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Wo kommt das Talent her?

Übung macht den Meister – oder?

News von Backstage PRO
veröffentlicht am 26.09.2019

üben probe

Übung macht den Meister – oder?

© Pexels / Clem Onojeghuo

In einer neuen Studie hinterfragen zwei Forscherinnen die fast schon zum Klischee gewordene Feststellung, dass jeder Mensch mit genügend Übung ein Musikinstrument meistern kann.

Der Ausspruch "Übung macht den Meister" erhielt durch zahlreiche Studien zusätzliche Glaubwürdigkeit: So stellte eine Untersuchung unter Geigen- bzw. Klavierspielerinnen und -spielern aus dem Jahr 1993 fest, dass die jeweils auf das Üben verwendete Zeit mit dem musikalischen Talent stieg – im Durchschnitt hatten die Befragten bis Anfang 20 bereits gut 10.000 Stunden mit Üben verbracht. 

Die Autoren der Studie zogen daraus den Schluss, dass es die Übungsdauer ist, die die Fähigkeiten einer Person ausmacht. Laut der Forscherin Brooke Macnamara (Case Western Reserve University, Cleveland, Ohio) ignoriert diese Studie jedoch zahlreiche weitere Faktoren wie etwa genetische oder Umwelteinflüsse.

Neuer Versuch

Macnamara hat gemeinsam mit ihrer Kollegin Megha Maitra die Studie von 1993 wiederholt, um herauszufinden, ob sie zu den gleichen Schlüssen gelangen.

Laut der neuen Studie von Macnamara und Maitra kommen weniger gute Geigerinnen und Geiger auf etwa 6.000 Stunden Übungszeit bis zu ihrem zwanzigsten Lebensjahr, während die guten und sehr guten Musikerinnen und Musiker bis dahin beide durchschnittlich 11.000 Stunden geübt haben. 

Die beiden Forscherinnen geben an, dass die Differenzen in der Übungszeit im guten und sehr guten Segment damit nicht ausreichen, um deren unterschiedliches Niveau zu erklären. Ab einem bestimmten Punkt, so Manamara, hängt der Übungserfolg nicht mehr nur von der Übedauer ab. So ist beispielsweise auch die Motivation – also ob ein Instrument freiwillig oder aus einer Art Zwang erlernt wird – ausschlaggebend für den persönlichen Erfolg. 

Uneinigkeit

Die Autoren der originalen Studie geben sich unbeeindruckt von Macnamaras und Maitras Ergebnissen. Anders Ericsson, einer der Koautoren, gibt an, dass es keinerlei objektive Differenz zwischen den guten und sehr guten Geigerinnen und Geigern gäbe, die von Macnamaras und Maitras befragt wurden. Somit sei es nicht verwunderlich, dass es hier keine Unterschiede in der mit dem Üben verbrachten Zeit gäbe.

Der Koautor Ralf Krampe stellt wiederum fest, dass Faktoren wie etwa die Qualität des Unterrichts oder auch die elterliche Unterstützung zweifelsohne auch ausschlaggebend seien. Mit der 1993 durchgeführten Studie hätte man jedoch feststellen können, dass das konstante Üben nach wie vor das wichtigste Element sei. 

Macnamara hält dagegen, dass sie mit ihrer Studie insbesondere darauf hinweisen wolle, dass auch Übung Grenzen habe. Zwar könne das beflissene Üben die eigenen Fähigkeiten kontinuierlich verbesssern – doch würde es nicht garantieren, dass man auch besser als andere Instrumentalisten wird. 

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