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Rückzug des Englischen: Einheimische Musik dominiert zusehends die Charts in Europa

News von Backstage PRO
veröffentlicht am 21.07.2023

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Rückzug des Englischen: Einheimische Musik dominiert zusehends die Charts in Europa

© cottonbro studio via pexels.com

In den europäischen Charts macht sich eine Veränderung bemerkbar. Wurden diese jahrzehntelang von englischsprachigen Titeln angloamerikanischer Stars dominiert, sichern sich nun immer häufiger einheimische Musiker/innen die Spitzenplätze.

Dieses Phänomen greift nun auch Will Page, der ehemalige Chefökonom von Spotify, in dem Podcast Music Business Worldwide auf und spricht in seinem Zusammenhang von einer sogenannten "Glokalisierung der Musik".

Im Mai 2023 hatte die London School of Economics and Political Science einen von Page gemeinsam mit Co-Autor Chris Dalla Riva verfassten Bericht [PDF] zu eben jenem Konzept veröffentlicht.

Glokali…was?

Glokalisierung beschreibt nach Page eine Entwicklung dahin, dass sich einzelne Musikgenres global verbreiten, sich dabei jedoch jeweils einheimische Künstler/innen in den einzelnen Ländern als erfolgreich erweisen.

Ein gutes Beispiel dafür ist Polen. Betrachtet man die polnischen Charts, so bestehen diese bis in die Top 40 hinein überwiegend aus polnischen Rap-Songs. HipHop erfreut sich in zahlreichen Ländern großer Beliebtheit, so auch in Deutschland.

Das Genre geht um die Welt, während es für US-amerikanische Rapper/innen schwerer geworden ist, als noch zu Zeiten von 2Pac, außerhalb des amerikanischen Markts in den Charts Fuß zu fassen.

Wandel der Charts

Das bedeutet aber nicht, dass angloamerikanische Künstler/innen verschwunden sind. Einige der größten Stars der Musikszene wie Taylor Swift oder Kendrick Lamar sind US-amerikanerischer Herkunft, andere wie Adele, Coldplay oder Harry Styles stammen aus dem UK.

Fest steht allerdings, dass die Charts sich fundamental gewandelt haben und dass sie inzwischen von einheimischen Acts dominiert werden. Noch vor 20 Jahren kam dieser Part hierzulande vor allem angloamerikanische Künstler/innen zu. 

Ein Beispiel: In der Woche vom 14.07. bis zum 20.07.2023 waren alle Top 5 Platzierungen der deutschen Singlecharts von deutschsprachigen Songs belegt. 

Auf Platz 1 befand sich dabei "Komet" von Udo Lindenberg und Apache, auf Platz 2 "Friesenjung" von Ski Aggu, Joost und Otto Waalkes, auf Platz 3 "Tabu." von Yung Yury & Damn Yury, auf Platz 4 "So" von Bonez MC und auf Platz 5 "Mädchen auf dem Pferd" von Lca-Dante Spadafora, Niklas Dee und Octavian.

Dieser Trend ist in ganz Europa zu beobachten. Egal ob Deutschland, Italien, Frankreich, Polen oder die kleinen Niederlanden, überall ist eine Affinität zur eigenen Sprache und zu einheimischen Künstlern zu erkennen. 

War es vor wenigen Jahrzehnten noch eine Selbstverständlichkeit, dass angloamerikanische Musiker international die Top 10 der Charts dominierten, ist das heutzutage unwahrscheinlicher geworden.

Ganz verschwunden aus den europäischen Charts sind US-amerikanische Interpreten selbstverständlich nicht, aber sie sind weiter unten angesiedelt, als früher. Will Page kommentierte das bei MBW wie folgt: "Amerikanische Künstler sind immer noch groß, sie sind nur nicht mehr die größten."

Englischsprachige Musik hat weniger Hörer/innen als früher

Laut Luminates Midyear Report 2023 lag der Anteil englischsprachiger Musik an den Top 10.000 On-Demand-Titeln bei Streaming-Diensten weltweit im Jahr 2022 bei 62,1 Prozent gegenüber 67,2 Prozent im Jahr 2021. Und auch 2023 wird mit einem Rückgang gerechnet. 

Dieser Rückgang ist gut zu beobachten in Ländern, wie Spanien und Portugal, in denen englischsprachige Songs durch Liedern auf Spanisch oder Portugiesisch abgelöst werden.

Aber auch in den USA schrumpft die Hörerschaft englischsprachiger Musik. So ist der Streaming-Anteil englischsprachiger Inhalte an den 10.000 wichtigsten On-Demand-Titeln (Audio und Video) seit 2022 um 4,2 Prozent zurückgegangen. Der Streaming-Anteil spanischer Inhalte stieg dagegen um 3,6 Prozent.

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