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Werden die Billboard Charts durch neuen Trend manipuliert?

News von Backstage PRO
veröffentlicht am 18.03.2024

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Werden die Billboard Charts durch neuen Trend manipuliert?

Ariana Grande. © Katia Temkin

Bereits in der Vergangenheit haben Artists versucht, die Auswertungsmechanismen der US-amerikanischen Billboard Charts zu manipulieren, um in einer der renommierten Listen aufzutauchen. Aktuell kann in diesem Zusammenhang ein neuer Trend beobachtet werden - ganz vorne mit dabei sind unter anderem SZA und Ariana Grande.

Die US-amerikanische Entertainmentmarke Billboard wertet bereits seit mehreren Jahrzehnten die aktuellen Musiktrends der USA aus und veröffentlicht ihre Ergebnisse in zahlreichen Charts.

Die Billboard 200 und die Billboard Hot 100 genießen als Album- und Singlecharts weit über die USA hinaus viel Aufmerksamkeit. 

Seit jeher Manipulationsversuche

Kein Wunder, dass Artists großen Wert darauf legen, auf einer möglichst hohen Chart-Position zu erscheinen. Nicht selten werden dafür Strategien entwickelt, die versuchen, die Auswertung durch Billboard zu manipulieren. 

Um nur eines von vielen Beispielen zu nennen: Im Januar 2020 etwa hatte Justin Bieber seine internationalen Fans dazu aufgerufen, seine neue Single "Yummy" über einen VPN Zugang zu streamen, um in die Billboard Hot 100 zu gelangen. Die Strategie war erfolglos und Bieber musste zurückrudern.

Neue Strategie hält Einzug

Nun jedoch erregt eine neue Taktik Aufsehen, die deutlich weniger Aufwand seitens der Fans bedarf: Immer mehr Artists veröffentlichen gleich mehrere Ausführungen eines Songs.

Damit reagieren sie auf einen aktuellen Trend. Wie wir berichteten, erfreut sich das Erstellen mehrerer Versionen eines Songs aktuell großer Beliebtheit, da es eine gute Möglichkeit darstellt, Songs relevant zu halten. 

Aus einer durch PEX durchgeführten Studie geht hervor, dass im vergangenen Jahr 2023 gerade auf TikTok ein beachtlicher Zuwachs an modifizierten Audio-Tracks Einzug gehalten hat. Während diese Audio-Tracks dort im Jahr 2022 noch 24,55 Prozent ausgemacht hatten, waren es 2023 bereits 38,03 Prozent. 

Modifizierte Songs: Fluch und Segen

Da die Produktion von modifizierten Tracks, also Songs, die in Pitch oder Schnelligkeit verändert worden sind, relativ einfach umsetzbar ist, werden diese oft ohne Zutun der Rechteinhaber*innen erstellt. In diesem Fall erhalten Artists und ihre Labels für die veränderten Versionen ihrer Songs keine Vergütung. 

Alleine dieser Umstand führt dazu, dass es sich für Artists lohnt die Erstellung von modifizierten Versionen selbst in die Hand zu nehmen und unautorisierten Veröffentlichungen somit zuvorzukommen. Dennoch erklärt dieses Argument alleine nicht die Ausmaße, die der Trend aktuell angenommen hat.

Mehr Versionen = bessere Chartplatzierungen

So hat etwa Sängerin SZA gleich ganze fünf Versionen ihrer Single "Saturn" veröffentlicht. Von Ariana Grandes "Yes, and?" lassen sich inzwischen sogar mindestens 14 durch sie veröffentlichte Varianten finden. 

Neben "Sped up"- und "Slowed down"-Versionen erfreuen sich unter anderem auch Akkustik-Adaptionen, Live-Aufnahmen oder neu instrumentierte oder arrangierte Versionen großer Beliebtheit.

Der Grund für die Masse an Versionen besteht jedoch nicht nur darin, dass Künstlerinnen und Künstler ihren Fans Abwechslung bieten oder unautorisierten Manipulationen zuvorkommen wollen – ihnen winken auch bessere Chartplatzierungen.

Kritik an Billboard Regeln

Denn wie Consequence-Journalist Wren Graves kritisiert, gelten unterschiedliche Versionen desselben Titels bei Billboard tatsächlich nicht als unterschiedliche Songs. Von diesem Umstand profitieren ohnehin bereits erfolgreiche Artists.

Wenn deren große Fanbase aus Neugier nur einmalig in die weiteren Versionen hineinhört, werden direkt mehrere Tausend neue Streams für ein und denselben Titel generiert. Kein Wunder, dass die Erzeugung möglichst vieler Versionen aus Sicht von Künstler*innen und Labels Sinn macht.

Eine so umfangreiche Umsetzung der Strategie wie bei SZA und Ariana Grande bedarf aber eines entsprechend großen Geldbeutels und ist demnach nicht allen Artists zugänglich. Die Anpassung verschiedener Regelungen zur Auswertung der Billboard Charts könnte für mehr Fairness sorgen. 

Kurzfristiger Trend oder nicht?

Graves hofft darauf, dass dieser relativ neue Trend bald wieder von selbst verschwindet, da fraglich sei, ob sich Aufwand und Kosten für die Erstellung mehrerer Versionen letztendlich überhaupt lohnen.

Wir sind skeptisch, gerade was erfolgreiche Songs angeht. Der Aufwand, unterschiedliche Mixe zu erzeugen ist absurd gering und das Einstellen auf Streaming-Plattformen auch kein großer Aufwand. Und schließlich: Solange unautorisierte Sped-Up- und Slowed-Down-Versionen beliebt sind, sind Artists und Labels ja fast gezwungen, nachzuziehen. 

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