Aufruf zum Besuch von Konzerten
Rocko Schamoni befürchtet das Verschwinden kleiner, unabhängiger Künstler
liveszene musikereinkommen coronakrise
Rocko Schamoni (2022). © Kerstin Behrendt
In seiner Kolumne für den Rolling Stone erklärt Rocko Schamoni die schwierige wirtschaftliche Lage kleiner und mittelgroßer Künstlerinnen und Künstler.
Kein Restart
Da Labels und Verlage weite Teile der Einnahmen der Streaming-Anbieter erhielten, blieb als vollwertige Einnahmequelle für viele Künstler/innen nur noch das Live-Business übrig – bis zur Corona-Pandemie. Schamoni betont in seiner Kolumne, dass deren Folgen keineswegs überwunden sind:
"Wir alle haben nach der zweijährigen Durststrecke und all den ausgefallenen Shows sehr stark darauf gehofft, dass – wenn sich alle Leute impfen lassen und die Seuche endgültig überwunden ist – die Fans wieder zu den Auftritten kommen werden."
Aufgrund geringer Impfbereitschaft und der immer noch andauernden Pandemie befürchtet Schamoni, dass viele Menschen weiterhin zu Hause bleiben – und das möglicherweise für immer.
Dramatischer Einbruch
Schamoni beklagt konkret, dass im Vergleich zum Jahre 2019, seine Shows nur noch von einem Viertel der damaligen Zuschauer besucht werde. Kleine Artists seien von derartigen Rückgängen eher betroffen – bei Massenkonzerten nähmen die Besuchenden das Ansteckungsrisiko offensichtlich in Kauf. Weiterhin erklärt Rocko Schamoni, dass sich seine Einnahmen dementsprechend auch nur noch auf ein Viertel der Zeit vor Corona beliefen.
Er habe jahrelang von den Tour-Einnahmen leben können, könne aber mit den derzeit üblichen Gagen seinen Kleinbetrieb nicht mehr weiterführen. Auf der Basis von Erfahrungsberichten weiterer Künstlerinnen und Künstler heraus beschreibt Schamoni, dass sich viele nach anderen Verdienstmöglichkeiten umschauen müssten.
"Artensterben der Merkwürdigen"
Dies betreffe nicht nur Künstler, sondern auch Tourbegleiter, Grafiker, Roadies und Bühnenarbeiter – ein ganzer Kulturzweig sei "ins Wanken geraten", so Schamoni. Trotz dringender aktueller politischer Probleme wie dem Krieg in der Ukraine oder dem Klimawandel warnt Schamoni vor einem Artensterben der "Kleinen, der Speziellen, Merkwürdigen, Andersartigen, Besonderen, Dysfunktionalen, Unfähigen" in der Kulturbranche.
Abschließend appelliert er an diejenigen, die zu Hause sitzen, nicht die Merkwürdigen verschwinden zu lassen. Er ruft dazu auf, die Komfortzone zu verlassen und wieder Konzerte und andere kulturelle Events zu besuchen.
Ähnliche Themen
Tiefer Einbruch
Studie zeigt drastischen Rückgang der Ausgaben für Musik in der Corona-Pandemie
veröffentlicht am 10.06.2022 22
Anhaltende Unsicherheit
Veranstaltende leiden noch immer unter den Folgen der Corona-Pandemie
veröffentlicht am 27.04.2022
Ein neuer Rekord
Die VG Musikedition steigert ihre Einnahmen auch im zweiten Pandemiejahr
veröffentlicht am 11.04.2022
Auftritt könnte falsche Botschaft vermitteln
Neil Young will während der Corona-Pandemie nicht touren
veröffentlicht am 29.12.2021
Resilienz durch Streaming
Deutsche Musikbranche zeigt sich laut BVMI in der Pandemie widerstandsfähig
veröffentlicht am 29.12.2021