Für mehr Fairness
Britische Regierung beruft Arbeitsgruppe ein, um über die Vergütung von Musikproduzent/innen im Musikstreaming zu diskutieren
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© Viktor Forgacs via Unsplash
Wie das Online-Magazin Complete Music Update berichtet, folge die neue Arbeitsgruppe einer ähnlichen, von der Regierung geleiteten Arbeitsgruppe zum Thema Daten und Transparenz im Streaming. Diese war 2021 als Reaktion auf eine vom Kulturausschuss des britischen Parlaments durchgeführte Untersuchung zum Thema Streaming einberufen worden.
Kompletter Neustart des digitalen Musikgeschäfts
Die parlamentarische Untersuchung hatte sich damals mit einer Reihe von Fragen befasst, die im Zusammenhang mit der Funktionsweise des Musikstreaming aufgetreten waren. Einige davon betrafen die gesamte Musikindustrie, andere in erster Linie Künstler/innen und Songschreiber/innen.
Am Ende der Untersuchung forderten die Abgeordneten einen "kompletten Neustart" des digitalen Musikgeschäfts.
Probleme mit der Vergütung
Derzeit gibt es insbesondere drei Punkte, zu denen Musikschaffende branchenweit Bedenken zum Thema Streaming äußern.
Im Fokus stehen unter anderem die Preise für Abonnement-Streaming. Gerade als eines der führenden Unternehmen in diesem Bereich hat etwa Spotify seine Preise für dieses Angebot seit seiner Gründung im Jahr 2006 nicht angehoben. Dafür hat das schwedische Unternehmen bereits viel Kritik einräumen müssen.
Erst vor Kurzem kündigte Spotify-CEO Daniel Ek schließlich trotz jahrelanger Weigerung an, dass das Unternehmen die monatlichen Abo-Gebühren erhöhen möchte. Einen genauen Zeitpunkt nannte er dabei nicht und sprach lediglich von einer Umsetzung sobald "die Zeit reif ist".
Ein weiterer Punkt ist das aktuelle "Pro-Rata"-Auszahlungsmodell der marktführenden Streamingdienste. In diesem Zusammenhang hatten sich in jüngster Zeit etwa Sony Music-CEO Rob Stringer sowie Warner Music-CEO Robert Kyncl kritisch zu Wort gemeldet..
Zuletzt führt die Aufteilung von Streaming-Geldern zwischen Künstler/innen und Labels immer wieder zu Debatten. Immer wieder wird kritisiert, dass die Bezahlung für die Künstler/innen zu niedrig ist, während Labels jedoch vom Streaming profitieren. Gestützt wird diese Kritik unter anderem durch eine Studie der GEMA aus dem Sommer 2022, die die Benachteiligung Musikschaffender in der Streaming-Ökonomie untersucht hat.
Start einer Diskussion
Als der Sonderausschuss Ende 2022 eine Anhörung zum Thema Streaming durchführte, machten die Musikproduzent/innen deutlich, dass sie eine Arbeitsgruppe zu genannten Problemen einberufen wollten, um die Diskussionen zu beginnen.
Die Minister bestätigten nun in einem Schreiben an den Sonderausschuss, dass eine solche Arbeitsgruppe einberufen werden soll.
Die neue Vorsitzende des Kulturausschusses, die Abgeordnete Caroline Dinenage, begrüßt die Arbeitsgruppe zur Vergütung im Musik-Streaming und äußert sich wie folgt:
"Die Einsetzung einer Arbeitsgruppe, die wir gefordert haben, ist ein willkommener Schritt, um die Frustrationen von Musiker/innen und Songschreiber/innen zu beseitigen, deren Vergütung angesichts ihrer zentralen Rolle für den Erfolg der Musikstreaming-Industrie weit hinter einem fairen Niveau zurückbleibt."
Caroline Dinenage merkt jedoch auch an:
"Die Regierung muss nun dafür sorgen, dass die Gruppe mehr als nur eine Gesprächsrunde ist und konkrete Veränderungen herbeiführt, damit die talentierten Kreativen und Künstler/innen in diesem Land für ihre Kreativität angemessen belohnt werden."
Ob die britische Regierung dies jedoch sicherstellen kann und die Arbeitsgruppe am Ende mehr als eine reine Diskussionsrunde ist, wird sich erst mit der Zeit zeigen.
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