Ungewisse Zukunft
BDKV-Präsident Jens Michow: Der Veranstaltungsbranche fehlen durch Corona 1,1 Millionen Fachkräfte
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Prof. Jens Michow ist geschäftsführender Präsident des BDKV. © BDKV
Im Interview mit dem Bayerischen Rundfunk (BR) erklärte der Präsident des Bundesverbandes der Konzert und Veranstaltungswirtschaft Jens Michow, dass der Konzert- und Veranstaltungsbranche 1.1 Millionen Fachkräfte fehlen. Das problematische daran: In dieser hohen Anzahl gibt es derzeit keine Arbeitskräfte auf dem Markt, so Michow.
Als Grund für den Fachkräftemangel benennt Michow insbesondere die Corona-Pandemie und die damit einhergehenden Veranstaltungsverbote – große Teile des Personals hätten aufgrund der Unsicherheiten der Beschäftigungsverhältnisse und die Perspektivlosigkeit innerhalb der Veranstaltungsbranche schlicht den Beruf gewechselt und seien nicht zurückgekommen.
Umfassender Mangel
Gegen die Kritik, dass ein wichtiger Grund der Abwanderung die schlechte Bezahlung für Fachkräfte sei, wehrte sich der Verbandspräsident. Problematisch sei eher die fehlende Unterstützung von Unternehmen, aber auch von Solo-Selbstständigen und Künstler/innen in der Pandemie.
Ein weiteres Problem, mit dem sich Veranstaltende derzeit konfrontiert sehen, ist laut Michow der aktuelle Mangel an notwendigem Equipment: Ton-, Licht- und Bühnentechnik sei aufgrund der hohen Zahl von gleichzeitig stattfindenden Veranstaltungen häufig nur zu überteuerten Preisen und aus anderen Ländern zu mieten.
Ersatz ist kaum zu finden
Grundlegend kümmern sich nach Michow Event-Agenturen darum, qualifiziertes Personal für Veranstaltungen zu organisieren. Mit der prekären Personallage werde dies immer problematischer, da es enorm schwierig sei, Ersatz zu finden: Die Branche benötige gelerntes Fachpersonal, das bereits auf Festivals und Konzerten tätig war.
Insbesondere gefragt sei Sicherheitspersonal, Personal für Auf- und Abbauhilfe, Fachpersonal für Ton und Licht, Bühnenbauer oder auch Tournee-Begleiter. Dem BR sagte der BDKV-Präsident dazu:
"Das sind keine Personen, die man mal so einfach ersetzen kann. Das sind wirklich Fachkräfte, die ihren Job erlernt haben. Und wie wir das kompensieren können – auch mittelfristig – ist noch ein großes Rätsel."
Zusätzlich existiere die Sorge, dass nach dem Ende des Sommers die Restriktionen für die Veranstaltungsbranche wiederkehren, was eine Rückkehr von ausgebildetem Personal noch unwahrscheinlicher mache.
Vertrauen schaffen
Es sei wichtig, dass das wieder wachsende Vertrauen in die Branche nicht verloren gehe und Unsicherheiten in Bezug auf den Erhalt des Berufs aus dem Weg geräumt würden, so Jens Michow.
Um jedoch parallel weiterhin Nachwuchs zu schaffen, bot Michow die konkrete Lösung an, durch die Veranstaltung kleiner Messen Kontakte zwischen den Auszubildenden, den Ausgebildeten und den Unternehmen herzustellen. Dies werde das Problem nicht direkt lösen aber es müsse jetzt geschehen: "Wir müssen die Menschen für diese Branche begeistern."
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