Entscheidender Moment
Warner Chappell Music kritisiert geringe Streaming-Auszahlungen für Songwriter
Das Warner-Gebäude in Burbank. © Downtowngal - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=32849479
In ihrem Brief vom 7. Februar weisen Guy Moot und Carianne Marshall, Co-Chair und CEO bzw. Co-Chair und COO bei Warner Chappell Music, die unter Vertrag stehenden Songwriter/innen darauf hin, dass es sich bei den anstehenden, sogenannten "Phono VI" Verhandlungen des Copyright Royality Board (CRB) um ein wichtiges Ereignis handelt.
Im Laufe des Verfahrens wird durch die Festlegung der Tantiemen (mechanical royalties) für die Jahre 2023 bis 2027 u.a. bestimmt, was Songwriter/innen in Zukunft durch Streaming verdienen werden.
Die Tragweite des Verfahrens
Außerdem spricht die Geschäftsleitung von Warner Chappell von einem sogenannten "Welleneffekt": So könnten die im Laufe des Verfahrens getroffenen Entscheidungen zukünftige Verhandlungen mit Streaming-Diensten wie Spotify, Amazon und Co. beeinflussen.
Sehr aussagekräftig ist hier die Tatsache, dass Streaming-Dienste Songwriter/innen laut dem letzten CRB-Verfahren (Phono III) eigentlich 15,1% der durch deren Werke erworbenen Streamingeinnahmen auszahlen müssten.
Tatsächlich jedoch haben Spotify, Amazon, Google und Pandora gegen dieses Urteil Berufung eingelegt und zahlen aktuell immer noch den vorherig festgelegten Satz (Phono II) von lediglich 10,5%. Diesen Satz bezeichnet WCM als "erschreckend niedrig" – und gibt zu bedenken, dass die genannten Konzerne den Satz auch in den nächsten fünf Jahren beibehalten wollen.
Eine Gegenbewegung
Moot und Marshall von Warner Chappell verweisen in ihrem Brief auch auf die National Music Publisher's Association (NMPA), die Nashville Songwriters Association International (NSAI) sowie die Songwriters of North America (SONA).
Die drei Verbände setzten sich im Namen aller Songwriter/innen, Musikverlage und anderer Handelsverbände für eine Erhöhung des Tantiemensatzes durch Phono IV auf 20 Prozent ein, heißt es in dem Brief. Auch Warner Chappell sei an dem Tarifverfahren beteiligt gewesen und habe Position für die Songwriterinnen und Songwriter bezogen. Auch im aktuellen Verfahren wolle man deren Position stärken:
"Ohne Songwriter/innen hätten wir weder Songs noch Streaming-Dienste - es gäbe überhaupt kein Musikgeschäft. Sie verdienen diese Gehaltserhöhung und mehr."
Ein Aufruf
Abschließend ermutigt WCM seine Songwriter/innen dazu, die derzeit so geringe Wertschätzung für ihre Arbeit ins Zentrum der allgemeinen Aufmerksamkeit zu rücken und andere Songwriterinnen und Songwriter zu mobilisieren. Ihre Stimme sei in dieser Debatte nämlich die wichtigste, heißt es.
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