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Studie zu Großveranstaltungen in Pandemiezeiten

Kaum Infizierte bei Großveranstaltungen in Großbritannien

News von Backstage PRO
veröffentlicht am 29.06.2021

Öffnungsperspektiven

Kaum Infizierte bei Großveranstaltungen in Großbritannien

© Aranxa Esteve via Unsplash

Das Event Research Programm (ERP) der britischen Regierung sollte die Möglichkeit von Großveranstaltungen in Pandemie-Zeiten untersuchen. Die Ergebnisse wurden von der Regierung jedoch zurückgehalten – bis Teile des Live-Sektors rechtliche Schritte einleiteten. Jetzt wurde der Bericht veröffentlicht.

Das Event Research Programm (ERP) ist ein Pilotprojekt, das von der britischen Regierung ins Leben gerufen wurde. Es wurde im Februar 2021 von Premierminister Johnson im Rahmen des Fahrplans der Regierung aus den Restriktionen in Auftrag gegeben

Das ERP widmet sich der Untersuchung von Großevents in Zeiten des Corona-Virus und soll eruieren, wie diese wieder infektionssicher gestaltet werden können. Die erste Phase sollte zum Verständnis dazu beitragen bringen, wie das Übertragungsrisiko bei Großveranstaltungen reduziert werden kann – beziehungsweise, wie groß es überhaupt ist.

Bericht auf rechtlichen Druck hin veröffenbtlicht

Allerdings hatte sich die britische Regierung bereits seit längerem gesträubt, den Bericht zu veröffentlichen. Als Reaktion darauf hatten Teile des Live-Sektors rechtliche Schritte eingeleitet.

Beteiligt an dem Verfahren waren unter anderem Andrew Lloyd Webber’s Really Useful Group, Cameron Mackintosh, Michael Harrison und Sonia Friedman. Unter diesem Druck wurde der Bericht zur ersten Phase des ERP nun veröffentlicht, nachdem Ende Mai lediglich ein erstes Fazit veröffentlicht wurde.

Die Berichtergebnisse

Bis jetzt wurden neun Events genutzt, um die Übertragung des Corona-Virus zu analysieren. Dabei wurden verschiedenen Arten von Veranstaltungsorten sowie verschiedene Event-Typen gewählt, wie beispielsweise die Verleihung der Brit Awards in London oder Open-Air-Filmvorführungen im Luna Cinema in Liverpool. Die Regierung wählte die jeweiligen Veranstaltungen aus.

Bei den etwa 58,000 Menschen, die an den ersten neun Events teilnahmen, traten insgesamt nur 28 Coronafälle auf. Das legt der jetzt veröffentliche Bericht offen. Elf der 28 Fälle könnten dabei potentiell bereits während der Events infektiös gewesen sein. Die 17 weiteren Fälle stellen Ansteckungen während oder in der Zeit der Events dar.

Die Studie zeigt, dass sowohl Indoor- wie auch Outdoor-Events ein gewisses Infektionsrisiko bergen. Dies entsteht vor allem an jenen Orten der Spielstätten, wo sich Teilnehmer/innen über längere Zeit versammeln. Ein hohes Infektionspotential gibt es dabei auch bei Indoor-Events mit großer Menschenmenge und wenig Abstandsmöglichkeiten.

Teilnahmebedingungen

Bei den Events der ersten Phase des Pilotprojekts wurde dabei von allen Teilnehmer/innen einen negativen Lateral Flow-Test verlangt. Zudem konnten alle Beteiligten vor und nach dem jeweiligen Event einen freiwilligen PCR-Test machen, was allerdings nur von wenigen Teilnehmenden in Anspruch genommen wurde und es schwer machte, den Nachweis einer direkten Übertragung bei Ereignissen zu bestimmen.

Unterstützt wurde die Pilotstudie von Veranstaltungsorganisatoren, lokalen Behörden und Teams des öffentlichen Gesundheitswesens sowie von neun wissenschaftlichen Forschungsteams von fünf britischen Universitäten. Die Arbeit wurde von einem unabhängigen Wissenschafts- und Ethikrat beaufsichtigt.

Zu Unrecht eingeschränkt

Durch das Zurückhalten des Berichtes sah sich die Industrie darin bestätigt, dass der Live-Sektor zu Unrecht eingeschränkt wird: Die Regierung gab an, weitere Informationen sammeln zu wollen, bevor sie eine vollständige Rückkehr der Massenevents beschließt – alles im Rahmen der zweiten Phase von Pilotveranstaltungen. Dazu gehören u.a. die Spiele der Gruppenphase der UEFA EURO 2020 im Wembley-Stadion oder das Download-Pilot-Musikfestival. 

Die weiteren Ergebnisse sollen vom ERP-Wissenschaftsteam gesammelt und analysiert werden. Die Regierung hat nach der aktuellen Runde noch eine dritte Reihe mit Pilot-Events angekündigt, und will dann ihre Position zu Großveranstaltungen vor dem vierten Schritt der Lockerungs-Roadmap darlegen – voraussichtlich am 10. Juli. 

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