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Sicherheit als oberste Priorität

Fieldlab-Event in Rotterdam: Eurovision Song Contest 2021 fand vor Publikum statt

News von Karla Gojan
veröffentlicht am 22.05.2021

eurovision song contest Öffnungsperspektiven

Fieldlab-Event in Rotterdam: Eurovision Song Contest 2021 fand vor Publikum statt

Mit Maske hinter den Kulissen: Der deutsche Kandidat Jendrik backstage im Rotterdam Ahoy, 13. Mai 2021. © EBU / ANDRES PUTTING

Am 22. Mai 2021 findet nach einem Jahr pandemiebedingter Pause der 65. Eurovision Song Contest in Rotterdam statt. Der Musikwettbewerb ist ein sogenanntes Fieldlab-Event, um zu untersuchen, wie Großveranstaltungen unter Pandemiebedingungen möglich sein könnten.

Nachdem der Eurovision Song Contest 2020 aufgrund der Corona-Pandemie verschoben werden musste, soll er nun 2021 unter dem Motto "Open Up!" in der Ahoy-Arena in Rotterdam nachgeholt werden. Die Planung wurde flexibel gestaltet, um schnell auf neue Entwicklungen reagieren zu können.

Die Sicherheit aller Beteiligten hatte dabei laut den Verantwortlichen stets oberste Priorität. Um diese zu gewährleisten, wurden bei der Planung drei Ablauf-Szenarien entworfen. Diese waren abhängig von den jeweils aktuell geltenden Bestimmungen zum Infektionsschutz und sahen die Durchführung physisch oder virtuell, vor Publikum, mit reduzierter Zuschauerzahl oder gänzlich ohne Gäste vor. 

Strenge Regeln

Tatsächlich findet der ESC nun live und vor Publikum statt. Das Event wird dabei vom niederländischen Ministerium für Bildung, Kultur und Wissenschaft, der European Broadcasting Union (EBU) und dem für die Ausstrahlung verantwortlichen Sender NPO streng kontrolliert. Das für die Veranstaltung geltende Hygienekonzept beinhaltet u.a. die folgenden Punkte: 

  • Die Teilnehmenden dürfen mitsamt ihrer Teams anreisen und werden in kleinen Gruppen in verschiedenen Hotels untergebracht. Jedes Team hat eigene Shuttles, die sie zum Veranstaltungsort bringen
  • Drei Live-Shows (zwei Halbfinals + Finale) sowie sechs öffentliche Proben werden vor deutlich reduzierter Publikumszahl in der Ahoy-Arena in Rotterdam stattfinden. Pro Show sind je 3.500 Zuschauer zugelassen, was etwa 20% der Kapazität der Halle entspricht
  • Es gibt feste Sitzplätze (für Künstler/innen im Greenroom, für das Publikum auf der Tribüne), an denen Abstandsregelungen und Maskenpflicht entfallen. Außerhalb der Sitzplätze gelten die Abstandsregeln weiterhin und werden streng kontrolliert
  • Künstler/innen, Teams, Moderator/innen und Crew-Mitglieder müssen ihre Aufenthaltsorte protokollieren und dürfen sich nur an festgelegten Bereichen, so genannten "Bubbles", aufhalten. Dies betrifft auch die jeweiligen Unterkünfte.
  • Alle Beteiligten werden spätestens jeden zweiten Tag, meist sogar täglich auf das Virus getestet
  • Fans vor Ort benötigen einen negativen Test, der am selben Tag in einem eigens dafür eingerichteten Testzentrum durchgeführt wurde. Fünf Tage nach der Show müssen sich alle Besucher einem weiteren Test unterziehen
  • Der Besuch des Events ist ausschließlich Niederländern vorbehalten, um im Falle einer Ansteckung eine Ausbreitung in andere Ländern zu verhindern. Zudem ist der Zutritt nur Personen gestattet, die nicht zu den Risikogruppen gehören und jünger als 70 Jahre sind
  • Falls eine Live-Performance nicht möglich sein sollte, mussten alle Teilnehmenden im Vorfeld eine Live-on-Tape-Performance einreichen, die in diesem Fall ausgestrahlt wird

Die letzte Regelung zeigt bereits jetzt ihre Vorteile: So wurde ein Bandmitglied der isländischen ESC-Band kurz vor dem Halbfinale positiv auf das Virus getestet, sodass nun auf eine Aufzeichnung zurückgegriffen werden muss. Auch ein geplanter Auftritt von Duncan Lawrence, ESC-Gewinner 2019, die für die Finalshow geplant war, findet lediglich digital statt, da auch er positiv auf das Virus getestet wurde.

Große Freude bei den Veranstaltern

ESC-Supervisor Martin Österdahl äußerte sich wie folgt zum Fieldlab-Versuch:

"Die Welt wird zusehen, wenn wir den Eurovision Song Contest zurückbringen. Auch wenn Millionen den Wettbewerb im TV und online verfolgen, sind wir froh, dass die Künstler, Delegationen und das Team ihre harte Arbeit auch mit einem Live-Publikum in der Ahoy Arena teilen können."

Seit Beginn der Vorbereitungen für den ESC im April wurden laut offiziellen Angaben über 24.000 Tests durchgeführt, von denen lediglich 16 positiv ausfielen. Keine der Infektionen sei dabei eindeutig auf den Veranstaltungsort zurückzuführen, weshalb man von einem reibungslosen Ablauf ohne erhöhtes Gesundheitsrisiko für alle Beteiligten ausgehe.

Nicht der einzige Versuch

Ähnliche Test-Events wurden u.a. bereits in Großbritannien, Spanien und auch Berlin durchgeführt. Trotz der je positiven Ergebnisse konnten die Testveranstaltungen jedoch noch keinen wirklichen Impuls für einen Restart der weltweiten Veranstaltungsbranche setzen: So musste beispielsweise das Fusion Festival trotz Testkonzept abgesagt werden, das Summer Breeze wartet derzeit noch immer auf Genehmigungen. 

Die derzeit noch befristete Änderung des Infektionsschutzgesetzes in Deutschland erschwert es darüber grundsätzlich, weitere Testveranstaltungen durchzuführen. Dabei können solche Testkonzepte in der Pandemie gerade für Kulturschaffende einen greifbaren und dringend benötigten Hoffnungsschimmer darstellen.

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