Klartext
Zu geringe Ticketverkäufe: Mantar erklären, wieso sie zahlreiche Shows absagen müssen
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Mantar (2022). © Matthis Van Der Meulen
Das Bremer Metal-Duo Mantar wendet sich mit einer schlechten Nachricht via Facebook an seine Fans: Die Band muss zahlreiche für 2022 geplante Konzerte aufgrund schleppender Ticketverkäufe absagen oder verschieben – und erklärt den geneigten Fans auch gleich die Hintergründe:
"Wir wollen euch keine Scheiße erzählen und hier von 'logistischen' Gründen oder 'reasons beyond our control' rumschwafeln. Nein, es ist an der Zeit sich den Sand aus den Augen zu wischen und einfach zu sagen was Phase ist: Wir sind am Arsch. Ihr offensichtlich auch."
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Klare Worte
Die Konzert-Absagen von Mantar sind kein individuelles Problem der Band: Überall in Deutschland und auf der ganzen Welt sehen sich Künstlerinnen und Künstler – kleine wie große – gerade damit konfrontiert, dass die Vorverkaufszahlen es notwendig machen, geplante Einzelkonzerte und sogar ganze Tourneen abzusagen. Nur wenige Bands finden dabei so klare Worte wie Mantar:
"Seit Jahren hoffen wir wie viele andere, dass sich die Lage beruhigt und wieder 'Normalität' einkehrt. Leider sieht das jedoch nicht so aus. Gerade werden wieder massenhaft Konzerte abgesagt und wenn möglich wiedermal verschoben. Der Grund dafür ist einfach: Es werden viel zu wenige Tickets gekauft."
Deutlicher VVK-Einbruch
Dies ist laut Mantar insofern problematisch, als Musikschaffende und Veranstalter/innen bereits von der Corona-Pandemie wirtschaftlich stark getroffen wurden, und nun auch noch mit inflationsbedingten Preissteigerungen zu kämpfen haben:
"Fakt ist: Konzerte zu spielen und zu veranstalten kostet Geld. Ab einer gewissen 'Größe' der Band sogar 'ne ganze Stange. Wenn man aber grundsätzlich damit rechnen muss, dass die Kohle nicht wieder reinkommt, dann sieht man am Ende leider ziemlich Scheisse aus."
Der Vorverkauf von Karten helfe den Bands, ihre Touren zu finanzieren, doch komme er derzeit einfach nicht "in die Gänge": Mantar geben an, nur etwa 30 bis 50 Prozent des Vorverkaufsvolumens von vor der Pandemie zu erreichen – teilweise sei es sogar noch schlimmer.
Das Geld bleibt knapp
Mantar ist jedoch nach eigener Aussage – wie auch hunderte andere Bands – nicht in der Lage, Shows unter solchen Umständen zu spielen und einfach draufzuzahlen. Die benötigten Finanzmittel seien einfach nicht da. Und weiter:
"Es geht nicht nur um uns, sondern auch um die Veranstalter/innen, die genauso ins Klo greifen. Auch einer unserer Supports (Nightmarer) muss absagen, weil sie sich das Touren in Deutschland unter den gegebenen Umständen sprichwörtlich nicht leisten können. Klingt traurig, ist es auch."
Dabei macht sich die Band keine Illusionen über die Gründe für die schleppenden Verkäufe; sie sprechen von dem Frust des Publikums über die in den vergangenen zwei Jahren verschobenen und abgesagten Shows und darüber, dass bei vielen in der aktuellen Lage schlicht das Geld knapp wird.
Die Macht der Fans
Und doch kommt die Band zu dem Schluss, dass die einzig mögliche Lösung für die derzeitige Situation eben doch bei den Fans liegt:
"Damit das 100% klar ist: WIR VERSTEHEN EUCH. Uns geht es auch so. Es geht hier nicht um 'Schuld'. Doch Ende liegt es in eurer Hand. Wenn ihr wollt, dass die Nummer irgendwann wieder normal wird und die Kuh langsam vom Eis soll, dann wird das nur was, wenn Tickets gekauft werden und die Leute auf Konzerte gehen."
Dabei sei es außerdem wichtig, sich nicht von den Bildern von ausverkauften Traditionsveranstaltungen wie z.B. Rock am Ring oder auch ausverkauften Einzelveranstaltungen wie von Rammstein oder den Ärzten blenden zu lassen: Dies sei schlicht nicht das, was zahlreiche Musiksschaffende derzeit erleben:
"Also, wenn jetzt wieder Shows abgesagt werden, egal ob von uns oder anderen Bands, oft mit knappen Statements, wisst ihr wenigstens warum: Die Bands und Veranstalter können sich keine Experimente mehr leisten. Es ist zappenduster."
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