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Das Hilfsmittel richtig nutzen

Spielen nach Musiknoten: Diese Vorteile und Fallstricke solltest du kennen

Spezial/Schwerpunkt von Manu Holmer
veröffentlicht am 10.11.2023

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Spielen nach Musiknoten: Diese Vorteile und Fallstricke solltest du kennen

© cottonbro studio via Pexels

Manche lieben sie. Andere verzichten liebend gerne darauf: Musiknoten. Sie werden als praktische Gedächtnisstütze genutzt und helfen dir dabei, tonale Zusammenhänge besser zu verstehen. Andererseits bringt das Spielen nach Noten aber auch einige Fallstricke mit sich. Welche das sind, erfährst du in diesem Ratgeber.

Egal, ob du trommelst, singst oder Klavier spielst: Früher oder später wirst du auf Noten stoßen. Sie stellen ein bewährtes Hilfsmittel dar, um musikalische Zusammenhänge visuell zu erfassen. 

Schließlich ist auf dem Notenblatt jeder Ton, jede Pause und oft auch die Dynamik aufgeführt. Nicht nur komplexere Kompositionen oder klassische Stücke lassen sich dadurch genau wiedergeben. Diese Fülle an Angaben kann jedoch auch ein Nachteil sein. Du ahnst es vermutlich schon: 

Ein praktisches Hilfsmittel mit Haken 

Wer stur am Notenblatt klebt, konzentriert sich oft ausschließlich auf das, was gespielt werden soll. Musik ist aber mehr als die Aneinanderreihung unterschiedlicher Parameter. 

Damit der individuelle Ausdruck nicht leidet, solltest du also mit deinem Notenmaterial arbeiten. Manche sagen dazu auch, den Noten Leben einzuhauchen oder die Musik zwischen den Zeilen zu spielen. Wie aber funktioniert das?

Probiere diese kurze Schritt-für-Schritt-Anleitung aus:

  1. Verstehe zunächst, was du genau spielen wirst. Brich deine Noten dafür gerne in Häppchen herunter. 
  2. Über diese Noten-Fragmente dann, bis sie wirklich sauber sitzen. Das Spiel sollte dir nun leicht von der Hand gehen – idealerweise auch in verschiedenen Tempi und Lautstärken.
  3. Füge im nächsten Schritt deine persönliche Note dazu. Das kann sich auf das Feeling beziehen, aber auch auf die Intonation oder Klangfarbe.

Mit persönlicher Note ist also gemeint, wie du etwas spielst. Es geht nicht länger nur um das, was du vom Notenblatt ablesen kannst. Das können auch Tabs für Saiteninstrumente oder Drums sein.

Wenn weniger tatsächlich mehr ist

Ein weiterer Vorteil des Spielens nach Musiknoten ist die größere Unabhängigkeit, die sie dir verleihen. Verstehst du die Schreibweise deines Instruments, kannst du nämlich noch vielseitiger üben – auch alleine. 

Du musst also nicht zwingend Aufnahmen anhören oder dir die Passage von deiner Lehrkraft vorspielen lassen. Außerdem profitierst du dank deiner Notenkenntnisse von schier endlosen Ideen aus Lehrbüchern und anderen Medien. Genau das kann aber auch ein Nachteil sein. 

Aktiv beschränken

Unzählige Optionen machen Entscheidungen selten leichter. Es fällt dann schwer, sich ausreichend lange auf eine Übung zu konzentrieren. Schließlich steht das nächste ausnotierte Lick oder Fill schon in den Startlöchern. Wenn du viel Notenmaterial zur Hand hast, solltest du dich also noch bewusster auf deine aktuelle Übung fokussieren. Sie ist am wichtigsten! 

Beschränke dich daher aktiv und nimm dir genug Zeit, um die Noten zu verinnerlichen. Viele Musizierende setzen sich dafür übrigens keine fixe Zeitspanne. Geübt wird also, bis die Musik ganz natürlich fließt. Gleichzeitig gibt es Musikschaffende, die ihren Lernerfolg mit einem konkret terminierten Datum unterstützen.

Die Herausforderung mit Happy End

Beim Musizieren ist die Lernkurve vor allem zu Beginn extrem hoch. Das Notenlesen bildet hierbei keine Ausnahme. Es ist ein Prozess und erfordert Übung sowie Hingabe. Im Laufe der Zeit wirst du dabei aber immer sicher. 

Irgendwann kannst du sogar deine eigenen Ideen aufschreiben und mit anderen teilen, wenn du das möchtest. Viele Musizierende motivieren solche Erfolgserlebnisse enorm. Andererseits kann der Weg bis dahin aber auch abschrecken oder frustrieren.

Die richtige Balance finden

Wichtig ist daher, die richtige Balance im Umgang mit Noten zu finden. Nutze sie also, um die Musik besser zu verstehen, die du spielen möchtest. Denke aber auch daran, dich nicht im Notenblatt zu verlieren. Helfen kann dir dabei meine 3-I-Methode:

  1. Improvisiere regelmäßig und lasse dabei deiner Kreativität freien Lauf. Musikalisch ist alles erlaubt – außer der Blick in die Noten.
  2. Interpretiere Gelerntes neu und verändere bewusst dessen Charakter. Als Beispiel:

Suche dir ein kurzes Stück heraus, das du bereits gelernt hast. Spiele es nun einmal so wie immer. Wiederhole es anschließend, aber jetzt auf veränderte Art und Weise. Eine Ballade könntest du wütend interpretieren oder einem schnellen Song die Geschwindigkeit nehmen. Was passiert mit der Musik?

  1. Internalisiere oder verinnerliche deine Noten. 

Eine Möglichkeit dafür ist zum Beispiel, einen Takt mehrmals mit Blick auf deine Noten zu spielen. Funktioniert das gut, schaust du im nächsten Schritt hin und wieder vom Notenblatt weg. Du musizierst aber weiter, idealerweise so sicher wie zuvor. 

Als abschließenden Test kannst du das Notenblatt dann umdrehen oder dein Buch zuklappen. Wenn du diesen Takt jetzt wie im Schlaf beherrschst, wird dir seine Interpretation deutlich leichter fallen. Das Gelernte kannst du auch als Baustein für Improvisationen nutzen.

Viele Wege führen ans Ziel

Das Spielen nach Noten macht also nicht automatisch unkreativ. Auch langweilig oder schwierig muss es nicht sein, wenn du dich dafür öffnest und es regelmäßig trainierst. 

Trotzdem kann ich mit Blick auf die Fallstricke nachvollziehen, warum manche Musizierende lieber darauf verzichten. Das Schöne ist aber, dass viele Wege ans persönliche Ziel führen. Wie stehst du zum Spiel nach Noten?

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