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So vermeidest du den Burnout

Stress bei Musikern: Ursachen und Lösungen

Tipps für Musiker und Bands von Carina Reitz
veröffentlicht am 23.08.2019

gesundheit

Stress bei Musikern: Ursachen und Lösungen

Burnout vermeiden. © joseasreyes / 123RF

Damit es für dich nicht zum Äußersten kommt, nehmen wir das Thema Stress in diesem Artikel mal genauer unter die Lupe: woher kommt er, was macht er mit dir und wie kannst du ihn vermeiden? Und vor allem: wie gehst du als Musiker mit den für dich typischen Stress-Situationen um?

Wir leben in einer Leistungsgesellschaft. Davon bleibt die Musikbranche nicht verschont. Klar, damit erzähle ich dir nichts Neues. Auch für dich als Musiker sind die damit verbundenen "Nebenwirkungen" alltäglich spür- und sichtbar: Stress, hohe Erwartungen, Druck von allen Seiten, eine ungesunde Lebensweise. Und wenn es ganz hart kommt: Burnout, Depressionen.

Stress und seine Folgen

Laut Definition handelt es sich bei Stress um "erhöhte Beanspruchung, Belastung physischer oder psychischer Art". Dabei ist das Stressempfinden höchst individuell; was den einen massiv unter Druck setzt, ist für den anderen noch gut zu bewältigen. Es spielen also zum einen deine persönlichen Voraussetzungen eine Rolle dabei, ob und wie sich Stress negativ bei dir auswirkt.

Der zweite wichtige Faktor ist die Zeit. Je länger stressige Phasen andauern, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie zu ernsten gesundheitlichen Einschränkungen führen. Genau deshalb ist es wichtig, dass du dich selbst gut beobachtest, um mögliche Symptome zeitnah erkennen zu können.

Es kann zum Beispiel hilfreich sein, ein Stress-Tagebuch zu führen. Das kann dir übrigens auch gleichzeitig dabei helfen zu erkennen, welche Faktoren in deinem Leben als Stressauslöser fungieren. Aus eigener Erfahrung kann ich dir sagen, dass da durchaus überraschende Erkenntnisse entstehen.

Abgesehen von den individuellen Gegebenheiten lassen sich bei Musikern bestimmte berufstypische Stress-Situationen identifizieren. Einige davon schauen wir uns im Folgenden genauer an.

Tour- und Promo-Stress

Natürlich ist es das Größte, wenn du mit deiner Musik erfolgreich bist. Ein Album produzieren, es anschließend promoten und damit auf Tour gehen. Da überlegst du nicht zwei Mal. Allerdings ist so ein Programm meist eng getaktet und du hetzt von einem Termin zum anderen: ein Interview hier, ein Auftritt da und zwischendurch noch eine Instastory oder ein Facebook-Posting – Selfmarketing eben. Da ist es nicht weiter verwunderlich, wenn bald erste unerwünschte Begleiterscheinungen auftreten.

Damit die Stressfalle nicht zuschnappt, solltest du dich gut organisieren und zwischendurch immer wieder für kurze Auszeiten sorgen, in denen du deine Akkus aufladen kannst. Das gilt natürlich auch für den Rest der Band. Das Problem: eine gute Organisation will gelernt sein. Was uns direkt zum nächsten Punkt bringt.

Mangelndes Zeit- und Selbstmanagement

Klar kannst du nicht immer alle Termine selbst bestimmen und musst dich an Vorgaben von außen halten. Aber genau dann ist es umso wichtiger, über ein gutes Zeit- und Selbstmanagement zu verfügen.

Zeitmanagement bedeutet: vorausschauend planen, Pufferzeiten für Unvorhergesehenes einrechnen, klare Prioritäten setzen und ggf. Aufgaben abgeben. Zur Unterstützung gibt es da eine ganze Reihe erprobter Methoden, wie zum Beispiel das Eisenhower-Prinzip, die 80:20-Regel oder die ALPEN-Methode.

Mit Selbstmanagement ist gemeint, dass du nach dir selbst schaust. So kannst du rechtzeitig erkennen, wenn dir etwas zu viel wird und du eine Pause brauchst. Idealerweise planst du die Pausen direkt in deinen Tagesablauf ein und kommunizierst sie auch nach außen, das schafft Verbindlichkeit und du steckst von Anfang an klare Grenzen ab.

Erfolgsdruck

Wenn's läuft, dann läuft's. Aber Erfolg hat auch einen entscheidenden Nachteil: es wird von dir erwartet, dass du diesen Erfolg immer wieder bestätigst. Blöderweise gibt es keine Erfolgsformel, die dir garantiert, dass du oben bleibst, wenn du einmal dort angekommen bist. Jeder neue Song, jedes Album, jeder Gig muss sich bewähren. Der Druck von außen wird größer, je mehr Menschen an deinem Erfolg beteiligt sind und die wollen ein möglichst großes Stück vom Kuchen abhaben und das in möglichst schöner Regelmäßigkeit.

Letztendlich ist das Business nun mal so, entscheidend ist, wie du mit diesem Druck umgehst. Und da kann es ganz sinnvoll sein, zunächst mal den Begriff Erfolg für dich selbst zu definieren: was bedeutet für dich Erfolg? Was willst du erreichen und was bist du bereit, dafür zu geben?

Wenn du das für dich klar hast, solltest du das auch deutlich nach außen kommunizieren und dir da auch nicht reinquatschen lassen. Ja, ich weiß, das ist oft leichter gesagt, als getan. Aber Grenzen setzen ist eine Fähigkeit, die man gut lernen kann. Und die sorgt nicht nur dafür, dass du bei dir selbst und gesund bleibst, sie verschafft dir zudem auch Respekt.

Existenzängste

Natürlich äußert sich Erfolgsdruck nicht nur bei denen, die bereits oben angekommen sind. Prinzipiell steht jeder Musiker unter diesem Druck, wenn er mit seiner Musik Menschen erreichen und letztendlich davon leben will.

Existenzängste sind bei Künstlern generell keine Seltenheit. Der tägliche Kampf ums Überleben, während man seiner Berufung folgt. Die Kohle wäre in einem "richtigen Job" leichter verdient, aber Erfüllung sieht anders aus. Deshalb fahren viele Musiker zweigleisig, gerade auch zu Beginn der Karriere. Und das ist auch überhaupt nicht schlimm, sondern durchaus eine weise Entscheidung. Vor allem, wenn du nicht nur selbst von deinem Geld leben musst, sondern vielleicht auch noch eine Familie zu versorgen hast.

Sicherheit auf der einen Seite und Entfaltung in der Musik auf der anderen müssen sich nicht gegenseitig ausschließen und es muss ja auch nicht für immer sein. Aber es reduziert den individuellen Stresspegel ungemein. Außerdem muss der Brotjob kein komplett themenfremder sein, denn auch in der Musikbranche gibt es eine Reihe interessanter Tätigkeiten, die du zur finanziellen Absicherung ausüben kannst.

Eigene Erwartungen/Perfektionismus

Diesen Punkt hätte ich eigentlich an den Anfang stellen müssen, denn meist bist du es selbst, der dir den größten Stress macht. Nichts ist belastender, als den eigenen Erwartungen permanent standhalten zu müssen. Dabei ist gegen eine gesunde Portion Perfektionismus nichts einzuwenden, denn er sorgt dafür, dass du fokussiert bleibst. Aber wie so oft kommt es auf die richtige Dosierung an.

Ein Zuviel an Perfektionismus bremst dich eher aus. Du wirst nie richtig fertig oder fängst erst gar nicht an, weil irgendwelche Rahmenbedingungen nicht deinen Vorstellungen entsprechen oder sich Dinge nicht so umsetzen lassen, wie es in deinen Augen perfekt wäre.

Was dagegen hilft? Gelassenheit.

Die Dinge auch mal "unfertig" in die Welt bringen. Meine persönliche Erfahrung hat übrigens gezeigt: Wenn ein Perfektionist "nur" 80% gibt, sind die oft qualitativ genauso gut, wie die 100% eines Chaoten.

Konflikte mit dem Umfeld

Die vorher genannten Punkte führen nicht selten zu Konflikten: ihr seid euch in der Band uneinig über die weitere Ausrichtung, das Management macht euch Druck und Freunde und Familie sind sauer, weil sie dich kaum noch zu Gesicht bekommen. Ungelöste Konflikte können sich zu echten seelischen Belastungen auswachsen. Deshalb solltest du sie gar nicht erst entstehen lassen.

Das fordert von dir allerdings eine klare Kommunikation nach allen Seiten. Mach deutlich, was dir wichtig ist und wie deine Prioritäten gerade liegen. Auf der anderen Seite solltest du aber auch genau zuhören: was wünscht sich dein Umfeld? Und dann heißt es: gute Kompromisse finden!

Fazit

Es ist schwierig, ein so komplexes Thema wie Stress in einem einzigen Artikel abzuhandeln. Dennoch hoffen wir, dass dieser Beitrag den ein oder anderen wertvollen Impuls bei dir setzen konnte. Eventuell findest du auch in einem der anderen Artikel zum Themenfeld Gesundheit passende Anregungen für dich.

Eines ist an dieser Stelle noch wichtig: wenn du das Gefühl hast, den Stress nicht mehr richtig im Griff zu haben, dann hole dir Unterstützung. Das können Freunde und die Familie sein. Manchmal ist aber ein unabhängiger Dritter die richtige Wahl, vor allem, wenn es dir um Unvoreingenommenheit geht.

Mit einem kompetenten Coach an deiner Seite kannst du dem Stress den Kampf ansagen. Einen solchen erkennst du übrigens auch daran, dass ein kostenloses und unverbindliches Kennenlerngespräch möglich ist. Allerdings sind seiner Arbeit auch Grenzen gesetzt. Wenn du das Gefühl hast, in eine Depression abzurutschen oder bereits drinzustecken, bist du bei einem erfahrenen Psychotherapeuten richtig aufgehoben.

Jetzt bist du dran: Wie sind deine Erfahrungen mit Stress? Welche Tipps hast du für uns?

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