"Wir können nicht fassen, was da gerade passiert"
Matthias Lange, Gitarrist von Janiz, über Erfolg via TikTok, ausverkaufte Clubkonzerte und die Suche nach Supportbands bei Backstage PRO
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Janiz feiern aktuell Erfolg durch TikTok. © Janiz
Backstage PRO: Matthias, du bist Gitarrist von Janiz aus Chemnitz. Wie habt ihr euch als Band gefunden?
Matthias Lange: Ich wollte sehr gerne mit einer Sängerin arbeiten und ganz am Anfang, ca. 2012, war Janiz ein Neo-Pop-Projekt zwischen mir und einer Sängerin, die aus dem Nachbarort stammte. Juli habe ich 2015 auf einem Weihnachtsmarkt singen gehört und sie direkt angesprochen, um sie in die Band zu holen, die sich gerade aus dem Projekt entwickelte. Dann stießen die beiden übrigen Bandmitglieder dazu. Das sind Jugendfreunde von mir, mit denen ich schon früher in Bands zusammengespielt habe.
Backstage PRO: Aus einem Neo-Pop-Projekt habt ihr euch dann in Richtung Pop-Punk entwickelt. Wie kam es dazu?
Matthias Lange: Das ist die Musik, auf die wir alle Bock haben, obwohl keiner von uns ein krasser Pop-Punk-Fan ist. Ich glaube, es hat uns geprägt, dass wir die erste Pop-Punk-Welle verpasst haben. Daher können wir die Musik so authentisch machen, ohne Bands wie Blink-182 zu kopieren. Dass wir zufällig die Musik machen, die aktuell im Trend liegt, ist reiner Zufall. Wir machen die Musik schon seit vielen Jahren und jetzt hat uns der Trend eingeholt.
Backstage PRO: In eurem Beschreibungstext auf Backstage steht, dass es bei euch seit Anfang 2023 abgeht. Wie kam das?
Matthias Lange: Das hat sehr viel mit TikTok zu tun. Ich wollte während der Corona-Pandemie nicht, dass wir stillstehen und deshalb habe ich mich sehr stark mit TikTok beschäftigt. Wir alle konnten keine Konzerte spielen, ich stand also vor der Alternative mich zu beschweren, dass alles Scheiße ist oder die Band anders voranzubringen. Daher habe ich mich so intensiv mit Social Media beschäftigt, bis ich verstanden habe, wie das funktioniert. Das Ergebnis ist der aktuelle Erfolg.
Backstage PRO: Welche Erkenntnisse hast du durch die Beschäftigung mit TikTok gewonnen?
Matthias Lange: Meine Erkenntnis ist: Du darfst den Leuten nichts verkaufen. Die Leute sollen nichts kaufen, sie sollen nichts klicken und nichts bewerten. Sie sind da, um Spaß zu haben, um unterhalten zu werden. Wir verstehen Social Media als verlängerte Bühne. Wenn wir unterhaltsam sind, wenn wir spannend sind, dann kommen die Leute von ganz alleine und finden die Songs geil, die ja immer im Hintergrund laufen.
Backstage PRO: Welche Art von Inhalten habt ihr für TikTok erstellt?
Matthias Lange: Wir sind die Ehrlichkeitsschiene gefahren. Wir haben kein Management, wir haben keinen Booker, wir sind vier Leute, die gar keine Ahnung haben, was sie mit der ganzen Aufmerksamkeit machen wollen. Wir lassen die Band gemeinsam mit den Fans wachsen. Das funktioniert wunderbar, weil alle sympathisch finden, dass wir alle so nah an uns heranlassen und dass wir den Erfolg nicht planen. Das ist aber nur eine halbe Strategie, weil es auch die Wahrheit ist. Wir lassen die Fans auf TikTok zusehen, wie wir wachsen. Wir wachen morgens auf und können nicht fassen, dass das gerade passiert.
Backstage PRO: Ihr geht 2024 auf eine kleine Tour. Die habt ihr auch selbst organisiert?
Matthias Lange: Genau. Wir haben aktuell eine Tour geplant mit Auftritten in drei Städten. Viele fragen: Warum spielt ihr nicht hier oder dort? Aber die Musik ist aktuell nur unser Hobby, wir haben keinen Booker und es hat sehr viel Zeit und unser letztes Geld gekostet, diese drei Gigs zu organisieren. Wir können nicht überall hinkommen, wir müssen erst einmal ein wenig wachsen.
Backstage PRO: Wie viele Fans habt ihr denn bei TikTok und sind das auch Leute, die euch live sehen wollen?
Matthias Lange: Wir haben aktuell über 22.000 Follower. Tatsächlich besuchen die TikTok-Fans auch Konzerte. Wir haben letztes Jahr versuchsweise in Köln gespielt, wo wir keinen Menschen privat kennen. Das Konzert war mit 150 Zuschauern restlos ausverkauft. Das haben wir in unserer Heimatstadt nicht ansatzweise geschafft. Bei unserem letzten Gig in Chemnitz kamen knapp 90 Leute.
Backstage PRO: Wie ist es denn um die Musikszene in Chemnitz bestellt?
Matthias Lange: Schrecklich. Die Musik und die Musiker:innen sind prima, aber die Musikszene leidet sehr darunter, dass es hier keine Clubszene gibt, nicht einmal eine schlechte. Daher gibt es auch kaum Auftrittsmöglichkeiten. Man kann nur auf Festen im Sommer spielen oder auf Veranstaltungen, die das Bandbüro Chemnitz organisiert.
Backstage PRO: Hat sich die Lage in den letzten Jahren verschlechtert?
Matthias Lange: Sie ist sehr viel schlimmer geworden. In den letzten Jahren sind einige Clubs weggefallen, beispielsweise das Subway to Peter, wo ich früher englische Punkbands gesehen habe.
Backstage PRO: Euer Erfolg hat sicher die Aufmerksamkeit anderer Leute erregt.
Matthias Lange: Ja. Meine neue Realität ist, dass wir Anfragen vom Open Flair Festival oder dem Hütte Rock Festival erhalten, um dort aufzutreten. Und beim Open Flair machen wir nicht am Mittwoch um 14 Uhr den Opener, sondern spielen auf einem guten Slot. Das wäre ohne unsere TikTok-Follower nicht möglich, denn die Festivals schauen auch auf die Followerzahlen.
Backstage PRO: Klopfen denn noch weitere Festivals an? Müsst ihr euch vielleicht den ganzen Sommer Urlaub nehmen?
Matthias Lange: Wir haben noch ein paar feste Vereinbarungen, ein paar sind noch in der Schwebe und bei anderen hoffen wir noch. Wir haben aber ein Maximum von 10 bis 12 Gigs, die wir pro Jahr spielen. Wir erhalten seit Neuestem viele Angebote von Booking-Agenturen, aber die sind ganz schnell weg, wenn sie das erfahren.
Backstage PRO: Was ist der Grund für dieses Limit?
Matthias Lange: Fast alle von uns haben zeitaufwändige Berufe und sind auch wenig flexibel. So war das schon immer und wir sind cool damit. Bei mir ginge es noch am ehesten, weil ich selbständig bin und mich halbtags um die geschäftlichen Aktivitäten der Band kümmere, seitdem das nötig ist.
Backstage PRO: Ihr seid also zu sehr beruflich eingespannt?
Matthias Lange: Ja. Es geht uns aber auch darum, dass wir so lange wie möglich Spaß an der Sache haben möchten. Wenn wir zu viele Gigs spielen, macht es uns keinen Spaß mehr: die langen Autofahrten, die ständigen Krankheiten, die Ungewissheit, wo man übernachtet. Wenn wir 20 bis 30 Gigs pro Jahr spielen würden, dann würden wir das nicht lange machen, das ist jedem bewusst. Wir sind eben keine 20 Jahre mehr. Wir achten darauf, dass sich die Gigs lohnen, die wir spielen. Es gibt dann eben keine Auftritte im Nachbardorf in der Kneipe, sondern auf einem Festival.
Backstage PRO: Und die anderen Berufe aufzugeben und alles auf die Musik zu setzen, kommt für euch nicht in Frage? Ist es dafür zu spät?
Matthias Lange: Es ist nicht zu spät, aber der Zwischenschritt ist schwierig. Wenn wir einen Mega-Hit hätten und es absehbar wäre, dass man davon leben könnte, hätte sicherlich jeder Bock drauf. Wir sind nicht zu alt, aber wir sind in unserem Leben zu sehr verwurzelt, um das für die Reise dorthin aufs Spiel zu setzen. Aktuell stellt sich die Frage aber auch nicht. Es läuft gut, wir sind alle gespannt, wo es hingeht, aber die Entscheidung, ob die Band vier Leute ernähren kann, ist soweit weg, die stellt sich lange nicht.
Backstage PRO: Im nächsten Frühjahr geht ihr auf Tour und spielt in den drei größten deutschen Städten in kleinen, bekannten Clubs. Für diese Gigs in Hamburg, Berlin und München sucht ihr Supportbands bei Backstage PRO? Warum habt ihr euch entschlossen, es so zu machen?
Matthias Lange: Wir machen das, um die beste Vorband zu finden. Ich kenne die Bands vor Ort nicht und wir suchen local support, um den Ticketverkauf noch weiter zu pushen. Dafür ist Backstage PRO ein prima Tool.
Backstage PRO: Habt ihr schon eine Auswahl getroffen oder kann man sich noch bewerben?
Matthias Lange: Man kann sich noch gut bewerben. Nicht-lokale Acts können wir leider nicht auswählen, aber ansonsten ist alles noch offen. Wir werden vermutlich im Januar die Entscheidung treffen.
Backstage PRO: Nutzt du Backstage PRO noch für etwas anderes?
Matthias Lange: Ich nutze seit neuestem das Locationverzeichnis, um diese Clubs zu finden, da ich die ebenso wenig kenne wie die lokalen Bands. Früher als es noch nicht denkbar war, dass wir eigene Clubs mieten, habe ich auf Backstage PRO Gigs gesucht und auch gefunden. Inzwischen habe ich die Freiheit, Clubs zu buchen und zu hoffen, dass die Leute wegen uns dorthin kommen. Um diese Clubs zu finden, nutze ich die Clubdatenbank.
Backstage PRO: Herzlichen Dank für das Gespräch und viel Erfolg bei der Tour!
Personen
Matthias Lange
Produzent, Tontechniker, Gitarrist, Video Editor aus Oberlungwitz Gitarrist bei JANIZ, Chef bei Lighthouse Recording Studio
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Tour Support München
23.03.2024, Spectaculum Mundi, München
23.03.2024, München
Spectaculum Mundi
Angebot von: | JANIZ |
Datum: | Samstag, 23. März 2024, 20:00 |
Location: | Spectaculum Mundi , 81475 München |
Gesuchte Acts: | Band, Soloact Lokale Acts bevorzugt! |
Genre: | Pop, Rock |
Freie Slots: | 0 |
Bestätigt: | First One Sucks |
Gage: | Verhandelbar |
Backline: | Teilweise vorhanden, Rest nach Absprache |
Tour Support Berlin
12.04.2024, Wild at Heart, Berlin
12.04.2024, Berlin
Wild at Heart
Angebot von: | JANIZ |
Datum: | Freitag, 12. April 2024, 07:00 |
Location: | Wild at Heart , 10999 Berlin |
Gesuchte Acts: | Band, Soloact Lokale Acts bevorzugt! |
Genre: | Pop, Rock |
Freie Slots: | 0 |
Bestätigt: | katie drives |
Gage: | Verhandelbar |
Backline: | Teilweise vorhanden, Rest nach Absprache |
Tour Support Hamburg
13.04.2024, Marias Ballroom, Hamburg
13.04.2024, Hamburg
Marias Ballroom
Angebot von: | JANIZ |
Datum: | Samstag, 13. April 2024, 20:00 |
Location: | Marias Ballroom , 21073 Hamburg |
Gesuchte Acts: | Band, Soloact Lokale Acts bevorzugt! |
Genre: | Pop, Rock |
Freie Slots: | 0 |
Bestätigt: | Running With Lions |
Gage: | Verhandelbar |
Backline: | Teilweise vorhanden, Rest nach Absprache |
Artists
JANIZ
☆ Pop Punk ☆ Emo Powered aus Chemnitz
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