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Kontakte knüpfen, Kontakte pflegen

Networking Online: Vernetzen in einer Zeit ohne Branchenevents

Tipps für Musiker und Bands von Doktor Nic
veröffentlicht am 27.11.2020

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Networking Online: Vernetzen in einer Zeit ohne Branchenevents

Vernetzen in einer Zeit ohne Branchenevents. © Volodymyr Melnyk / 123RF

Events, bei denen man anderen Künstlern oder Protagonisten aus der Musikbranche begegnet, fielen im Jahr 2020 fast alle flach. Wichtige Kontakte, die ihr euch aufbauen möchtet, solltet ihr deshalb online akquirieren. Nur wie?

Dieser Artikel hat einen Vorläufer aus der Zeit vor Corona: "Wieso Vitamin B noch mein liebstes Marketingtool ist". An einem wichtigen Punkt hat die Krise nichts geändert: Persönliche Kontakte sind in jeder Branche wichtig. Auch in der Musik- und Kunstbranche ist Vitamin B unabdingbar.

Aber viele Musiker haben sogar schon ohne die Folgen einer weltweiten Pandemie Schwierigkeiten, ihre B2B-Kommunikation mit Geschäftspartnern und Kontakten aus der Musikindustrie aufzubauen oder zu erhalten. Von anderen Professionen, die darin geübter sind, lässt sich einiges abschauen: Ein Account Manager ist in einem Unternehmen beispielsweise dafür zuständig, guten Kontakt mit Kunden und Geschäftspartnern zu wahren und gleichzeitig das Netzwerk aufzubauen.

Dieses Netzwerken gehört nicht unbedingt zum Wesen des Künstlers, weshalb ich mir die folgenden Tricks ausgedacht habe, die mir persönlich sehr geholfen haben, zu Netzwerken ohne mich zu "verkaufen".

Facebook wird für Profis weniger relevant

Social Media ist selbstverständlich eine super Möglichkeit, Menschen aus aller Welt zu treffen. Ich habe in meinem Artikel "Vitamin B"  erzählt, wie es früher für mich gut funktioniert hat, Menschen auf Facebook zu adden und mich mit ihnen zu verbinden. Doch das funktioniert heutzutage weniger gut.

Facebook wird vorrangig zu privaten Zwecken gebraucht. Viele Geschäftstreibende wenden sich von der Plattform ab. Das liegt unter anderem an der gestauchten Reichweite der Fanseiten, seit Facebook private Beiträge wieder stärker im Feed ausspielt. Wer sein Musikbusiness vorantreiben will, nutzt Facebook zudem als Haupttool fürs Marketing. Das hat zur Folge, dass immer weniger Menschen Interesse am Networking auf Facebook haben.

Facebook ist immer noch gut geeignet, um sich mit anderen Bands und Künstlern auszutauschen. Hier sind die Kontaktlisten immer sehr hilfreich. Sagen wir, du möchtest dich in die USA vernetzen, weil du dort in Zukunft auftreten möchtest und jemanden suchst, der dort über deine Musik sprichst. Nach diesen Menschen kannst du in Freundeslisten von Freunden oder in Gruppen gezielt suchen.

Apropos Gruppen: Diese sind weiterhin Facebooks große Stärke, denn darüber kannst du Menschen mit deinen Projekten erreichen. Überlege doch mal, eine eigene Gruppe zu gründen, in die du Leute einlädst, mit denen du dich vernetzen möchtest. Biete ihnen in dieser Gruppe gebündelt exklusive Inhalte.

Kurze, präzise Nachrichten

Hast du tatsächlich Menschen aus der Industrie in deiner Facebook Freundesliste, begegne ihnen mit Respekt und vor allem Geduld! Wer drei oder mehr Nachrichten rausfeuert und keine Antwort erhält, wird auch keine mehr erhalten. Denke immer daran, dass dein Gegenüber gerade am Schreibtisch bei der Arbeit sitzt und abends auch gern Feierabend macht.

Deshalb fasse dich bei einem "kalten" Kontakt – das bedeutet, ihr beide kennt euch noch nicht – so kurz und so präzise wie möglich. Teile der Person mit, wieso du sie als Freund/in hinzugefügt hast, stelle dich in wenigen Worten vor und frage nach, über welchen Kontakt die Person gerne mit dir kommunizieren würde. Wie in einem Email-Betreff ist entscheidend, dass du dein Anliegen mitteilst und gleichzeitig in so wenigen Wörtern wie möglich zeigst, wieso es auch für die andere Person interessant ist, dich kennenzulernen. Nimm also dein Alleinstellungsmerkmal beziehungsweise deinen Haupt-Sellingpoint und zeige, was du bieten kannst.

Instagram funktioniert gut – wenn es die "richtigen" Kontakte sind

Unabhängig vom direkten Vernetzen schauen immer mehr Profis, die es in Erwägung ziehen mit dir zu arbeiten, auf dein Instagram-Profil. Das sogenannte DM-Marketing, eine Form von Mikromarketing über die Direct Message Funktion, funktioniert für mich persönlich immer sehr gut. Abonniere Labels, Blogs oder Künstler, die du gut findest und kommentiere deren Beiträge. Wenn dann irgendwann etwas kommt, dass das andere Profil wirklich an dir interessant finden könnte, schickst du eine freundliche DM. Selbst Talentscouts sind mittlerweile auf Instagram unterwegs und sprechen über DMs.

Um das ganze zu Professionalisieren ist es jedoch wichtig, schnell den Absprung zu schaffen und so bald wie möglich vom Instagram-Account in einen sogenannten Funnel zu geraten. Das bedeutet, dass ihr zügig dazu kommen solltet, per Mail oder Telefon Kontakt zu haben. DMs werden nämlich gern mal überlesen oder schnell wieder vergessen!

Da Instagram für viele Menschen aus dem deutschen Musikbusiness noch weitestgehend Neuland bleibt, ist jeder darauf bedacht, seine Reichweite zu vergrößern. Deshalb scheue dich nicht, andere Profile – auch solche, mit denen du noch nicht im direkten Kontakt warst – in Beiträgen und Stories zu markieren (wenn sie denn sinnvoll und seriös sind)!

Die Karrierenetzwerke

Eine weitere Option ist, die bekannten Karrierenetzwerke für dich zu entdecken. LinkedIn und Xing sind soziale Medien für den Berufsalltag. Hier sind Leute auf das professionelle Vernetzen eingestellt. Zudem sind die meisten Menschen aus der Welt der Labels und Agenturen auf LinkedIn. Das Problem ist: hier tummeln sich weniger Künstler, die meisten Beiträge sind beruflicher Natur.

Als Musiker kannst du deinen Feed aber so ausbauen, dass du einen Mehrwert für zukünftige Kontakte bietest. Stelle beispielsweise deinen Feed so auf, dass du nur deine besten Meilensteine beleuchtest, stelle Fragen an die Community und gebe Tipps/Insights darüber, was du selbst gelernt hast. Ein Feedbeitrag wie zum Beispiel "Ich habe festgestellt, dass 4 Wochen Straßenmusik nicht nur meine Kasse aufgebessert haben, sondern auch eine Stimme kräftiger gemacht haben. Hier ist ein Video…" hat immer das Potenzial, auch für Profis aus der Branche interessant zu sein. Zumindest machen sie dich als Künstler interessant.

Eine Band kann auch ein Mitglied dazu "verdonnern", sich bei LinkedIn anzumelden und als Jobbeschreibung das Management dieser Band hinzuzufügen. Dieser Account ist dann ausschließlich dazu da, Kontakte zu Bookern, Labels, Produzenten usw. zu pflegen.

Kalte Anrufe und Erstkontakt per Mail

Oldschool dauert lange, hält aber auch lange. Eigentlich liegt es auf der Hand, nicht nur auf sozialen Medien unterwegs zu sein, sondern auch mal ein Telefon in die Hand zu nehmen. Das ist den meisten Künstlern tatsächlich am lästigsten, zahlt sich aber oft am meisten aus. Du glaubst nicht, wie viel es ausmacht, die Stimme des Gegenübers zu hören, dessen Art mitzubekommen. Wenn persönliches Vernetzen auf Events das nachhaltigste Konzept ist, ist Telefonieren vielleicht auf Platz zwei. Auch hier solltest du aber ein paar Regeln beachten:

Sagen wir, du rufst bei einem Plattenlabel an, denn du möchtest dort dein nächstes Album herausbringen. Recherchiere zunächst intensiv nach den Anforderungen des Labels. Suche dir Kampagnen heraus, die dir gut gefallen haben und finde vor allem einen Verbindungspunkt zu deinem Projekt. Denke hier nicht an "Ich würde gern", sondern an "Ich passe dazu, weil…". Werde dir über deine Stärken und das was du mitbringst klar, so siehst du automatisch deine Schwächen und die Lücken, die das Label schließen sollte.

Recherchiere, wer dein Ansprechpartner ist und versuche z.B. über die Homepage des Labels so genau wie möglich an die richtige Nummer zu kommen. Wer bei Universal im Hamburger Büro in der Vertriebsabteilung anruft, obwohl er das Sub-Label für Indie erreichen möchte, wird es auch im Folgegespräch nicht einfach haben.

Gehe an das Gespräch mit einem klaren Kopf und einer klaren Vorstellung, wie es zu laufen hat. Befolge dabei unbedingt auch die Regeln für Nachrichten auf Facebook: Fasse dich kurz und erzähle in wenigen Sätzen, wer du bist, was du machst und was du vorhast. Dein Ansprechpartner wird dich womöglich rasch auf das Senden einer Email verweisen. Jetzt wird es interessant: Versuche ein Gegenangebot zu machen. Bejahe, dass du eine Mail schreibst mit allen Links und Infos (das wirst du sowieso müssen), aber schlage einen Folge-Telefontermin vor. Frage, wann es der Person für ein ausgiebigeres Gespräch am besten passt und vereinbare einen Termin. Wenn du freundlich und offen auftrittst, stehen die Chancen gut, dass ihr euch wieder sprechen werdet!

Zeigt Interesse!

Seid ihr einmal vernetzt, ist die Pflege der Kontakte sehr entscheidend. Ob mit dem Booker bei Instagram, dem Produzenten bei LinkedIn oder mit dem Labelchef, mit dem ihr gerade telefoniert habt:

Bei Erstkontakt entsteht extrem selten sofort ein berufliches Verhältnis. Sei geduldig und bleibe auch bei den Menschen am Ball, die erst einmal nichts für euch tun konnten. Fragt regelmäßig, wie es geht. Erkundigt euch nach Projekten. Schickt auch mal etwas rum, das ihr interessant fandet. Stelle vor allem sicher, dass diese Menschen immer auch mitbekommen, was deine Musik gerade so macht.

Selbst wenn jemand nicht mit dir arbeiten, dich buchen, promoten oder produzieren will, so soll er/sie doch wenigstens auf dem Schirm haben, was du Tolles erreichst! Irgendwann wird er Zeitpunkt kommen, an dem sich irgendjemand bei dir zurückmeldet und dir ein Angebot machen kann.

Sollte man Corona zum Thema machen?

Als Eisbrecher kommst du bei den wenigsten Leuten darum herum, nicht auch über "diese verrückte Zeit" zu sprechen. Tu dies mit Bedacht oder blende das Thema so gut es geht aus. Du als Musiker bist möglicherweise noch nicht so weit gewesen, dass deine Musik dein Haupteinkommen ist. Im Zweifel geht es aber deinem Gesprächspartner so, und viele können es nicht mehr hören.

Es kommt immer besser, wenn man positive Ausblicke miteinander teilt. Hat das Vernetzen unmittelbar mit Corona zu tun, wenn es beispielsweise um Streamingkonzerte geht, dann leite auch hier das Gespräch darauf, dass du bereit bist, Chancen zu Krisenzeiten wahrzunehmen.

Wie finde ich eigentlich die richtigen Kontakte?

Das Internet bietet dir zahlreiche Möglichkeiten, die richtigen Kontakte für dein Projekt ausfindig zu machen. Auf Backstage PRO kannst du dich recht einfach wie auf einem sozialen Netzwerk verlinken und über Kommentare und Nachrichten verbunden bleiben.

Hier und auf den anderen Plattformen lohnt es sich, Kontaktlisten von Freunden aus der Musikbranche zu durchstöbern. Suchst du jemanden, der für ein bestimmtes Unternehmen arbeitet, sind die Karriereportale optimal, wo die meisten User ihre komplette berufliche Vita abbilden. Auch Artikel, die du in Branchennews findest, geben dir häufig Aufschluss über das Who-Is-Who. Außerdem finde ich im Netz und in Printmagazinen immer Interviews mit Menschen, mit denen ich mich dann später vernetzt habe.

Wirklich wichtig ist es, die richtigen Personen zu finden. Adde nicht jeden, der in seiner Jobbeschreibung "Musikmarketing" hat, sondern suche dir Gewerke und Personen, die zu deiner Musik und deiner Marke passen.

Dazu gehört konstantes Recherchieren und mehrere Stunden am PC oder Smartphone pro Woche. Doch nur so bekommst du ein Gespür dafür, wie du dein Netzwerk als Musiker erweiterst. Viel Erfolg!

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