Pilotstudie in Großbritannien
Testzwang drückt die Kartenverkäufe bei Veranstaltungen in Großbritannien
Schnelltests bei den Konzerten in der Rockhal in Luxemburg. © Claude Piscitelli
Aufgrund der Daten zu den Testevents, die seit April 2021 in Großbritannien abgehalten wurden, fürchtet das ERP einen Rückgang der sogenannten Konversionsrate um 90 Prozent. Das bedeutet, dass 90 Prozent der potentiellen Ticketkäufer den Online-Bestellvorgang nicht abschließen.
Widerwillen
Grund dafür sind offensichtlich die Testanforderungen für die Event: In einem Bericht zur der Event-Studie heißt es, dass nur noch gut zwei Prozent der Besucher/innen von Ticketing-Websites tatsächlich ein Ticket kaufen. Zuvor, ohne die Testanforderungen, lag die Konversionsrate noch bei 18 Prozent.
Außerdem, so der Bericht weiter, lasen sich die Websitebesucher im Durchschnitt etwa drei Minuten und 15 Sekunden die Teilnahmebedingungen durch. In diesen sind die überwachten Testanforderungen festgelegt.
Geringe Testrücklaufquoten
Tests für die Pilotevents waren frei erhältlich. Neben einem verpflichtenden negativen Lateral-Flow-Test konnten alle Beteiligten vor und nach dem jeweiligen Pilotevent zusätzlich einen freiwilligen PCR-Test machen.
Der Anteil der Teilnehmer, der die PCR-Tests zurückschickte, variierte allerdings stark: Bei dem Test, der vor dem Event durchgeführt wurde, lag der Anteil zwischen 8 Prozent und 74 Prozent.
Bei dem Test, der nach dem Event durchgeführt wurde, lag der Anteil der Rückläufer zwischen 13 Prozent und 66 Prozent. Insgesamt sandten nur 15 Prozent der Teilnehmenden beide PCR-Tests zurück. Dies machte es schwer, den Nachweis einer direkten Übertragung bei Ereignissen zu bestimmen.
Anreiz durch Gewinn
Am besten war die Chance für eine stabile Testrücklaufquote, wenn die Tests den Teilnehmern zugesendet wurden und es einen zusätzlicen Anreiz gab – wie beispielsweise die Chance, kostenlose Tickets für zukünftige Veranstaltungen zu gewinnen.
Forscher vermuten, dass, wenn die Tests zahlungspflichtig gewesen wären, dies wahrscheinlich starke Auswirkungen auf die Nachfrage und die Teilnahme an den Pilotevents gehabt hätte.
Schwierigkeiten beim Abgleich
Eine Schwierigkeit stellte zudem der Abgleich von Veranstaltungsbuchungen mit den Testergebnissen dar. Die Zuordnung von Testergebnissen mit den Veranstaltungen ist allerdings essenziell, um eine zuverlässige Ausbruchsprävention und -kontrolle für Veranstaltungen zu betreiben.
Eine stärkere Beteiligung an den PCR-Tests und eine gründlichere Datenverknüpfung mit Systemen zur Überwachung der öffentlichen Gesundheit seien demnach erforderlich, um die Übertragungsrisiken bei den Veranstaltungen besser zu verstehen.
Hintergrund
Die ersten neun Pilotevents des ERP waren sowohl Indoor- und Outdoor-Events, mit Veranstaltungen wie beispielsweise der World Snooker Championship in Sheffield oder auch Konzerten und Clubnächten in Liverpool.
Eine zweite Phase von Pilotveranstaltungen ist zudem bereits abgeschlossen, inklusive Gruppenspielen der UEFA Euro 2020 im Wembley-Stadion, dem Musikfestival Download Pilot und auch dem Testspiel England gegen Neuseeland in Edgbaston. Die Ergebnisse hierzu werden aktuell noch vom ERP-Wissenschaftsteam gesammelt und analysiert.
Die dritte Phase des ERP umfasst dann Events wie die Wimbledon Championships und das Latitude Festival.
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