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Einnahmequellen neben der Tour- und Studioarbeit

"Mucken" für € – Die verschiedenen Betätigungsfelder für Berufsmusiker

Tipps für Musiker und Bands von John Lahann
veröffentlicht am 16.06.2015

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"Mucken" für € – Die verschiedenen Betätigungsfelder für Berufsmusiker

AC/ID sind eine AC/DC-Coverband aus Mannheim (backstagepro.de/acidacdccoverband). © Pressefoto

Wenn Musiker in Fachzeitschriften Kolumnen verfassen, in denen sie Karriere-Tipps für junge Musiker abgeben, geht es meist um die Tour- oder Studioarbeit. Ein Großteil der Musiker verdient jedoch nicht durch Tour- oder Studioarbeit ihr Geld, sondern durch das, was der Volksmund „Mucken“ nennt. Unser Autor John Lahann, der an der Hochschule für Musik und Theater Hannover studierte und im Laufe seiner Berufskarriere schon in mehreren Top-40, Cover- und Gala-Bands das Bassfundament legte, gibt hier einen kleinen Überblick über einige der verschiedenen Betätigungsfelder und deren Vor- sowie Nachteile.

Tribute-Bands

In den letzten 20 Jahren sind Tribute-Bands – also Bands, die ausschließlich Stücke eines Künstlers oder einer Band covern – in Mode gekommen. Das hat mehrere Gründe:

  • Viele große Bands gibt es einfach nicht mehr; wenn man also ABBA oder die BeeGees Live erleben möchte, bleibt einem nichts anderes übrig, als zu einer dieser Tribute-Shows zu gehen.
  • Große Acts wie Phil Collins oder Robbie Williams gehen nicht allzu oft auf Tour und wenn, dann steuern sie nur die großen Städte an und verlangen horrende Ticketpreise.

Entsprechend hat sich über die Jahre ein Markt entwickelt. Lokale Veranstalter oder auch die Bands selber organisieren in kleinen oder mittelgroßen Städten Revival-Abende, wo eine oder mehrere solcher Tribute-Bands auftreten. Auf Stadtfesten bieten sich ebenfalls Auftrittsmöglichkeiten.

Pro und Con

(+) Die Gagen sind bei solchen Jobs meist vollkommen o.k., hängen aber auch von der Größe der jeweiligen Band ab. Auch die Spielzeiten sind recht human, eine Show dauert in der Regel 1,5 bis 2 Stunden und man ist meist vor Mitternacht fertig.

(+) Für die Musiker kann ein solcher Job sehr interessant sein, weil man sich intensiv mit der Musik eines Künstlers/ einer Band auseinandersetzt. Denn das sollte man auf jeden Fall tun. Man darf bei solchen Tribute-Bands nicht vergessen, dass das Publikum zum Teil aus Hardcore-Fans besteht, die wahrscheinlich jedes Gitarren-Solo Ton für Ton mitsingen können.

(-) Ggfs. muss man einiges investieren, um auch vom Equipment und Outfit her möglichst nah am Original sein zu können: Wenn man Gitarrist in einer Toto-Tribute-Band ist, sollte man eine MusicMan Luke sein eigen nennen; wenn man Bassist in einer Beatles-Tribute-Band ist, einen Höfner-500/1-Bass.

Rock-Cover-Bands

Da hierbei Rockklassiker gespielt werden, tritt man entsprechend eher dort auf, wo es handfest zugeht: Irish Pubs, Stadtfeste oder hin und wieder auch mal auf privaten Veranstaltungen.

Pro und Con

(-) Die Bezahlung ist meist überschaubar. Das hat einen einfachen Grund: Rock-Cover-Bands gibt es wie Sand am Meer. Unmengen von Hobby-Musikern finden ihre musikalische Erfüllung darin, nach Feierabend mit Freunden ein paar Rockklassiker zum besten zu geben. Da sie alle eigentlich anderen Berufen nachgehen, sind sie oft bereit, für kleine oder sogar gar keine Gage zu spielen. Nach dem Motto: Hauptsache man steht mal auf der Bühne. Der Qualitätsunterschied zu Profimusikern spielt für den Veranstalter in der Regel keine Rolle. Und genau genommen ist der Unterschied meist gar nicht so groß. Es geht ja um verhältnismäßig einfache Songs wie „Bad Case Of Loving You“ oder „Summer Of 69“, da kann man eigentlich gar nicht viel falsch machen – selbst als Amateurmusiker.

(+) Trotzdem gibt es vieles, was für solche Jobs spricht: Sie sind relativ saisonunabhängig. In den kalten Monaten kann man in Bars auftreten, im Sommer auf Stadtfesten. Gerade diese Auftritte in Bars können ein regelmäßiges Einkommen darstellen. In meiner Heimatstadt Hamburg gibt es um den Hans-Albers-Platz nahe der berühmten Reeperbahn mehrere Irish Pubs, die jeden Tag Live-Musik anbieten.

Tanzbands

Tanzparty (RainerSturm / pixelio.de)

Tanzparty (RainerSturm / pixelio.de)

Tanzmusik, so werden die älteren Kollegen nicht müde zu beteuern, sei mal ein sehr einträgliches Geschäft gewesen. Das war allerdings in den Achtziger- und frühen Neunzigerjahren. Damals gab es auf jedem größeren Firmen-, Dorf-, oder Schützenfest eine Live-Band.

Da diese Bands allerdings hauptsächlich die Funktion hatten, so lange Walzer, Märsche und Disco-Fox zu spielen, wie die Jungbauern es verlangen, kam man mitten der Neunziger auf die Idee, dass ein DJ diese Aufgabe ebenso gut erfüllen könne.

Wer sich weiter mit dem Thema „Tanzmusik“ auseinandersetzen möchte, dem sei das Buch „Fleisch ist mein Gemüse“ von Heinz Strunk ans Herz gelegt.

Pro und Con

(-) Die paar Bands, die diesen Markt heute noch abgrasen, sind wirklich nicht zu beneiden: Meist sind die Auftritte nicht gut bezahlt, man ist in der Regel nicht vor 5 Uhr morgens zu Hausse und der Veranstalter hält mit seiner Verachtung für unseren Berufsstand nicht hinterm Berg („Langhaarige Affen!“, „Nichts anständiges gelernt!“).

Akustik Duos/Trios

Bei diesen Besetzungen gibt verschiedenste Varianten: Man kann mit Western-Gitarre und Gesang Popsongs auf Hochzeiten, als Jazz-Trio Hintergrundmusik auf Empfängen spielen oder als Trio mit Cajon, Kontrabass und Gitarre/Gesang Geburtstagspartys rocken.

Pro und Con

(+) Durch die kleine Besetzung ist man flexibel, kann auch auf kleineren Privatfeiern auftreten und der Aufwand für die Musiker hält sich meist in Grenzen.

(+/-) Es gibt viele Veranstaltungen, wo kein großes Budget vorhanden ist. Als große Band kann man die gleich abhaken, in der Duo- oder Trio-Besetzung kann man solche Jobs allerdings annehmen.

Gala-Bands

Gala-Bands werden meist für große Veranstaltungen wie Firmenfeiern, Silvester-Gala etc. gebucht. Das Programm ist sehr vielseitig. Meist startet man mit Jazz-Standards als Hintergrundmusik zum Essen, eröffnet wird der Abend in der Regel mit ein paar Standardtänzen (Walzer, Cha-Cha, Jive, Disco Fox etc.) und zu späterer Stunde werden Rockklassiker oder auch aktuelle Songs ausgepackt.

Pro und Con

(+/-) Der Job stellt hohe Anforderungen, was aber Abwechslung und Herausforderung bedeutet: Aufgrund des vielfältigen Programms sollte man als Musiker notenfest sein. Vom Equipment her sollte man so aufgestellt sein, dass man zu den verschiedenen Stilistiken, die man den Abend über spielt, den jeweilig passenden Sound anbieten kann.

(+) Solche Veranstaltungen dauern oft sehr lange, sind aber in der Regel sehr gut bezahlt. Außerdem hat man es in der Regel mit ausgesprochen guten Musikern zu tun.

Top-40-Bands

Top-40-Bands definieren sich dadurch, dass sie immer aktuelle Songs im Programm haben. Meist sieht es aber so aus, dass man 4-5 aktuelle Songs spielt und den Rest des Abends mit Party-Klassikern bestreitet, die auch jede Tanz- und jede Gala-Band spielt.

Pro und Con

(-) Man hat also einen etwas höheren Arbeitsaufwand, weil man immer mal wieder die aktuellen Hits vorbereiten muss.

(+) Man tritt oft auf Stadtfesten auf, was den Vorteil hat, dass in der Regel um Mitternacht Feierabend ist.

Für alle diese Jobs gilt:

  1. Man sollte sein Ego zu Hause lassen. Du hast Jazz studiert? Schön und gut, aber das interessiert auf dem Scheunenfest in Thieshope niemanden. Man tut gut daran, seinen Mitmusikern und dem Publikum Respekt entgegenzubringen, selbst wenn es nicht immer einfach ist.
  2. Das Equipment sollte zu der jeweiligen Musikrichtung passen und funktionieren. Es gibt nichts Schlimmeres als ein Soundcheck, der sich endlos in die Länge zieht, nur weil der Kollege sein Equipment nicht unter Kontrolle hat.
  3. Egal ob man die Musik mag oder nicht, man sollte den Gig seriös angehen.

Ich hatte mal einen Top-40-Gig mit einem in Musikerkreisen schon recht bekannten Gitarrenvirtuosen. Dieser Mensch, der eigentlich unglaubliche Dinge auf der Gitarre anstellen kann, scheiterte an diesem Abend an Schlagern, die aus vier Akkorden bestehen. Er hatte sich aus lauter Verachtung für diese Musikrichtung die Songs noch nicht mal angehört und versagte auf voller Linie. Dann sollte man so einen Job gar nicht erst annehmen. Man weiß ja nie, wen man auf dem Gig vielleicht trifft. Daher sollte man darum bemüht sein, immer ein möglichst gutes Bild auf und neben der Bühne abzugeben – selbst wenn man Schlager mit der letzten Rumpelkapelle zum besten gibt.

Euer Feedback

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