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Unzufriedenheit mit Status Quo

Warner Music veröffentlicht neue Quartalsergebnisse – CEO kritisiert Abrechnungsmodell für Streamingeinnahmen

News von Backstage PRO
veröffentlicht am 17.05.2023

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Warner Music veröffentlicht neue Quartalsergebnisse – CEO kritisiert Abrechnungsmodell für Streamingeinnahmen

Das Warner-Gebäude in Burbank. © Downtowngal - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=32849479

Die Warner Music Group veröffentlicht die Ergebnisse des ersten Quartals 2023. In diesem Zusammenhang kritisiert CEO Robert Kyncl das aktuell vorherrschende "Pro-Rata"-Modell, zur Verteilung von Streamingeinnahmen und die Tatsache, dass KI- Musiker/innen und "Hintergrundmusik" genauso entlohnt wird wie Songs von "echten" Künstler/innen.

Immer wieder macht die Vergütung von Künstler/innen durch die gängigen Streamingplattformen wie Spotify und Co. negative Schlagzeilen. Nun meldet sich auch Warner Music Group CEO Robert Kyncl zu Wort.

Seine Kritik bezieht sich auf das Bezahlungsmodell, das auf diesen Plattformen vorherrscht. Kyncl ist der Ansicht: Stream ist nicht gleich Stream und ein Pro-Rata-Modell, das alle Streams ohne Rücksichtnahme auf deren Inhalte mit demselben Betrag vergütet, daher nicht angemessen:

"Ein Ed Sheeran-Stream ist mehr wert wie ein Stream von Regen, der auf ein Dach fällt. Jetzt, wo die Industrie gesund ist und ein unglaublich gutes Wachstum aufweist, ist es an der Zeit, neu zu bewerten, wie wir DSPs (Digital Service Provider) wie Spotfy lizenzieren."

Ausnahme Musikindustrie

Tatsächlich ist die Musikindustrie mit diesem Auszahlungs-System ein Einzelfall. Im Sport etwa ist es gängig, dass Sportler/innen bei selber Stundenzahl unterschiedliche Gehälter vorweisen, je nachdem wie hoch ihr Wert für ihren Verein ist.

Auch Kyncl betont: Die Musikindustrie könne nicht der einzige Zweig bleiben, der hochwertigen Künstler/innen keinen höheren Wert beimisst und das ARPU-Wachstum (Average Revenue per User) nicht wie jede andere Branche vorantreibt.

Zu niedrige Streaminggebühren

Kyncl kritisiert auch, dass die Kosten für Musikstreaming im Gegensatz zu anderen Dienstleistungen verschiedener Plattformen nicht bzw. wenig angehoben wurden. Zum Beispiel habe Youtube den Preis für YouTube TV seit der kostenpflichtiger Einführung des Services 2017 um 100 Prozent erhöht, während der für YouTube Music seit 2015 "nicht um ein Prozent" gestiegen sei.

Immerhin haben die großen Streamingplattformen, bis auf Spotify, inzwischen ihre Gebühren um einen Euro angehoben. Auch Spotify CEO Daniel Ek erklärte jüngst, diese erhöhen zu wollen "wenn die Zeit reif ist".

Dies seien Schritte in die richtige Richtung, sollten jedoch nicht die einzigen bleiben, so Robert Kyncl. Die Anbieter hätten das Richtige für sich selbst, die Shareholder und die kreative Community getan. Es gäbe keine Anzeichen dafür, dass Kund/innen abwanderten.

Aktuelles Modell war gut für die Industrie

Kyncl betont jedoch auch, dass das Pro-Rata-Abrechnungsmodell in der Vergangenheit "sehr, sehr gut" für die Industrie gewesen sei, indem es ihr nach einem Tiefpunkt dazu verholfen habe sich zu einer wiederkehrenden Einnahmequelle zu entwickeln. 

Dazu beigetragen hätten etwa mit dem Abrechnungsmodell einhergehende Neuerungen wie die Personalisierung, das Premium-Erlebnis und die große Menge an Daten über die Kund/innen, die dadurch generiert werden konnte. 

Dass sich das Pro-Rata-Abrechnungsmodell in der Vergangenheit gut ausgezahlt habe, hieße laut Kyncl jedoch nicht, dass es das Richtige für die nächsten zehn bis zwanzig Jahre sei. Die Neubewertung der Lizenzstruktur der Vereinbarungen zwischen WMG und den Internetservices hätte oberste Priorität, so Kyncl.

Sinkende Streamingeinnahmen

Robert Kyncl tätigte seine Äußerungen während eines Calls bezüglich der aktuellen Quartalszahlen. Insgesamt verzeichnete Warner ein Wachstum von 4,6 Prozent auf 1,399 Milliarden US-Dollar Gesamtumsatz im Vergleich zum letzten Quartal.

Der Umsatz im Bereich Recorded Music stieg dabei um 2,2 Prozent auf 1,143 Millionen US-Dollar, worunter auch der Umsatz im Bereich Streaming Recorded Music fällt, der ebenfalls um 2,2 Prozent auf 773 Millionen US-Dollar im Vergleich zum letzten Quartal stieg.

Warner Chef Kyncl sprach dementsprechend auch von einer "Underperformance" im Bereich Recorded Music. Dennoch zeigt sich der neue CEO der WMG "optimistisch für die zweite Jahreshälfte und spricht unter anderem von der Rückkehr weltweit bekannter Künstler/innen. 

Diese schwachen Zahlen haben auch Auswirkungen an der Börse. Die Aktie von Warner Music notiert aktuell bei ungefähr 26 US-Dollar und hat im Verlauf des Jahres 2023 mehr als 25 Prozent an Wert verloren! 

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