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"Die Locations müssen arbeiten wie Trendsetter"

Suzette Yvonne Moissl von der Deutschen Jazz Föderation e.V. über Spielstättenförderung

Interview von Markus Biedermann
veröffentlicht am 28.08.2014

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Suzette Yvonne Moissl von der Deutschen Jazz Föderation e.V. über Spielstättenförderung

Suzette Yvonne Moissl. © (privat)

Wir sprachen mit Suzette Yvonne Moissl, Präsidentin des bundesweiten Dachverbandes der Jazzveranstalter, über den "Jazzspielstätten- und Festivalreport 2014" und die darin erhobene Forderung nach mehr öffentlicher Förderung der Clublandschaft.

In ihrer pfälzischen Heimat Deidesheim kennt man sie als engagierte Kulturmanagerin und nicht zuletzt als Chefin des bundesweit bekannten Palatia Jazz Festivals. Seit 2003 ist Suzette Yvonne Moissl auch ehrenamtlich als Präsidentin des Jazzveranstalter-Verbandes aktiv. Die Deutsche Jazz Föderation e.V. besteht seit 1952 und durfte im Laufe der Jahrzehnte viele berühmte Jazz-Persönlichkeiten zu ihren Mitgliedern zählen.

Backstage PRO: Frau Moissl, Sie haben ausführlich zur Geschichte des Verbands recherchiert. Wo liegen die Wurzeln des Deutsche Jazz Föderation e.V.?

Suzette Yvonne Moissl: Wir waren ursprünglich ein Verband, der sich zusammengetan hat, um gemeinsam die Tourneen internationaler Künstler in Deutschland zu verabreden und zu ermöglichen. Dazu gab es hierzulande damals ca. 30 sogenannte „Hot Clubs“, die sich die Kosten – neben der Gage zum Beispiel die teure Anreise per Schiff – aufgeteilt haben, um die Jazz-Stars so überhaupt einladen zu können. Über die Jahrzehnte entwickelte sich daraus ein Dachverband der Jazz-Veranstalter, der ein Konzertreferat hatte, das übrigens eine zeitlang von Fritz Rau (damals u.a. engagiert im Jazz-Club Cave 54 in Heidelberg; Anm.d.Red.) geleitet wurde, der später dann ja aber mehr in der Pop und Rock-Welt tätig war.

Backstage PRO: Wie entwickelte sich das weiter und wie unterscheidet sich der Verband heute von anderen Interessensvertretungen im Jazzbereich, zum Beispiel der Union Deutscher Jazzmusiker?

Suzette Yvonne Moissl: Dem Dachverband gehörten früher sowohl Musiker als auch Veranstalter an. Doch ab ca. 1963 kam es zu einem vermehrten Clubsterben, was ich nicht zuletzt auf die sich auffächernde Genre-Vielfalt im Jazz zurückführe. Die tanzbare Musik verschwand mehr und mehr, während Stile wie der Free Jazz nicht annähernd soviel Publikum erreichen konnten. Wir verloren in dieser Zeit nicht nur viele Mitglieder, sondern diese Entwicklung führte zu Zankereien zwischen den Musikern, untereinander und mit den Clubs, so dass die Musiker Anfang der 1970er Jahre letztlich ihren eigenen Verband gegründet haben. Bis heute ist die Union Deutscher Jazzmusiker aber eher auf die deutsche Szene ausgerichtet, während wir weiterhin auch an internationalen Entwicklungen orientiert sind. Schließlich war und ist das Interesse der Veranstalter immer gewesen, dass man auch Weltstars nach Deutschland holen möchte.

"Wir sind dazu da den Spielstätten zu helfen"

Backstage PRO: Die Tätigkeit des Verbands sieht heute aber so aus, dass man im Gegensatz zu den Anfängen keineswegs mehr selbst als Veranstalter auftritt?

Suzette Yvonne Moissl: Das stimmt. Es geht kaum noch darum, Künstler selbst auf Tournee zu schicken. Im Laufe der letzten ein bis zwei Jahrzehnte hat sich unser Verband eher zu einer Beratungseinrichtung für die Veranstalter gewandelt. Wir sind nun vielmehr im Bereich der Veranstaltungswirtschaft tätig und helfen bei Problemen und Fragen zu GEMA, KSK, PR, beraten zum Thema Gründung und vielem mehr.

Backstage PRO: Ihre Amtsübernahme markierte einen dementsprechenden Neuanfang, so zumindest der Tenor der damaligen Berichterstattung, zum Beispiel in der Deutschen Jazzzeitung.

Suzette Yvonne Moissl: Die gesamte Neuorientierung ist ein langsamer und längerer Prozess. Diese Musiksparte führt ja generell immer noch zu langen Diskussionen bei der Musikpolizei: Was genau ist eigentlich Jazz heutzutage? Aber da halte ich mich raus, denn ich denke, dass man sich in Debatten zu künstlerischen Strömungen nicht einmischen sollte. Wir sind dazu da den Spielstätten zu helfen, so dass sie rechtskundige Auskünfte erhalten, Erfahrungen austauschen und letztlich hoffentlich auch weiter bestehen können.

Backstage PRO: Dieses Jahr veröffentlichte ihr Verband den "Jazzspielstätten- und Festivalreport 2014". Die Ergebnisse basieren auf einer Umfrage, die in Kooperation mit dem Jazzinstitut Darmstadt unter ihren eigenen Mitgliedern und anderen Veranstaltern durchgeführt wurde. Sie haben knapp 850 Rückmeldungen erhalten. Sind Sie mit diesem Feedback zufrieden?

Suzette Yvonne Moissl: Ich halte das schon für viel. Es gibt in Deutschland zwar ca. 3500 reine Jazz-Veranstalter, zum allergrößten Teil aber ohne eigene Spielstätte. Pure Jazz-Clubs sind es etwa 300, wovon 160 Mitglied bei uns sind.

"Spielstätten sind nicht mehr in der Lage, ordentliche Gagen zu zahlen"

Backstage PRO: Wie würden sie das wesentliche Ergebnis der Umfrage zusammenfassen?

Suzette Yvonne Moissl: Eine Haupterkenntnis ist, dass die betrieblichen Kosten einer ausschließlich mit Jazz bespielten Spielstätte sind mittlerweile so hoch sind, dass man an vielen Stellen gezwungen ist, die Musiker auf die Tür spielen zu lassen. Das kann aber nicht im Sinne der Kunst und auch nicht im Sinne der gut ausgebildeten Musiker sein, die wir hierzulande ja dank unserer akademischen Musikwelt haben. Wer sich dem Jazz zuneigt soll sich ja damit nicht der Armut zuneigen. Aber die Spielstätten sind nicht mehr in der Lage, ordentliche Gagen zu zahlen. Das ist im Moment ein echtes Problem für uns, denn die Union Deutscher Jazzmusiker fordert nun ja auch Mindestgagen. Wir sagen immer: Das muss sich gegenseitig bedienen. Man muss gemeinsam an diesem Thema arbeiten, also sowohl die Veranstalter als auch die Künstler. Es kann doch nicht sein, dass dieser wertvollen Musik mit den Clubs ihre Keimzellen abhanden kommen. Das wäre sehr bedauerlich. Wir brauchen daher mehr Förderung für die Spielstätten.

Backstage PRO: Welche Entwicklungen haben denn in ihren Augen zu diesen Problem geführt?

Suzette Yvonne Moissl: Das erste Punkt ist sicher, dass Jazz nicht mehr kommerziell bzw. populär genug ist. Die Hörergruppe schwindet dahin und spaltet sich zudem noch auf in Anhänger älterer Subgenres und jüngerer Strömungen. Gerade bei letztgenannten kommen natürlich immer junge Hörer nach, aber das reicht nicht, um das Level zu halten – schnell ist dann insgesamt zu wenig Geld vorhanden.

Backstage PRO: Ähnliche Probleme lassen sich ja allerdings auch im Rock- und Popbereich beobachten. Und auf der anderen Seite gibt es sehr erfolgreiche Jazz-Veranstaltungen, vor allem größere Events wie in Südwestdeutschland zum Beispiel das Enjoy Jazz oder Palatia Jazz, das ja von Ihnen selbst veranstaltet wird. Lassen sich davon Lösungsansätze für die Zukunft ableiten?

Suzette Yvonne Moissl: Es wäre ein grundsätzlicher Fehler, wenn man die Festival-Landschaft pauschal mit der Club-Landschaft vergleichen wollte. Die Festivals funktionieren in der Tat sehr gut. Im Marketing und beim Ticketing bieten sich da einfach ganz andere Möglichkeiten. Man muss aber sehen, dass diese Erfolge nicht automatisch mit einer Förderung der hiesigen Künstler einher gehen. Wenn man als Veranstalter ehrlich zu sich selbst ist, dann muss man sagen, dass man sich immer eher international orientiert. Da stehen wir selbst als Veranstalter immer wieder in der Kritik, weil uns die regionalen Künstler sagen: „Na bei euch dürfen wir ja nicht spielen“. Wir versuchen uns dahingehend zwar zu öffnen, aber das ist nicht einfach, denn dann können wir nicht mehr die Besucherzahlen generieren, die wir benötigen, um ein Festival zu bezahlen. Das hört sich vielleicht haarsträubend an, ist aber so. Diese Umstände kann man nicht einfach so ändern.

Man hat es verpasst die eigenen Künstler stärker aufzubauen

Ein grundlegender Fehler wurde früher gemacht: Man hat es verpasst die eigenen Künstler in den Clublandschaften stärker aufzubauen und Fans zu generieren. Wenn es also die Clubs nicht mehr schaffen, zu überleben, wenn da die Musiker auch nicht mehr spielen wollen wegen der Gagen, oder dies deshalb gar nicht mehr können, dann hat man ein selbst gemachtes Problem vor sich. Also muss man die Clublandschaften retten, selbst wenn sie ein gemischtes Programm anbieten, bei dem Jazz nur ein Teil ist. Man muss attraktive Spielflächen für die eigenen Musiker schaffen. Da man das wie beschrieben aber kaum noch aus dem eigenen Gewinn heraus möglich machen kann, müssen die Spielstätten gefördert werden.

Backstage PRO: Was zeichnet einen attraktiven Club aus, der diese Abwärts-Spirale durchbrechen könnte? Oder anders gefragt: Womit würde er rechtfertigen, eine Förderung zu erhalten?

Suzette Yvonne Moissl: Im Verband arbeiten wir hierzu ganz aktuell an einer Konzeption. Wir haben in unserer Umfrage festgestellt, dass gut laufende Clubs sich für mehrere Genres öffnen, also nicht zu sehr auf eine Sache festlegen, sondern eben auch mal links und recht schauen an den Grenzen von Jazz zu Pop/Rock oder auch Jazz zur Klassik. Ein weiterer Punkt ist, dass man sich örtlich verankern muss, d.h. mit den Musikschulen, Universitäten, Big Bands und so weiter zusammen arbeiten sollte. Es muss dafür auch bestimmte Konzertreihen geben, in denen sich der Nachwuchs präsentieren kann. Schließlich braucht man echte Highlights im Kalender, meines Erachtens nach zuerst die Größen aus der deutschen Szene und in zweiter Linie aber selbstverständlich den ganzen internationalen Bereich. Man hat sich aber – auch in unserem Verband – insgesamt zu lange nur auf die internationale Szene fixiert. Ich sehe diese Aufgabe aber eher bei den Festivals und bei den Clubs primär die Verpflichtung, die eigene Szene aufzubauen und zu schützen, die Künstler zusammen zu führen, den örtlichen Musikstandort zu entwickeln und den regionalen Musiker-Nachwuchs zu fördern.

"Kommunen und Spielstätten müssen aufeinander zugehen"

Backstage PRO: Das ginge dann ja bestenfalls sogar über eine reine „Nachwuchs-Förderung" hinaus. Fakt ist dem Bericht zufolge aber, dass zwei Drittel aller fraglichen Spielstätten bisher keinerlei Förderung erhalten.

Suzette Yvonne Moissl: Richtig. In einem gewissen Sinne gehört diese Musik ebenso wie die Klassik in den Bildungsbereich, aber vielen Kommunen ist das nicht klar. Die Verantwortlichen sehen nur, dass da gerade mal 30 oder 40 Leute in der Veranstaltung sitzen und dann hinterfragen sie die Relevanz. Aber dadurch haben sie nicht verstanden, was sie verlieren werden. Sie müssten eigentlich darüber aufgeklärt werden, dass beiden Seiten, also die Kommune und die Spielstätte aufeinander zugehen müssen. Die Clubs müssen sich öffnen und mehr machen als nur Jazz und die Kommune muss sehen, dass sie ein Bildungsangebot und nicht einfach nur teure Kultur fördert.

Backstage PRO: Welche Reaktionen erhalten Sie, wenn Sie diese Anliegen an die Politik und die anderen Verantwortlichen herantragen? Verständnis? Oder eher Ablehnung?

Suzette Yvonne Moissl: Das ist ganz unterschiedlich. Vor kurzem gab es ja die Diskussion um die Musikhochschulen in Baden-Württemberg. Ich kann schon verstehen, dass man an mancher Stelle rationalisieren muss. Auf der anderen Seite kann ich nicht nachvollziehen, dass man als so reiches Land seine Talente nicht in der Breite fördern will, sondern nur da Bildungsangebote schafft, wo die Leute letztlich hingehen sollen. Das machen ja aber nur jene, die sich das leisten können. So verliert man Talente! Die gehen auf der Strecke einfach verloren. Ähnlich verhält es sich mit den Musikclubs. Wer hier nur einzelne elitäre Einrichtungen fördert, verliert jene, in denen tatsächlich Neues passiert. Am Ende bestehen nur noch die rein kommerziell orientierten – und das halte ich für falsch.

"Es gibt Clubs, deren Publikum überaltert ist"

Backstage PRO: Dem Report kann man auch entnehmen, dass sich die Probleme dadurch noch verstärken, dass viele Spielstätten vor einem Generationenwechsel stehen.

Suzette Yvonne Moissl: Das ist so! Nicht zuletzt auch aufgrund der Spaltung der Lager. Es gibt halt Clubs, die sich nur noch an ihrer Nostalgie festhalten und deren Publikum deshalb auch überaltert ist. Das ist sehr schade. Man muss dann leider davon ausgehen, dass die über kurz oder lang irgendwann weg sind. Natürlich gibt es auch in diesen Sparten erfolgreiche Events wie das „Hot Jazz Festival“ in Speyer oder das große Dixieland-Festival in Dresden, aber Angebote in nur einer Richtung führen nicht zu einer Weiterentwicklung.

Backstage PRO: Was raten Sie jungen und engagierten Veranstaltern und Musikern, die eigene Konzepte, Veranstaltungs- oder Clubideen auf den Weg bringen wollen? Was muss man beachten? Wie stellt man sein Unterfangen auf professionelle Beine?

Suzette Yvonne Moissl: In einem ersten Schritt sollte man sich wirklich im Klaren darüber sein, was man machen und vertreten will. Man muss mit guten Argumenten versehen, warum man tut was man tut. Darauf muss man dann in der eigenen Kommune, zum Beispiel bei der Wirtschaftsförderung, aufmerksam machen. Das heißt konkret, dass man aktiv persönliche Kontakte pflegen und dafür sorgen muss, dass die kommunalen Vertreter kommen und auch sehen, was man leistet. Daneben sollte man weitere regionale Förderer zuerst begeistern und dann in die Pflicht nehmen. Zum Beispiel haben die Sparkassen den Auftrag, die regionale Kultur zu fördern. Wichtig ist, dass man darlegt, welches Bildungsangebot sich mit dem eigenen Tun verbindet.

"Die Bildungsarbeit sollte im Vordergrund stehen"

Es hilft nichts damit zu werben, dass man bisher erfolglose lokale Musiker unterstützen will. Stattdessen sollte die Bildungsarbeit im Vordergrund stehen, denn das ist immer ein wesentlicher Unterschied zu rein kommerziellen Spielstätten. Als Festival wirbt man wie für ein Produkt für den Massenmarkt, eine Spielstätte muss im Vergleich dazu aber eher agieren wie ein Trendsetter. Also sollte man schauen, dass man regionale Meinungsmacher auf seine Seite zieht, die das Werben für die Sache mit ihren Mitteln unterstützen. Regional sollte man sich natürlich stark in der eigenen Szene einbinden, engagieren und auch Partnerschaften pflegen.

Backstage PRO: Was halten Sie davon, sich auch auf Bundesebene um die Töpfe zu bewerben? Mitte September verleiht die Initiative Musik (Wer?) ja zum Beispiel wieder den Spielstättenprogrammpreis Pop, Rock, Jazz, der die Clublandschaft in Deutschland stärken soll.

Suzette Yvonne Moissl: Man muss zuerst immer schauen, ob ein bestimmtes Förderprogramm zur selbst gestellten Aufgabe passt. Beim Spielstättenprogrammpreis der Initiative Musik sehe ich davon abgesehen generell das Problem, dass es sich nicht um eine dauerhafte Förderung handelt. Ich werde zur Preisverleihung am 17. September vor Ort sein und will das gar nicht alles schlecht reden. Aber man muss genau hinschauen. Ich bin deshalb gespannt, wer dieses Jahr die Preise erhalten wird. Letztes Jahr gewann zum Beispiel die Alte Feuerwache in Mannheim einen der Hauptpreise. Gewünscht hätte ich mir, dass dieses Haus dann mit Erhalt des Preises auch noch mehr regelmäßige Jazz-Veranstaltungen macht – doch es ist eher zu beobachten, dass weniger Jazz gespielt wird. Im Spielplan habe ich das große Enjoy Jazz Festival wiedergefunden – das ja nun nicht die beschriebenen Aufgaben für eine regelmäßige Jazz-Spielstätte erfüllt.

"Die Förderung durch den Spielstättenprogrammpreis ist zu kurzfristig und zu kleinschrittig"

Backstage PRO: Felix Falk, der Sprecher der Bundeskonferenz Jazz, die dieses Jahr auch selbst einen Bericht zur Situation des Jazz in Deutschland vorgelegt hat, verweist in einer aktuellen Meldung darauf, dass ihm viele Preisträger des letzten Jahres berichtet hätten, wie groß der positive Effekt dieses Preises für sie gewesen sei, und dass der Preis insgesamt sichtbare Früchte trage. Er spricht insbesondere auch kleine Spielstätten an, deren elementare Bedeutung für den Jazz er ebenfalls unterstreicht. Das klingt doch schon nach einer Übereinstimmung in den Zielen zu ihrem Verband?

Suzette Yvonne Moissl: Das ist teilweise schon richtig, aber ich halte diese Art der Förderung für zu kurzfristig und zu kleinschrittig. Für Künstler sind die Angebote der Initiative Musik gut, nämlich wenn es darum geht, dass man für eine konkrete Sache – zum Beispiel eine Tournee, zu deren Organisation man Geld für Bus, Verpflegung und Reise benötigt – Unterstützung erhält, dann kann man die als gute Hilfe annehmen. Der Spielstättenprogrammpreis als einzige Möglichkeit für Locations, Förderung zu erhalten, wird hingegen ja nur verwaltet und von der knapp einen Million an Gesamt-Fördermitteln wandern gut 200.000€ direkt in Verwaltungsgebühren, Personalaufwand sowie die Preisverleihung und so weiter. Man kann den Antrag einmal stellen, dann wird man möglicherweise eben in dieser Runde gefördert. Aber man kann leider nicht davon ausgehen, dass sich das im folgenden Jahr fortsetzen wird. Mit diesem Geld könnte die Deutsche Jazz Föderation wirklich gute und breiter angelegte Arbeit für die Spielstätten machen. In dieser Absicht haben wir auch über zehn Jahre lang daran mitgearbeitet, dass dieser Preis auf den Weg gebracht wird. Wir waren ganz ehrlich enttäuscht, als das dann in die Hände der Initiative Musik gegeben wurde. Man muss jetzt sehr darauf achten, dass die Jury fair zusammengestellt ist, so dass wirklich alle Genres etwas davon haben können.

Backstage PRO: Insofern wird es spannend zu sehen, wie das dieses Jahr ausgeht. Danke für Ihre Zeit, Frau Moissl.

Euer Feedback

Liebe Backstage PRO Community, wer den Spielstättenreport haben will, kann ihn als PDF per Email anfordern unter: info@deutsche-jazz-foederation.de. Euer Feedback zu diesem Interview könnt ihr wieder hier in den Kommentaren loswerden. Wir freuen uns auf eure Meinungen!

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