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Kein gutes Beispiel

US-Verwertungsgesellschaft BMI an Investment-Firma verkauft

News von Backstage PRO
veröffentlicht am 23.11.2023

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US-Verwertungsgesellschaft BMI an Investment-Firma verkauft

Michael O'Neill CEO von BMI. © BMI

Seit Monaten ist bekannt, dass die US-Verwertungsgesellschaft BMI zum Verkauf steht. Jetzt ist ein Käufer gefunden: BMI geht in den Besitz einer von der US-Investmentfirma New Mountain Capital angeführten Aktionärsgruppe über.

BMI ist nach eigenen Angaben die größte Verwertungsgesellschaft der Welt. Sie vertritt mehr als 1,3 Millionen Rechteinhaber (Songwriter, Komponisten und Musikverlage) und vertritt aktuell die öffentlichen Aufführungsrechte für mehr als 22 Millionen Musikkompositionen.

Weitere Informationen zu BMI und der Geschichte der Verwertungsgesellschaft gibt es hier.

Alles bleibt anders

Die Rechteinhaber werden sich fragen, was sich bei BMI nach dem Verkauf ändern wird, denn nach monatelangen Gerüchten haben die Radiosender, die BMI 1939 gegründet haben und immer noch besitzten, die Verwertungsgesellschaft für geschätzte 1,7 Milliarden US-Dollar an eine von der US-Investmentfirma New Mountain Capital angeführten Aktionärsgruppe verkauft.

An dieser Aktionärsgruppe ist auch Googles Mutterkonzern Alphabet beteiligt. Mike O'Neill, der Präsident & CEO von BMI, soll das Unternehmen zusammen mit seinem Führungsteam auch nach dem Abschluss weiterhin leiten. Der Verkauf soll vorbehaltlich der Zustimmung der BMI-Aktionäre im 1. Quartal 2024 abgeschlossen werden.

Ein Trostpflaster für die Kreativen?

New Mountain Capital kündigt in einer Pressemitteilung an, zusätzliches Kapital bereitzustellen, "um Wachstumsinvestitionen, neue Unternehmungen und technologische Verbesserungen zu finanzieren [...], um die Ausschüttungen an seine Affiliates zu maximieren und den Service für Songwriter, Komponisten und Verleger zu verbessern."

Vom Verkaufspreis von geschätzt 1,7 Milliarden US-Dollar sollen die Songwriter, Komponisten und Verleger 100 Millionen im Rahmen einer Sonderausschüttung erhalten. 

Mike Oshinsky, Director bei New Mountain Capital äußert sich zu dem Kauf: 

"Während die Musikindustrie in den letzten beiden Jahrzehnten eine technologiegetriebene Transformation erlebt hat, war die Musikinfrastruktur, einschließlich des Bereichs der Aufführungsrechte, langsamer in der Transformation. Es besteht eine enorme Chance, diesen entscheidenden Teil der Musikinfrastruktur zu modernisieren und sicherzustellen, dass langfristige Tantiemeneinnahmen für Songwriter, Komponisten und Verleger weiter wachsen. Mit unserer Unterstützung ist BMI ideal positioniert, um diese Transformation voranzutreiben, als einzige Verwertungsgesellschaft weltweit, die eine offene Tür für alle Musikschaffenden mit Innovation und kommerziellem Antrieb eines gewinnorientierten Unternehmens kombiniert."

Die schöne neue Welt

Damit spricht Oshinsky an, dass BMI bis 2023 ein gemeinnütziges Unternehmen war, das eben nicht gewinnorientiert arbeitete. Das Ziel der neuen Eigentümer besteht logischerweise darin, mit den von BMI vertretenen Rechten Geld zu verdienen – und zwar über den beträchtlichen Kaufpreis hinaus. 

In der Pressemitteilung heißt es folgerichtig, ein Ziel der neuen Eigentümer sei das Wachstum der Ausschüttungen – die jetzt eben nicht nur den Kreativen und übrigen Rechteinhabern zugutekommen, sondern auch der Aktionärsgruppe.

Daran ändert auch nichts, dass New Mountain Capital darauf verweist, dass im laufenden Jahr 85 Prozent der Einnahmen an Songwriter, Komponisten und Musikverlage ausgeschüttet habe – eine Steigerung von 11 Prozent gegenüber 2022.

Weitere Investitionen

New Mountain Capital kündigt außerdem Investitionen "in Plattformen der nächsten Generation und neue Serviceangebote an, die die Tantiemen-Einnahmen verbessern, den Kundenservice von BMI optimieren und das bestmögliche Erlebnis für seine Affiliates (also die Songwriter, Komponisten und Verlage) bieten sollen".

Ein weiteres Ziel sei "die Erschließung neuer Einnahmequellen durch organisches Wachstum und M&A (Mergers & Acquisitions)-Möglichkeiten, wobei der Schwerpunkt zunächst auf der Verbesserung der Tantiemen-Einnahmen aus allgemeinen Lizenzen, internationalen Partnerschaften und neuen Serviceangeboten" liegen werde.

Die Bedenken bleiben

Verschiedene Verbände hatten sich schon vor Monaten an CEO Mike O'Neill gewandt und Bedenken hinsichtlich des Verkaufs geäußert. Diese dürften in der Zwischenzeit nicht kleiner geworden sein.

Die naheliegendste Befürchtung besteht natürlich darin, dass die neuen Eigentümer "seine Gewinne steigern könnte, indem er die Ausschüttungssätze senkt oder Ausschüttungen verringert". Diese Befürchtung ist absolut nachvollziehbar. Tatsächlich ist völlig unklar, was die neuen Eigentümer daran hindern sollte, einen Großteil der Einnahmen von BMI für sich zu behalten.

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