Rauschen statt Musik
Spotify: Millionenschweres Problem mit White Noise Podcasts
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Spotify. © sgcdesignco via unsplash.com
2019 hat Spotify das Podcast-Unternehmen Gimlet sowie die Podcast-Erstellungs-App Anchor mit dem Ziel übernommen, der führende Produzent von Podcasts weltweit zu werden. Mit der Zeit ist die Plattform gewachsen; 2022 wurden 44 % aller Podcasts auf Anchor gehostet.
Podcasts machen Ärger
Spotifys Schwenk in Richtung Mainstream-Podcasts hat Konsequenzen. Die Podcastproduktion ist so hoch wie nie, aber die Hoffnungen, die Spotify darin setzte, haben sich in ökonomischer Hinsicht nicht erfüllt, weshalb das Unternehmen längst eine Kehrtwende vollzogen hat.
Zudem hat der von Spotify befeuerte Podcast-Boom dazu geführt, dass Inhalte nach oben gespült werden, die Spotify nicht schätzt. Vor allem einer Kategorie steht das Unternehmen kritisch gegenüber: sog. White Noise-Podcasts.
Großer Erfolg mit weißem Rauschen
"Weißes Rauschen" in stundenlanger Dauerschleife soll Stress reduzieren und eine beruhigende Wirkung auf Hörer/innen haben. Und die Resonanz ist groß: Laut Bloomberg sollen Podcasts dieser Art rund 3 Millionen Stunden am Tag gehört werden.
Mindestens 18.000 US-Dollar sollen White Noise Creator im Monat durch Werbung, die Spotify in das Programm einfügt, verdienen können. Spotifys Algorithmus, der "Talk"-Inhalte bevorzugt, fördert diese Inhalte zusätzlich.
Nicht rentabel genug
Einem internen Dokument zufolge soll Spotify in Erwägung gezogen haben, White Noise Podcasts zu entfernen und zukünftige Uploads zu verbieten. Würden die 3 Millionen Konsumstunden täglich auf vergleichbare Programme umgeleitet, könnte der jährliche Bruttogewinn von Spotify um 35 Millionen Euro steigen, so Bloomberg.
Ein Spotify-Sprecher gab bekannt, dass die Überlegung nicht in die Tat umgesetzt wurde. Trotzdem sollen in den letzten Monaten immer wieder White Noise Programme von der Plattform oder aus Konten von Abonnent/innen verschwunden sein.
Einige Podcaster berichten über das zeitweise Verschwinden einiger Episoden, was zu bedeutenden Zuschauer/innen-Einbußen geführt haben soll. Ob dahinter ein systematischer Plan steht, ist nicht klar, da Spotify jede Auskunft verweigert.
Plattformübergreifendes Problem
Nicht nur Spotify stört sich an White Noise. Sowohl Universal Music Group-CEO Lucian Grainge als auch Robert Kyncl, CEO von Warner Music, äußerten sich kritisch gegenüber White Noise Podcasts, die aus dem selben Tantiemenpool bezahlt werden wie ihre Superstars.
Damit stellt sich wieder das alte Thema der Frage nach dem besten Abrechungssystem auf Streaming-Plattformen. Sollen alle Inhalte gleich behandelt werden oder sollten tatsächliche Künstler/innen gegenüber den Erzeuger/innen von weißem Rauschen oder Natur- bzw. Meeresgeräuschen bevorzugt werden? Die Frage wird uns einige Zeit beschäftigen.
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