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Das perfekte Interview: Wie du vor Journalisten eine gute Figur machst

Tipps für Musiker und Bands von Theo Müller
veröffentlicht am 02.05.2016

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Das perfekte Interview: Wie du vor Journalisten eine gute Figur machst

Foto des SWR Studios in Mannheim: Nutze Interviews geschickt um dich und dein Musikprojekt voran zu bringen. © MKB 2015

Als Musiker musst du dich nicht nur auf der Bühne oder mit deinen Tonträgern musikalisch beweisen, sondern nicht zuletzt auch bei Interviews eine gute Figur machen. Wie du dabei souverän rüber kommst und das meiste für dich herausholst, erfährst du hier!

Oft werden deine zukünftigen Fans erst durch deine Medienpräsenz auf dich aufmerksam. Und auch deine bestehende Fanbase freut sich, wenn sie regelmäßig spannende News von dir zu hören bekommt.

Interviews sind also super Möglichkeiten, um dich den Leuten als Person näher zu bringen und dadurch zu zeigen, was dich als Musiker ausmacht. Letztendlich sind Interviews aber auch eine praktische Werbe-Möglichkeit für dich und deine Musik.

Dein Gegenüber | Der/die Interviewer*In

Im Laufe deiner Karriere werden dir die verschiedensten Arten von Interviewern begegnen. Gerade in der Newcomer-Phase werden es eher Leute von Blogs, kleinen Internetradios oder Youtuber sein. Umso größer und relevanter du mit deinem Musikprojekt wirst, desto mehr wirst du professionellen Journalisten und Moderatoren begegnen.

Gerade die Persönlichkeit und das Interesse deines Interviewers macht viel bei einem Interview aus:

Blogs und junge Internet-Magazine

Blogger sind in der Regel eher noch am Anfang ihrer Karriere oder machen das ganze als Hobby und aus Leidenschaft zur Musik. Oft sind die Jungs und Mädels super aufgeregt, wenn sie eine coole Band interviewen dürfen, von der sie vielleicht selbst ein großer Fan sind.

  • Hier musst du locker und höflich bleiben.
  • Das Interview wird vielleicht nicht super professionell ablaufen und nicht alle Fragen werden einen hohen journalistischen Anspruch haben. Sieh das ganze einfach als ein lockeres Gespräch mit Gleichgesinnten.
  • Das beste an diesen Interviewern ist nämlich: die wollen euch in der Regel nichts böses.

Gestandene Profis

Anders kann es da schon bei der professionellen Riege der Journalisten aussehen. Keine Angst, das sind nicht alles nach Sensationen gierende Psychopathen, die dich möglichst schlecht dastehen lassen wollen.

  • Gerade bei Musik-Zeitschriften wirst du auf Menschen treffen, die sich wirklich für dich und deine Musik interessieren, nur mit dem Unterschied, dass diese Leute das Ganze auf einer professionellen Ebene tun.
  • Deutlich schwieriger sind die Journalisten, die aus eher fachfremden Richtungen kommen, wie Reportern von Regional-Zeitungen oder aus Nicht-Musik-Magazinen. Da kann es durchaus vorkommen, dass dein Interviewpartner nur ein paar oberflächliche Dinge über dich weiß und dir auch ein paar blöde Fragen stellt. Da heißt es cool bleiben und lass dich nicht aus der Ruhe bringen.

In jedem Fall gilt: Wenn du zu einer Frage nichts sagen willst, weil sie dir zum Beispiel zu persönlich ist, dann teile das deinem Gegenüber einfach mit. Wenn dein Interview-Partner trotzdem weiter bohrt und dir sichtlich schaden will, dann brich das Interview ab. Dich zwingt niemand irgendetwas zu sagen!

Böswillige Zeitgenossen

Eine Restgefahr bleibt natürlich immer. Wenn dir ein Interviewer etwas übles will, dann wird er seinen Bericht über dich auch entsprechend verfassen oder Aussagen von dir aus dem Kontext reißen. Sobald man als Person in der Öffentlichkeit steht, kann das eben passieren. Damit musst du Leben können und sowas sollte dann einfach an dir abprallen.

  • Dir steht in Deutschland üblicherweise die Möglichkeit zur Authorisierung bzw. Freigabe zu, sobald das Interview geschnitten wird. Dabei kannst du dein Feedback nochmal einbringen und unerwünschte Passagen streichen lassen. Bestehe Notfalls darauf.

Übrigens, nur weil euch ein großes Magazin oder bekannte Zeitung interviewt, heißt das nicht, dass ihr direkt einen Profi-Journalisten vor euch habt. Gerade die kleineren oder unbekannteren Acts werden gerne mal vom Praktikanten befragt. Da ist die Situation dann auch nicht so großartig anders als bei den Bloggern und Youtubern.

Passe dich auch an die Zielgruppe des Interviews an. Solltest du von einem Musiker-Magazin ausgequetscht werden, kannst du ruhig mal richtig fachsimpeln. Sollte dich dagegen eine Lokalzeitung interviewen, rede so einfach wie möglich und lass das Fach-Chinesisch weg.

Die Interview-Arten

Auf ganz verschiedne Art und Weise können heutzutage Interviews mit dir geführt werden. Jede Art hat so ihre Vor- und Nachteile. Wenn du diese kennst, kannst du dich auch entsprechend an das entsprechende Medium anpassen.

Das Interview mit dem Diktiergerät, dem Telefon oder beim Radio

Der Klassiker. Meist sitzt du mit deinem Interviewer irgendwo gemütlich bei einem Kaffee und euer Gespräch wird aufgezeichnet. Auch übers Telefon oder Skype wird so ein Interview ab und zu mal gemacht. Entweder wird das ganze dann transkribiert und irgendwo in Schriftform veröffentlicht oder die Aufnahme selber wird dann irgendwo gesendet.

  • Mach dich vor dem Interview darüber kundig, in welcher Form das Interview veröffentlicht werden soll.
  • Wenn die Tonaufnahme verwendet werden soll, achte sehr auf deine Aussprache und Betonung.
  • Oft haben die Aufnahmegeräte nicht die beste Audio-Qualität. Pass also auf, dass beim Sprechen keine nervigen Nebengeräusche auftreten.
  • Kürzere Sätze sind hier von Vorteil.

Bei einem Radio-Interview gilt das Selbe.

Das Interview vor der Kamera

Das ist der dickste Brocken, denn bei keiner Interview-Methode kann mehr schief gehen. Hier wirst du gefilmt und in der Regel von einem Interviewer mit einem Mikrofon in der Hand ausgefragt. Du musst also zumindest mal ganz brauchbar aussehen und gleichzeitig was brauchbares sagen.

  • Wenn du einen speziellen Look hast oder deine Band besondere Outfits zu euren Konzerten trägt, dann solltet ihr auch in dieser Optik eure Interviews geben. Die Leute werden dich und deine Band gleich wieder erkennen.
  • Achte auch auf einen guten Hintergrund im Bild. Nicht alle Interviewer sind Vollprofis und werden dich automatisch vor eine coole Location stellen.

Auch hier denke an das Image, was du als Musiker verkörperst. Machst du schnulzigen Love-Pop, dann ist ein Interview im abgeranzten Jugendclub vielleicht nicht unbedingt der beste Ort um dich zu präsentieren, auch wenn du gerade da deine ersten Konzerte spielst.

Das Interview per Email/Messenger

Vor allem als Newcomer wirst du viele Interviews per Email geben müssen. Das ist für die Magazine eben das unkomplizierteste und billigste. Die aufwendigen Reallife-Interviews sind dann doch oft eher den großen und etablierten Acts vorenthalten. Hier bekommst du eine Reihe an Fragen geschickt, die du in Ruhe schriftlich beantwortest und dann zurück schickst.

  • Der Vorteil für dich ist, dass du dir in Ruhe alle Antworten überlegen kannst. Gerade als Interview-Anfänger ist das auf jeden Fall praktisch.
  • Der Kritikpunkt bei dieser Art von Interview ist, dass es quasi keine Interaktion zwischen den Gesprächspartnern gibt. So gibt es keine Zwischenfragen oder Bezüge zu dem zuvor gesagtem. Auch sind die Antworten so immer schön glatt und ordentlich, da sich der Interviewte diese ja in Ruhe überlegen konnte.
  • Durch den letztgenannten Punkt sind solche Interviews oft leider ziemlich öde zu lesen (was natürlich nicht sein muss, denn es hängt am Ende an den Bearbeitungsfähigkeiten des Journalisten). Trau dich aber in jedem Fall auch in dieser Interviewform mal etwas krasses oder mutiges zu sagen! Denn das sind genau die Dinge, die beim Leser hängen bleiben werden.

Das Interview per Chat oder Messenger ist ähnlich, nur dass hier auch eine gewisse Interaktion möglich ist.

Standardfragen

Vor allem die üblichen Standardfragen in Interviews können einem schnell zum Hals raus hängen. Das sind die Art von Fragen, die Musikern fast immer gestellt werden. Wenn die Fragen kommen, bleib trotzdem locker und leiere die Antworten nicht genervt herunter, sonst wirkst du nur wie ein angepisstes Arschloch. Auch wenn die Fragen für dich langweilig sein werden, für alle die dich und deine Musik noch nicht kennen sind sie meist doch spannend.

Das beste ist, du hast für alle diese Frage eine einfache, schnelle und gute Antwort parat, so dass du bei den spannenden Fragen im Interview mehr sagen kannst. Die Zeit und der Platz für ein Interview sind eben immer begrenzt.

Hier kommen die üblichen Standardfragen. Schreibe dir am besten einmal eine Antwort dazu auf und lerne sie halbwegs auswendig:

  • Wie seid ihr auf den Bandnamen gekommen?
  • Wie habt ihr eure letzte Platte produziert?
  • Wann geht ihr auf Tour?
  • Was ist das Thema eurer letzten Platte?
  • Beschreibt eure Musik in 3 Worten?
  • Wie und wo habt ihr euch kennen gelernt?
  • Warum macht ihr diesen musikalischen Stil?

Geschichten

Menschen lieben Geschichten und erzählen diese auch gerne weiter. Rede in Interviews also nicht nur über Fakten, sondern berichte von spannenden Geschichten die du erlebt hast. Als Musiker hat man da ja in der Regel einiges in Petto. Wichtig ist, dass diese Geschichten etwas lustiges, trauriges oder in irgendeiner Form emotionales haben. Spannende Themen sind unter anderem:

  • Persönliche Momente, die einen Song beeinflusst haben.
  • Verrückte Dinge, die Backstage passieren.
  • Erlebnisse mit berühmten Musiker-Kollegen.
  • Wilde Rockstar-Partys.
  • Fun-Facts.
  • Kritisches zur Szene/Subkultur.

Mit der Band ein Interview geben

Wenn du und deine Band gleichzeitig interviewt werden, heißt das meist, dass viele Menschen vor einer Kamera stehen, die alle was sagen wollen aber meist auch nur ein Mikrofon haben. Das kann nix werden!

  • Peinliches Mikro umher reichen und fragende Blicke, wer denn jetzt was sagen soll, sind bei Band-Interviews die Regel. Das wirkt immer unprofessionell und ein bisschen peinlich.
  • Wenn du in einer Band spielst, dann kläre mit deinen Band-Kollegen vorab, wer zu welchem Thema was sagt.
  • Auch könnt ihr euch darauf verständigen, dass immer nur einer redet. Der Frontmann zum Beispiel. Der Rest guckt dann nicht gelangweilt in der Gegend herum sondern lauscht den Worten des Sprechers und nickt oder lacht ab zu mal.

Das gibt ein deutlich besseres Gesamtbild von euch ab.

Nach- und Vorbereitung

Vor und nach dem Interview solltest du auch jeweils etwas Zeit investieren, damit das Interview und die daraus folgende Berichterstattung ein Erfolg wird.

Vorab solltest du Dinge klären wie…

  • die Länge des Interviews,
  • die Anzahl der Fragen,
  • im groben das Thema
  • und wer dich interviewt.

So kannst du dich schon mal auf alles einstellen und bist vorbereitet.

Nach dem Interview solltest du deinem Interviewer oder seiner Redaktion noch mal die wichtigsten Infos über dich zukommen lassen. Das ist in erster Linie dein EPK (Electronic Press Kit mit allen Presseinfos, Fotos etc.), aber auch Veröffentlichungstermine, Tourdaten und was es sonst noch so zu wissen gibt. So ist die Redaktion dann bestmöglich ausgerüstet und kann einen guten Beitrag über dich machen.

Sonstiges

Zum Schluss noch ein paar kurze Tipps und Hinweise um eure Interviews noch besser zu machen:

  • Setze in Interviews das fort, was du auf der Bühne, mit deiner Musik und deiner Internetpräsenz angefangen hast.
  • Auch wenn es banal klingt, bleibe authentisch. Wenn du auf der Bühne und in deinen Texten den harten Gangster-Rapper mimst aber im Interview bei der ersten kritischen Frage kleinlaut einknickst, passt da nicht so richtig zusammen und dein Interview geht in die Hose.
  • Mach dir also Gedanken was du und deine Musik rüberbringen soll und vertrete dies auch im Interview. Mehr dazu findest du auch in den Backstage PRO Artikeln Die Band als Marke: Tipps zum Markenbranding für Musiker und Das Auge hört mit: 5 Tipps, was du für dein Image tun kannst.
  • Nimm deine Sonnenbrille ab, auch wenn du dich damit super cool fühlst. Augen sind einfach ein sehr wichtiger Teil der Kommunikation.
  • Nimm Journalisten nichts persönlich. Auch wenn mal eine blöde Frage kommt, einfach lächeln und weiter machen.

Hast du weitere Tipps oder erwähnenswerte Erfahrungen mit deinen bisherigen Interviews?

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