Anhaltende Unsicherheit
Veranstaltende leiden noch immer unter den Folgen der Corona-Pandemie
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© Amelia Hallsworth via Pexels
Kürzlich veröffentlichten wir einen Artikel mit dem Titel "Veranstalter: Unsicherheit bei Konzertgängern belastet Ticketverkauf". Das Redaktionsnetzwerk Deutschland hat in einem ähnlichen Artikel ebenfalls die Lage der Live-Branche untersucht und kommt zu ähnlichen, aber auch zu unterschiedlichen Ergebnissen.
Eine Frage des Alters
Wenig überraschend sind die gleichlautenden Aussagen von Axel Ballreich, Vorsitzender der LiveKomm und Geschäftsführer des Concertbüros Franken. Er bekräftigt eine große Nachfrage nach Partys – angebtrieben von einem vornehmlich jungen, angstfreieren Publikum.
Auch bei Konzerten laufe der Vorverkauf am besten, wenn er sich an jüngere Besucher richtet. Ältere Zuschauer seien weitaus zögerlicher; trotz gültiger Tickets kämen zwischen 15 und 40 Prozent der Besucher/innen nicht zu den entsprechenden Events.
Ballreich stellt weiterhin fest, dass Open-Air-Veranstaltungen deutlich besser angenommen werden als Indoorveranstaltungen; auch hier sei das Ergebnis jedoch vom Alter abhängig. Der Livekomm-Voristzende befürchtet jedoch auch, dass es aufgrund von Verlegungen und zu einem Überangebot an Live-Events im Sommer kommen werden.
Mangelnde Bereitschaft
Der Präsident des Bundesverbandes der Konzert- und Veranstaltungswirtschaft (BDKV), Jens Michow, befürchtet zudem einen allgemeinen Preisanstieg im Live-Segment. Dies könnte im schlimmsten Fall dazu führen, dass Besuchende nicht mehr so viel Geld für Veranstaltungen ausgeben.
Ein weiteres Problem ist laut Michow das mangelnde Vertrauen der Besucherinnen und Besucher, dass die Konzerte nach wiederholten Absagen tatsächlich stattfinden werden. Im Hinblick auf mögliche Kapazitätseinschränkungen im Herbst erklärt Michow:
"Wir brauchen für den Fall, dass es wieder Einschränkungen gibt, jetzt – und nicht erst, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist – einen wirtschaftlichen Rettungsschirm, den wir nutzen können, sofern es wieder Kapazitätsbeschränkungen oder gar einen erneuten Lockdown für unsere Branche gibt."
Hohe Preise, wenig Personal
Die Preissteigerungen im Live-Segment machen sich auch hinter den Kulissen bemerkbar. Axel Ballreich geht von Erhöhungen beim Catering und der Security von 30 bis 50 Prozent aus, zudem haben sich auch in seinem Betrieb die Kosten bereits um 20 bis 30 Prozent erhöht.
Weiterhin sieht Ballreich einen deutlichen Schwund an Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern: Die Branche habe durch die Pandemie zwischen einem Drittel und der Hälfte ihrer Mitarbeitenden verloren; der Personalmangel habe sogar bereits dazu geführt, dass Veranstaltungen abgesagt werden mussten.
Der lange Weg zur Normalität
Aufgrund der wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie rechnen die Veranstaltenden mit einer weiterhin angespannten Situation, die auch vermutlich noch längere Zeit anhalten wird. So berichtet Jens Michow von einem schleppenden Vorverkauf für Events im Herbst 2022 und Frühjahr 2023.
Die Veranstalter/innen rechnen damit, dass sie unter den wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie wohl noch bis ins Jahr 2024 leiden werden. Michow betont dem Redaktionsnetzwerk Deutschland gegenüber:
"Unsere Abhängigkeit von staatlichen Hilfen wird daher nicht so schnell enden. Ich mache der Politik daher täglich klar, dass Veranstalter nicht von heute auf morgen wieder auf 100 Prozent hochfahren können."
Michow betont, dass einige Veranstalterinnen und Veranstalter frühestens Mitte 2023 wieder Einnahmen erzielen werden.
Unternehmen
Live Musik Kommission (LiveKomm)
Verband der Musikspielstätten in Deutschland e.V.
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