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"Wir sind Netzwerker"

Matthias Rauch über die Aufgaben des Clustermanagements Musikwirtschaft in Mannheim

Interview von Daniel Nagel
veröffentlicht am 05.05.2015

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Matthias Rauch über die Aufgaben des Clustermanagements Musikwirtschaft in Mannheim

Seit November 2014 ist Matthias Rauch Mannheims Clustermanager. © Quelle: CM Mannheim

Das Clustermanagement zählt zu den wichtigsten Säulen des sogenannten "Mannheimer Modells". Wir sprachen mit Leiter Matthias Rauch darüber, welche Aufgaben eine solche Institution hat.

Backstage PRO: Was sind die zentralen Aufgaben des Clustermanagements Musikwirtschaft?

Matthias Rauch: Die zentralen Aufgaben sind relativ einfach umrissen. Wir sind dafür da, Existenzgründungen in der Musikwirtschaft zu begleiten und zu unterstützen. Wir versuchen z.B. die Ansiedlung von Firmen in Mannheim zu fördern. Außerdem vernetzen wir die Akteure unter anderem im Rahmen verschiedener Arbeitskreise. Schließlich kommunizieren wir diese Musikwirtschaftskompetenz auch nach außen, beispielsweise auf Messen, Kongressen und auf speziellen Informationsveranstaltungen, die wir selbst organisieren.

Backstage PRO: Es gibt speziell in Mannheim mehrere Institutionen, die für Existenzgründer im Kulturbereich zuständig sind. Wie funktioniert die Abgrenzung?

Matthias Rauch: Wir arbeiten sehr eng mit Sebastian Dresel zusammen, dem Beauftragten für Kultur- und Kreativwirtschaften der Stadt Mannheim, der sein Büro ebenfalls im Gründerzentrum "Musikpark" hat. Sebastian bearbeitet vornehmlich die anderen Bereiche der Kreativwirtschaft: Design, Mode, Film usw. Wir kümmern uns um die Musikwirtschaft. Nicht nur weil wir von der Wirtschaftsförderung der Stadt Mannheim ins Leben gerufen wurden und Sebastian natürlich auch Teil dieser ist, arbeiten wir auch mit dieser eng zusammen.

Backstage PRO: Wie seid ihr personell aufgestellt? Du bist Nachfolger von Janina Klabes, die das Clustermanagement über die ersten Jahre geleitet hat. Dein ehemaliger Posten als Verantwortlicher für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit wurde jedoch nicht neu besetzt.

Matthias Rauch: Genau. Meine alte Stelle ist weggefallen, es gibt sie so nicht mehr. Wir versuchen, diesen Wegfall zu kompensieren, indem wir enger mit dem Musikpark zusammenarbeiten. Das Musikpark-Büro kümmert sich um administrative Angelegenheiten, was uns ein wenig den Rücken freihält. Zudem sind der Austausch und auch die direkte Zusammenarbeit mit Steffen Baumann, dem Leiter des Musikparks, durch die räumliche Nähe viel einfacher und das nutzen wir auch. Julia Sattler ist Teil unseres Teams geblieben und zuständig für Projektmanagement-Aufgaben.

"Wir wollen die Infrastruktur stärken und Netzwerke intensivieren"

Backstage PRO: Was wird sich unter deiner Leitung künftig verändern?

Matthias Rauch: Ich stehe für Kontinuität, da ich glaube, dass in den letzten Jahren sehr gute Arbeit geleistet wurde. Daran möchte ich anknüpfen. Die Arbeitskreise Pop, Jazz & Klassik und den Entrepreneurship Club wird es weiterhin geben. Gleiches gilt für die Existenzgründungsveranstaltungen. Eventkultur Rhein-Neckar läuft als autonomer Verein sowieso eigenständig – was auch unser Ziel war. Neue Formate werden dazukommen.

Backstage PRO: Weshalb nimmt das Clustermanagement eine so zentrale Position im Rahmen des Mannheimer Modells ein, zu dem noch Popakademie, Musikpark und Popförderung zählen?

Matthias Rauch: Das Clustermanagement ist als verbindendes Element wichtig. Wir stellen die Infrastruktur nicht her, sondern versuchen, sie zu stärken. Wir versuchen die Netzwerke zu intensivieren und das Mannheimer Modell, das ja auch international zunehmend Beachtung findet, nach außen zu tragen.

Backstage PRO: Das Clustermanagement war zu Beginn ein von der EU finanziertes Projekt. Diese Förderung ist ausgelaufen. Wie wird das weitergehen?

Matthias Rauch: Die Stadt hat sich schon mit der Annahme der EU-Förderung verpflichtet, das Projekt für mindestens drei weitere Jahre zu finanzieren. Zwei Drittel des Budgets übernimmt die Stadt Mannheim, ein Drittel müssen von uns selbst gestemmt werden. Da sind wir dran. Es gibt verschiedene Projekte, die dem Clustermanagement Geld zu Verfügung stellen werden. Darüber hinaus haben wir einen Förderverein gegründet. Außerdem haben wir durch den Wegfall der besagten Stelle auch ein wenig Spielraum in den Finanzen.

"Mit den Branchen-Akteuren sind wir ständig in Kontakt"

Backstage PRO: Die Musikwirtschaft hat in Mannheim wachsende Bedeutung. Und doch sagen manche: "Was macht das Clustermanagement eigentlich? Die suchen sich die Rosinen raus und haben ein schönes Leben." Was entgegnest du dieser Kritik?

Matthias Rauch: Die Aufgabe des Clustermanagements ist es, Strukturen zu fördern. Wir sind kein Akteur, der etwas produziert, das man später herzeigen kann. Die Bedeutung der Netzwerk- und Struktur-Effekte wird erst mittelfristig klar werden. Meiner Meinung nach wurden die aber auch durch den Titel UNESCO City of Music bereits geadelt, der die Strukturen der Stadt ausdrücklich einbezieht. Wenn man unser Arbeitspensum anschaut: Wir arbeiten deutlich mehr als 8 Stunden am Tag. Über einen Mangel an Arbeit konnten wir uns noch nie beschweren. Beispielsweise haben wir in den letzten Jahren mehr als 400 Einzelberatungen durchgeführt. Wir sind ständig mit den wichtigen Akteuren der Branche in Kontakt, dazu kommen die zahlreichen Workshops und Messebesuche. Das lässt sich ja alles belegen, daher glaube ich, dass wir uns in keiner Hinsicht verstecken müssen.

Backstage PRO: Welche Rolle ergibt sich für das Clustermanagement durch das City of Music-Netzwerk?

Matthias Rauch: Es geht bei der UNESCO-Arbeit nicht primär darum, dass man Bands austauscht. Hier geht es erst einmal um Expertise und um Wissensaustausch zwischen den Städten: Was können wir von anderen Städten lernen – und umgekehrt. Es geht darum, sich bestmöglich im Netzwerk zu positionieren und unser Wissen und unsere Expertise in das Netzwerk einzubringen, um Projekte und Kooperationen zu entwickeln.

"Das Einzelkämpfertum nimmt ab"

Backstage PRO: Würdest du sagen, dass Kommunikation in all ihren Facetten eure zentrale Aufgabe ist?

Matthias Rauch: Auf jeden Fall. Wir sind Netzwerker, da spielt Kommunikation wirklich eine ganz wichtige Rolle. Wir kommunizieren ja auch mit den unterschiedlichsten Akteuren von ganz großen bis zu kleinen, die natürlich sehr unterschiedliche Bedürfnisse haben. Das ist aufwendig, das kostet Zeit und Energie. Aber es lohnt sich!

Backstage PRO: Ist es noch so, dass gerade im Musikbusiness die Akteure häufig sehr stark Einzelkämpfer sind?

Matthias Rauch: Da hat sich definitiv etwas verändert in den letzten Jahren. Die Menschen haben den Sinn der Zusammenarbeit verstanden. Mittlerweile ist das sehr produktiv. Das Einzelkämpfertum hat abgenommen, weil wirklich kreative und innovative Ansätze durch Zusammenarbeit zustande kommen. Und dabei spielt das Clustermanagement eine wichtige Rolle.

Backstage PRO: Herzlichen Dank für das Gespräch.

Euer Feedback

Liebe Backstage PRO Community, euer Feedback zu diesem Interview könnt ihr wie gewohnt hier in den Kommentaren loswerden! Matthias pflegt bei Backstage PRO eine Seite für das Clustermanagement Musikwirtschaft, wodurch ihr ihn direkt erreichen könnt.

Unternehmen

Music Commission Mannheim

Artist-Management, Marketing/PR, Consulting und Coaching in 68159 Mannheim

Personen

Matthias Rauch

Clustermanager aus Mannheim Leitung Kulturelle Stadtentwicklung bei Music Commission Mannheim

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