Unfaire Verträge
Four Tet einigt sich im Tantiemen-Streit mit seinem Label Domino
Four Tet (2011). © Neon Tommy - https://www.flickr.com/photos/neontommy/6120662564/, CC BY-SA 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=47942715
Der britische Elektro-Produzent Kieran Hebden, besser bekannt unter seinem Alias Four Tet, hat sich im Tantiemen-Streit mit dem Indie-Label Domino geeinigt. Hebden hatte im August 2021 Schadensersatz von Domino gefordert.
Er gab an, das Label, das zwischen 2001 und 2010 vier Four Tet-Alben veröffentlicht hatte, habe einen Tantiemenersatz auf die Einkünfte aus dem Streaming- und Download-Bereich angewandt, der nie dafür vorgesehen war.
Unlautere Übertragung
Zur Zeit, als Hebden den Vertrag mit Domino einging, existierten weder Streaming-Dienste noch (bezahlte) Musikdownloads. Der Vertrag zwischen Hebden und Domino sah daher lediglich Tantiemen in Höhe von 18 Prozent für den Verkauf physischer Tonträger vor.
Mit dem Aufkommen von Downloads und Streaming wurde dieser Satz in Höhe dann auch auf diese neuen Einnahmequellen angewandt.
Hebden und seine Anwälte wehrten sich daraufhin gegen eine einfache Übernahme des vereinbarten Tantiemensatzes und forderten die Erhöhung des Tantiemensatzes für Downloads und Streams auf "angemessene" 50 Prozent. Darüber hinaus forderten sie Schadensersatz in Höhe von 70.000 Pfund und Prozesskosten.
Erfolg für Four Tet
Als Reaktion auf die Vorwürfe entfernte Domino drei von Four Tets Alben, Pause (2001), Rounds (2003) und Everything Ecstatic (2005), aus digitalen Stores und von Streaming-Plattformen – eine Aktion, die nicht mit Hebden abgesprochen war, und die dieser als "Schock" bezeichnete.
Am 20. Juni 2022 gab Hebden jedoch überraschend via Twitter bekannt, sich mit Domino geeinigt zu haben: Das Label habe eingewilligt, ihm für Downloads und Streams Tantiemen in Höhe von 50 Prozent zu bezahlen. Außerdem würden diese Ausschüttungen nun als Teil einer Lizenzierungsvereinbarung behandelt, und nicht als äquivalent zu dem Verkauf physischer Tonträger:
I have a bodacious update on my case with @Dominorecordco. They have recognised my original claim, that I should be paid a 50% royalty on streaming and downloads, and that they should be treated as a license rather than the same as a CD or vinyl sale.
— Four Tet (@FourTet) June 20, 2022
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Überkommene Verträge
Hebden drückte seine Zufriedenheit darüber, die "schwierige und stressige" Situation nun endlich hinter sich zu haben. Er teilte weiterhin mit, dass er eine Nachzahlung von Domino in Höhe von 56.921,08 Pfund erhalten wird – die Differenz zwischen den ausgezahlten 18 und den nachträglich festgesetzten 50 Prozent für Downloads und Streams ab dem 1. Juli 2017.
Der Musiker schreibt auf Twitter weiter, dass er hoffe, einen Dialog über faire Verträge zwischen Labels und Artists losgetreten zu haben. Denn trotz seines Erfolges verblieben beispielsweise die Rechte an seinem Katalog bei Domino, ohne die Möglichkeit, diese zurückzukaufen – eine Art Deal, von dem Hebden hofft, dass er bald endgültig ausstirbt.
Kein Präzedenzfall
Domino zeigte sich in einem Statement ebenfalls zufrieden mit dem Ausgang des Prozesses und wünschten Hebden weiterhin viel Erfolg in seiner Karriere. Sie bemerkten jedoch auch, dass der Ausgang des Prozesses keinen Präzedenzfall im Hinblick auf die Behandlung von Streams darstelle.
Darunter fällt einerseits die Frage, ob einzelne Streams von Seiten des Labels als einzelne Verkäufe oder als Teil eines Lizenzabkommens mit einer Künstlerin oder einem Künstler betrachtet werden, und andererseits, wie die Einnahmen aus dem Streaming-Sektor zwischen Label und Artists geteilt werden.
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