die Ads sinken, da diese mit dem Abo wegfallen und ausgeblendet werden.

YouTube Red – fairer Deal für User und Creators oder Angebot mit Haken?

Das YouTube Red-Programm ist für Creators nicht verpflichtend. In Anbetracht der Umstände sollten sich YouTuber dennoch überlegen, ob diese weitere Finanz-Quelle außer Acht gelassen werden sollte.

Als User der YouTube Music App und YouTube Red ist der Fall klar: YouTube bietet eine interessante Alternative zu Spotify und Co. und hat durch die Kombination von Musikstreaming mit Videoangebot ein klares Alleinstellungsmerkmal.

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